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Rückkehr ins DFB-Tor: Annäherung zwischen Neuer und Nagelsmann


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Rückkehr ins DFB-Tor
Annäherung zwischen Neuer und Nagelsmann


Aktualisiert am 29.09.2023Lesedauer: 6 Min.
Manuel Neuer (l.) und Julian Nagelsmann: Das Verhältnis der beiden galt beim FC Bayern als belastet.Vergrößern des Bildes
Manuel Neuer (l.) und Julian Nagelsmann: Das Verhältnis der beiden galt beim FC Bayern als belastet. (Quelle: IMAGO/Sascha Walther)

Manuel Neuer greift wieder an – beim FC Bayern und in der Nationalelf. Nach t-online-Informationen steht er in gutem Austausch mit Bundestrainer Nagelsmann.

Manuel Neuer ließ den Ball nicht aus den Augen. Er machte noch ein paar schnelle Trippelschritte, dann sprang er mit aller Kraft ab und hechtete in die rechte untere Torecke. Nachdem er den Ball am Boden liegend mit seiner rechten Hand um den Pfosten gelenkt hatte, sprintete er sofort zurück in die Tormitte. Und wehrte auch den anschließenden Nachschuss noch in ähnlicher Art und Weise ab.

Bei den gemeinsamen Übungseinheiten mit seinem Stellvertreter Sven Ulreich und Michael Rechner, dem Torwarttrainer des FC Bayern, hinterließ der 37-Jährige in den vergangenen Tagen an der Säbener Straße einen hochmotivierten und vor allem äußerst fitten Eindruck. Seine Bewegungen wirkten agil und kraftvoll – etwaige Beschwerden waren ihm nicht mehr anzumerken. Neuer wirkte fast schon wieder ganz wie der Alte.

Und wie aus Neuers Umfeld beim FC Bayern zu hören ist, ist der Weltmeister von 2014 sehr optimistisch, genau das auch wieder zu werden und sein vormaliges Weltklasseniveau schon bald wieder zu erreichen. Die Voraussetzungen dafür seien jetzt geschaffen und würden sich jetzt auch für ihn persönlich endlich so anfühlen, ist zu vernehmen. Dementsprechend gut gelaunt präsentierte sich Neuer am Sonntag beim Oktoberfestbesuch der Mannschaft. Er lachte viel und wirkte an der Seite seiner Partnerin Anika Bissel glücklich.

Freund kündigt Neuers Rückkehr an

Die Eindrücke, die der fünfmalige Welttorhüter nun auf dem Trainingsplatz hinterließ, bestätigten jedenfalls das, was Sportdirektor Christoph Freund am Dienstagabend am Rande des DFB-Pokalspiels in Münster (4:0) bereits angekündigt hatte. Der Österreicher war danach im ZDF gefragt worden, ob er schon eine Prognose für Neuers Rückkehr geben könne.

"Noch nicht ganz genau, aber es ist nicht mehr weit, Es kann sich nur noch um Tage handeln", antwortete Freund überraschend forsch. "Man ist natürlich ein bisschen vorsichtiger, weil er jetzt längere Zeit raus war, da ist die Belastungssteuerung wichtig", schränkte der 46-Jährige zwar ein, "aber ich hoffe, in den nächsten Tagen, in der nächsten Woche wird das positiv sein und er ist bei der Mannschaft dann."

Knapp zehn Monate nach Neuers bei einer Skitour erlittenem Schien- und Wadenbeinbruch ist das Ende seiner langen Leidenszeit also endlich in Sicht. Bayern-Coach Thomas Tuchel sehnte die Rückkehr seiner Nummer eins ins Mannschaftstraining längst herbei. Am Donnerstag war es soweit. Neuer konnte Teile der Einheit mit dem Team absolvieren. Freund hat also recht behalten.

Neuer: Die letzten Hindernisse scheinen überwunden zu sein

Eigentlich war der Einstieg ins Mannschaftstraining schon früher in dieser Woche angedacht. Weil Neuers Körper auf die Belastungssteigerung reagierte, wurde sie nun aber nochmals verschoben. Die leichten Probleme, die plötzlich am eigentlich gesunden linken Bein auftraten, waren aber nichts, was Neuer und sein Umfeld beunruhigte. Schließlich wurden die von den behandelnden Medizinern als normale Begleiterscheinungen eingeordnet, die nach einer solchen Verletzung immer vorkommen können.

Tuchel beschrieb Neuers Symptome nicht als Blessur, sondern als "Beschwerden in der Wade, die sehr diffus sind und mal kommen und mal gehen. Wir wollen kein Risiko eingehen, dass daraus eine Verletzung wird."

Diese letzten Hindernisse scheinen nun aber überwunden zu sein. Neuer sei weiter "sehr positiv, weil er glaubt, dass es sehr, sehr schnell geht, sobald er im Mannschaftstraining ist, dass er zurück ist und das hat, was er für den Wettkampf braucht", sagte Tuchel bereits zuletzt. "Das glaube ich ihm, da kennt er sich besser, als ich ihn kenne."

Tuchel: "Neuer würde am liebsten morgen im Tor stehen"

Jemand, der mit Neuer in täglichem Austausch steht, zieht einen Vergleich mit einem Rennpferd, das nun endlich aus dem Stall und wieder Rennen bestreiten wolle. Tuchel beschrieb Neuers Ehrgeiz und Ungeduld ähnlich: "Er brennt sowieso und würde am liebsten morgen im Tor stehen."

Sollte der momentane Plan so aufgehen, ist Neuers Comeback im Bayern-Tor jedenfalls nur noch eine Frage der Zeit. Dass es keinerlei Zweifel daran gibt, dass Tuchel dann wieder voll auf Neuer als Nummer eins setzen wird, das hat der Bayern-Coach bereits mehrfach betont.

