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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Investoren-Entscheidung der Bundesliga Ein Ja mit Folgen? Jetzt droht ein großer Knall
Am Montag sprach sich die Mehrheit der Klubs der 1. und 2. Bundesliga für die DFL-Gespräche mit Investoren aus. Doch noch immer ist nicht von allen Vereinen das Ergebnis bekannt.
Genau zwei Drittel der 36 Bundesliga-Klubs haben am Montag für die Aufnahme von Gesprächen mit Interessenten für ein DFL-Investment gestimmt. Schon vor dem Treffen waren von einigen Klubs die Positionen bekannt. Der 1. FC Köln und der FC St. Pauli waren beispielsweise klar gegen einen Einstieg, Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund hingegen klar dafür.
Nach der Entscheidung teilten viele weitere Teams mit, wie sie gestimmt haben. Unter anderem verkündeten Hertha BSC und Fortuna Düsseldorf ihr Nein, der VfB Stuttgart und der Karlsruher SC ihr Ja.
Doch von fünf Klubs war auch am Dienstag noch keine Tendenz bekannt: Die Zweitligisten Wehen Wiesbaden, Holstein Kiel, 1. FC Kaiserslautern, SV Elversberg und Hannover 96 haben sich noch nicht geäußert. Offen sind nur noch vier Jastimmen und eine Neinstimme. Laut der "Bild"-Zeitung ist der 1. FC Kaiserslautern die offene Neinstimme und soll sich demnach gegen den Einstieg ausgesprochen haben.
Sollte das stimmen, wäre das bei Hannover 96 besonders brisant. Denn als Repräsentant des Klubs war Martin Kind bei der Abstimmung in Frankfurt. Kind ist Geschäftsführer der ausgegliederten Profifußball-Abteilung. Der Mutterverein, Hannover 96 e.V., wies ihn an, mit Nein zu stimmen. Kind aber gilt als Befürworter des Investorendeals. Da die Abstimmung geheim war, ist nicht bekannt, wie er gestimmt hat. Klar ist nur, dass er sich nicht enthielt, da die beiden Enthaltungen mit Osnabrück und Augsburg bekannt sind. Auf Anfrage der "Sportschau" reagierte Kind am Montag nach der Wahl mit folgenden Worten: "Es war doch eine geheime Wahl."
Eine angespannte Lage
Sollte der 1. FC Kaiserslautern bestätigen, mit Nein gestimmt zu haben, wäre klar, dass Martin Kind dem Antrag zugestimmt hat, obwohl er mit Nein hätte stimmen sollen.
Inwiefern die Führung des Hannover 96 e.V. dann gegen das Ergebnis vorgehen würde, ist unklar. Da die Wahl geheim ist, kann auch nicht belegt werden, dass Kind tatsächlich mit Nein stimmte. Trotzdem droht in Hannover ein großer Knall.
Denn die Lage zwischen Kind und der Vereinsspitze ist ohnehin angespannt. Im Sommer 2022 hatte die Klubführung den inzwischen 79-Jährigen als Geschäftsführer abberufen, woraufhin dieser vor Gericht zog. Er gewann den Prozess und durfte im Amt bleiben, sehr zum Ärger des e.V.
Da auch die aktive Fanszene der Niedersachsen ein Problem mit ihm hat und regelmäßig durch "Kind muss weg!"-Plakate auffällt und sich auch klar gegen den Investorendeal aussprach, wird es wohl auch hier noch ein Nachspiel geben.
Wer wie gestimmt hat
Ja: FC Bayern, Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen, RB Leipzig, VfB Stuttgart, TSG Hoffenheim, Eintracht Frankfurt, Borussia Mönchengladbach, VfL Wolfsburg, Werder Bremen, 1. FC Heidenheim, VfL Bochum, Mainz 05, Darmstadt 98, Hamburger SV, Greuther Fürth, SC Paderborn, Schalke 04, Karlsruher SC, Hansa Rostock
Nein: 1. FC Köln, SC Freiburg, Union Berlin, FC St. Pauli, Hertha BSC, Fortuna Düsseldorf, Eintracht Braunschweig, 1. FC Nürnberg, 1. FC Magdeburg
Enthaltung: VfL Osnabrück, FC Augsburg
Offen: Hannover 96, SV Elversberg, Wehen Wiesbaden, Holstein Kiel, 1. FC Kaiserslautern
Was steckt hinter dem Deal?
Der Plan sieht vor, sechs bis acht Prozent der Anteile einer DFL-Tochtergesellschaft, in welche die kompletten Medienrechte ausgelagert werden, für 20 Jahre zu verkaufen. Dafür soll es zwischen 800 Millionen und einer Milliarde Euro geben.
Das heißt aber auch, dass die Klubs in den nächsten 20 Jahren in jeder Saison auf sechs bis acht Prozent aus dem Verkauf der Medienrechte zugunsten des Geldgebers verzichten müssen.
Eine Beispielrechnung ist einfach: Derzeit erlöst die Liga (national plus international) 1,37 Milliarden Euro pro Spielzeit. Sollte dieser Preis stabil bleiben, würde der Geldgeber in jeder Saison um die 100 Millionen Euro kassieren. Über 20 Jahre wären das zwei Milliarden. Die Anschubfinanzierung für die DFL-Pläne ist also erst einmal ein großes Verlustgeschäft.
Die DFL braucht dem Plan nach das Geld, weil sie den Profifußball fit für die Zukunft machen möchte. Von der erhofften Milliarde sollen 600 Millionen Euro in die Digitalisierung und die Internationalisierung gehen. Dabei soll unter anderem eine Streamingplattform aufgebaut, die Auslandsvermarktung angeschoben, bessere Werbung ermöglicht und illegales Streamen bekämpft werden.
300 Millionen erhalten gemäß dem gültigen Verteilerschlüssel die Klubs, um die zunächst entstehenden Medien-Mindereinnahmen auszugleichen. Mit den restlichen 100 Millionen soll ein Vergütungssystem geschaffen werden, das die Klubs belohnt, die zu Werbezwecken ins Ausland reisen.
- Eigene Recherche
- Nachrichtenagentur SID
- sportschau.de: "Knappe Zustimmung – Klubs machen Weg für DFL-Investor frei"
- bild.de: "Diese 10 Klubs haben mit NEIN gestimmt"