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FC Bayern | Kabinen-Prügelei: Nicht nur Mané und Sané machen Probleme


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Wirbel beim Rekordmeister
Der FC Hollywood ist zurück


Aktualisiert am 14.04.2023Lesedauer: 7 Min.
Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic (l.): Die Bayern-Bosse hatten in den vergangenen Monaten mit viel Unruhe zu kämpfen.Vergrößern des Bildes
Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic (l.): Die Bayern-Bosse hatten in den vergangenen Monaten mit viel Unruhe zu kämpfen. (Quelle: IMAGO/Bernd Feil/M.i.S.)
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Jetzt also auch noch eine Kabinen-Prügelei. Beim FC Bayern ist in den vergangenen Monaten viel drunter und drüber gegangen. Eine Übersicht.

Den Spitznamen FC Hollywood trägt der FC Bayern in München nur ungern. Denn er steht nicht für Ruhm und Ehre, sondern für Drama und Unruhe. Und davon hatte der deutsche Rekordmeister in den vergangenen Monaten genug. Während die Saison bis zur WM-Pause relativ normal verlief, nahm sie mit dem deutschen Aus in Katar Fahrt auf. Seitdem ist in München keine Ruhe mehr eingekehrt und gipfelte nun in einer mutmaßlichen Kabinen-Prügelei zwischen Leroy Sané und Sadio Mané.

Dezember

Nach der WM-Enttäuschung bekommen die deutschen Nationalspieler Urlaub. Manuel Neuer entscheidet sich fürs Skitouren. "Für mich ist das wie Brötchenholen", sollte er später der "Süddeutschen Zeitung" sagen. Doch Neuer stürzt, bricht sich den Unterschenkel. "Es schmerzt zu wissen, dass die aktuelle Saison für mich beendet ist", schreibt er bei Instagram.

Die Titelambitionen der Bayern erleben einen herben Dämpfer. Lothar Matthäus nennt Neuers Verhalten bei Sky "fahrlässig", Bayerns Vorstandschef Oliver Kahn zeigt sich "schockiert". Die Suche nach einem Ersatz beginnt.

Januar

Yann Sommer wird Neuers Nachfolger, kommt aus Gladbach. Bayern-Leihgabe Alexander Nübel (AS Monaco) war zuvor der andere Kandidat, ein Abbruch der Leihe stand im Raum. Nübel ist wenige Tage später im "Sportstudio" des ZDF zu Gast, übt offen Kritik an Bayerns Torwarttrainer Toni Tapalovic und dessen Umgang seit Nübels Wechsel nach Monaco: "Kontakt war nicht viel vorhanden. Davor hatten wir ein normales Verhältnis. Seit ich in Monaco bin, gab es nicht viel Kontakt. (...) Ich glaube schon, dass man sich hätte austauschen können über die Situation, wie es so läuft. Aber es war nicht der Fall."

Zudem sagt er über die freundschaftliche Beziehung zwischen Neuer und Tapalovic: "Klar, die beiden sind sehr gut befreundet. Aber am Ende geht es darum, dass der Torwarttrainer den Torwart bestmöglich trainiert und vorbereitet auf die Spiele." Auf die Kritik von Nübel reagiert kurze Zeit später Sportvorstand Hasan Salihamidzic bei der "Bild". Er gibt zu, dass der Torwarttrainer Kontakt zu Nübel hätte halten müssen: "Ja, das hätte so sein sollen. Darüber werden wir natürlich intern sprechen."

Die Reaktion des FC Bayern kommt schnell. Zwei Tage nach dem Besuch von Nübel im "Sportstudio" ist die Entlassung von Toni Tapalovic beschlossene Sache. In der Mitteilung des Klubs wird Salihamidzic so zitiert: "Toni war als Torwarttrainer unserer Mannschaft an den Erfolgen der vergangenen Jahre beteiligt. Dafür möchten wir uns bei ihm bedanken. Insbesondere Differenzen über die Art und Weise der Zusammenarbeit haben jetzt dazu geführt, dass wir getrennte Wege gehen." Am selben Tag meldet sich noch Neuer via Instagram. In seinem Post spricht er über Tapalovic als einen "Pionier des modernen Torwartspiels". Er dankt ihm zudem dafür, dass dieser ihn besser gemacht habe, und ergänzt: "Ich werde dich vermissen!"