Steht Nagelsmann Neuers DFB-Comeback im Weg?

Spannender ist dagegen die Frage, ob Neuer, wenn er wieder komplett fit ist, auch ins Tor der deutschen Nationalmannschaft zurückkehren wird. Vor allem, nachdem Julian Nagelsmann nun Hansi Flick als neuen Bundestrainer abgelöst hat. Einige Experten und Beobachter interpretierten in diesen Personalwechsel bereits voreilig das damit vermeintlich besiegelte Ende von Neuers Karriere in der Nationalmannschaft hinein, die er bis zu seiner Verletzung noch als Nummer eins im Tor und Kapitän anführte.

Das Verhältnis zwischen Neuer und dem Ende März beim FC Bayern entlassenen Coach galt schließlich spätestens seit Beginn des Jahres als ziemlich kompliziert und belastet. Der Hauptgrund dafür ist vor allem die damals von Nagelsmann mit vorangetriebene Freistellung von Neuers langjährigem Torwarttrainer, Vertrauten und Trauzeugen Toni Tapalovic. Im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" hatte Neuer davon gesprochen, dass sich das sich für ihn so angefühlt habe, als sei ihm "das Herz rausgerissen worden".

"Die Bayern-Vergangenheit könnte Nagelsmann einholen"

"Wenn das Thema vielleicht nicht ausgeräumt ist, was ich hoffe, dass es schon ist, dann könnte das natürlich belastend sein", sagte Bastian Schweinsteiger am Samstag in der "Sportschau" und mutmaßte deshalb: "Die Bayern-Vergangenheit könnte Nagelsmann einholen."

Dass es Auseinandersetzungen gab, bestreitet niemand. Nach t-online-Informationen wurden die Dinge aber diskutiert und die Meinungsverschiedenheiten dabei ausgeräumt. Ohne Details zu nennen, hatte auch Nagelsmann noch als Bayern-Trainer Anfang Februar, unmittelbar vor dem Achtelfinalhinspiel in der Champions League bei Paris Saint-Germain, von einer ersten Aussprache mit Neuer berichtet.

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Annäherung zwischen Neuer und Nagelsmann

Wie t-online nun erfuhr, gab es aber auch nach Nagelsmanns Entlassung in München einen direkten Austausch zwischen den beiden, der Kontakt besteht weiterhin. Es gab zuletzt eine klare Annäherung zwischen Neuer und Nagelsmann.

Zwischen beiden sei "alles im Reinen", sagt jemand, der beide gut kennt, über ihr aktuelles Verhältnis zueinander. An Nagelsmann als Bundestrainer wird eine mögliche Rückkehr von Neuer ins Tor der Nationalmannschaft also nicht scheitern. Ob es am Ende tatsächlich so kommen wird, ist trotzdem eine brisante Frage, deren Beantwortung wohl in erster Linie davon abhängen wird, wann und in welcher Verfassung Neuer tatsächlich auf den Platz zurückkehren wird.

"Das Allerwichtigste ist – und das habe ich auch als Bayern-München-Trainer gesagt –, dass wir Manu die nötige Zeit geben, gesund zu werden und wieder 100 Prozent Leistungsfähigkeit zu kriegen. Das ist das Allesentscheidende", sagte Nagelsmann bei seiner Antrittspressekonferenz am vergangenen Freitag, "und wenn die Situation eintritt, werden wir das bewerten." Damit ließ sich der 36-Jährige in der Öffentlichkeit alle Optionen offen.

Nagelsmann bestätigt Kontakt zu Neuer

Neuer habe "eine sehr, sehr schwere Verletzung" erlitten, sagte Nagelsmann und bestätigte zumindest indirekt den bestehenden direkten Draht zu Neuer: "Ich bin da auch immer im Austausch gewesen. Auch in der Zeit, wo ich jetzt nicht mehr Trainer gewesen bin, war ich im Bilde über seinen Gesundheitszustand."

Noch in Abwesenheit von Neuer hat Nagelsmann die Entscheidung seines Vorgängers Flick bestätigt und İlkay Gündoğan auch zu seinem Kapitän bestimmt. Daran wird er wohl auch im Falle einer Neuer-Rückkehr nun nichts mehr ändern.

Dessen Ziel ist und bleibt es aber weiterhin, im kommenden Sommer bei der Europameisterschaft im eigenen Land im Tor zu stehen. Mit genau diesem Selbstverständnis geht er seinen Neustart jetzt an. Und sieht sich auch weiterhin als klare Nummer eins – sowohl beim FC Bayern als auch in der Nationalelf vor seinem Herausforderer Marc-André ter Stegen. An der Torhüter-Konstellation, für sich betrachtet, ändert die bloße Ernennung von Nagelsmann als Bundestrainer per se ohnehin erst mal nichts.

"Wir haben das große Glück, nicht nur die beiden (Neuer und ter Stegen; Anm. d. Red.) zu haben, wir haben ja noch ein paar mehr herausragende Torhüter", sagte Nagelsmann: "Da gibt's einige Nationen, die das auch gerne hätten." Und einen fitten Manuel Neuer in Topform hätte ganz sicher jeder Trainer der Welt gerne als Rückhalt im Tor seiner Mannschaft – Nagelsmann ist da keine Ausnahme.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche und Hintergrundgespräche
  • Auftakt-Pressekonferenz von Julian Nagelsmann als Bundestrainer am 22. September
  • Pressekonferenz von Julian Nagelsmann als Bayern-Trainer am 10. Februar
  • ZDF-Interview mit Christoph Freund am 26. September
  • Interview mit Bastian Schweinsteiger in der Sportschau am 23. September
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