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Fast zeitgleich steht ein anderer im Fokus: Spieler Serge Gnabry. Trainer Julian Nagelsmann gibt seinen Profis vor dem Start der englischen Woche zwei Tage Zeit zum Entspannen. Gnabry nutzt diese für einen Ausflug nach Paris zur Fashion Week. Er postet auf Instagram Bilder seiner Outfits und wird zur Zielscheibe der Führungsetage und der Fans. Hinzu kommt die fehlende sportliche Konstanz von zwei Unentschieden in Folge gegen Leipzig und Köln (jeweils 1:1). Salihamidzic kritisiert seinen Profi danach: "Das ist amateurhaft. Das ist genau das, was ich nicht mag. Das ist nicht Bayern München, irgendwo rumzuturnen, wenn man einen freien Tag hat."

Julian Nagelsmann nimmt seinen Spieler hingegen in Schutz: "Generell habe ich die Überzeugung, dass ein Spieler in seiner Freizeit auch machen kann, was er möchte. Wichtig ist, dass die richtige Antwort dann immer auf dem Platz liegt." Allerdings endet die Partie des deutschen Rekordmeisters gegen Frankfurt kurz danach ebenfalls mit einem 1:1-Unentschieden.

Februar

Und zu allem Übel brodelt es weiter an der Säbener Straße. Denn kein Geringerer als Manuel Neuer gibt der "Süddeutschen Zeitung" und "The Athletic" ein Interview. Der Kapitän spricht das Gespräch mit den Journalisten ab, ohne seinem Klub – wie sonst in der Branche üblich – Bescheid zu sagen. Er äußert scharfe Kritik an den Bossen des FC Bayern. Vor allem in Bezug auf die Entlassung von Torwarttrainer Toni Tapalovic wird Neuer deutlich. Er sagt: "Dieser Schlag hat mich extrem getroffen. Für mich kam das aus dem Nichts. Für Toni auch. Ich habe das überhaupt nicht verstanden. Mich hat das richtig umgehauen."

Neuer legt nach: "Für mich war das ein Schlag, als ich bereits am Boden lag. Ich hatte das Gefühl, mir wird mein Herz rausgerissen, das war das Krasseste, was ich in meiner Karriere erlebt habe. Und ich habe wirklich schon einiges erlebt." Sportvorstand Salihamidzic sagt kurz danach der "Bild am Sonntag", dass er vom Kapitän des Teams so etwas nicht erwartet habe. Stellt zudem klar: "Wenn es Konsequenzen gibt, werden wir zuerst mit Manuel selbst darüber sprechen. Die Enttäuschung, die er wegen Tapas Freistellung beschreibt, die herrscht auch bei uns, weil Manuel seine persönlichen Interessen hier über die Interessen des Klubs gestellt hat."

Auch Bayern-Boss Oliver Kahn ist enttäuscht, sagt der Deutschen Presse-Agentur: "Was Manuel in Teilen dieser zwei Interviews im Zusammenhang mit der Freistellung von Toni Tapalovic gesagt hat, wird weder ihm als Kapitän noch den Werten des FC Bayern gerecht. Zudem kommen seine Aussagen zur Unzeit, weil wir vor ganz wichtigen Spielen stehen." Kurze Zeit später steht für den FC Bayern in Paris das Achtelfinal-Hinspiel der Champions League an. Das Team von Julian Nagelsmann siegt 1:0.

Kurz darauf folgt der nächste Ärger. Vor dem Liga-Spiel gegen den VfL Bochum am 11. Februar wird die taktische Aufstellung von Trainer Nagelsmann in der "Sport Bild" veröffentlicht.

März

Die "Maulwurf-Affäre" nimmt ihren Lauf. Immer mehr Interna werden nach außen getragen. Nagelsmann ärgert sich und spricht auf der Pressekonferenz vor der Partie gegen Leverkusen darüber: "Ich ärgere mich und denke da viel drüber nach, weil ich überlege, was bezweckt die Person, die es weitergibt, was erhofft sie sich. Ich kenne die Motivlage der Person nicht, aber die Person wird sich schon ihre Gedanken dazu machen."

Zu dem Aufruhr kommt dann eine später entscheidende Niederlage. Die Münchner verlieren 1:2 bei Bayer Leverkusen. Der Auftritt der Mannschaft wird von Salihamidzic scharf kritisiert. Der wütende Sportvorstand nach der Partie: "Das war nicht das, was Bayern München bedeutet. Wir haben alles vermissen lassen. Haben uns von einer Mannschaft, die am Donnerstag noch gespielt hat, überrennen lassen." Auch Joshua Kimmich ist frustriert: "Ich sehe nichts Positives in dem Spiel heute."

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Auf die sportliche Niederlage folgt der nächste Aufreger: Am Abend des 23. März schreiben "Bild" und "Kicker", dass der FC Bayern Julian Nagelsmann als Trainer entlässt. Dieser ist zu dem Zeitpunkt im Ski-Urlaub, erfährt demnach aus der Presse von seinem Aus als Coach. Die offizielle Bestätigung der Münchner erfolgt am Freitag um 17.45 Uhr. Die Mitteilung auf der Webseite trägt den Titel: "FC Bayern stellt Julian Nagelsmann frei – Thomas Tuchel wird neuer Trainer."

Die Agentur von Nagelsmann, "Sport360", sagt später Sky, dass es keinerlei Kontaktaufnahme der Bayern zu Nagelsmann gab. Die Agentur hätte demnach selbst bei Nagelsmann anrufen müssen. Salihamidzic erklärt im "Doppelpass" wenige Tage später, dass er mehrmals versucht habe, Nagelsmann zu erreichen, aber dieser nicht ans Telefon gegangen sei.

April

Der Streit setzt sich fort, als Vorstandschef Oliver Kahn vor dem wichtigen Bundesliga-Spiel gegen Borussia Dortmund am 1. April einen Streit mit Sky-Experte Lothar Matthäus vom Zaun bricht. Dieser hatte den Verein zuvor wegen der Umstände der Nagelsmann-Entlassung kritisiert und bemängelt, dass das "Mia san mia"-Gefühl bei den Bayern abhandengekommen sei.

Kahn fordert von Matthäus, seine Kritik zu präzisieren. "Ich frage mich immer: Was genau meinst du? Du setzt das einfach irgendwo in die Landschaft, und dann kann sich jeder aussuchen, was das zu bedeuten hat." Zudem bekräftigt Kahn erneut, dass man Nagelsmann zu erreichen versucht habe, es jedoch nicht der Stil des Vereins sei, jemandem am Telefon zu kündigen.

Nagelmanns Agentur bekräftigt daraufhin, dass die Kontaktaufnahme nicht erfolgt sei. Auch Matthäus sagt, er wisse, dass Kahn nicht die Wahrheit sage. Es entwickelt sich ein tagelanges Hin und Her, bei dem beide Seiten mehrfach öffentlich nachlegen. Das ganze Zoff-Protokoll lesen Sie hier.

Durch den Streit kommt jedoch auch nach dem 4:2-Erfolg beim Tuchel-Debüt gegen Dortmund kaum Ruhe in die Mannschaft – und der nächste Tiefpunkt folgt zugleich. Im DFB-Pokal-Viertelfinale scheitern die Münchner nach einem späten Elfmeter mit 1:2 gegen den SC Freiburg. Die Chance auf das Triple, die die Bayern-Bosse durch die Entlassung von Nagelsmann noch wahren wollten, war damit im zweiten Spiel unter Tuchel bereits dahin.

Zwar gelingt in der Bundesliga nur wenige Tage später durch ein 1:0 die Revanche gegen die Freiburger und damit die Verteidigung der Tabellenführung. Doch dieses Mal ist es Joshua Kimmich, der trotzdem für Aufregung sorgt. Nach dem Sieg jubelt er provokant in Richtung der Freiburger Fans und löst damit eine Rudelbildung aus, da die Gesten den Freiburger Spielern übel aufstößt.

Kimmich selbst entschuldigt sich später für sein Verhalten. "Da waren sehr viele Emotionen dabei, bei uns ist sehr viel abgefallen. Es war ein sehr wichtiger Sieg für uns. Das Pokal-Aus saß tief", erklärt der Bayern-Star nach dem Spiel und fügt hinzu: "Da habe ich mich hinreißen lassen, das muss man nicht machen. Man kann es so sehen, dass es unsportlich war."

Den nächsten wichtigen Sieg hätten die Münchner dann eigentlich im Champions-League-Viertelfinale gegen Manchester City feiern wollen. Doch es kommt bekanntlich anders: Die Elf um Trainer Pep Guardiola und Stürmerstar Erling Haaland ist eine Nummer zu groß und gewinnt das Spiel deutlich mit 3:0. Für die Bayern ist damit die nächste Titelchance so gut wie verloren und am Ende der Saison könnte maximal die Meisterschaft stehen.

Als wäre der sportliche Misserfolg nach dem Trainerwechsel noch nicht schlimm genug, liefern sich die Stars Sadio Mané und Leroy Sané nach dem Spiel auch noch eine handgreifliche Auseinandersetzung in der Kabine. Dabei soll Mané seinem Teamkollegen auf den Mund geschlagen haben – und sorgt damit für die nächste Welle an Negativschlagzeilen.

Bayern reagiert: Die Streithähne müssen sich Berichten zufolge bei der Mannschaft entschuldigen. Mané wird darüber hinaus für das kommende Bundesliga-Spiel gegen Hoffenheim suspendiert und muss eine Geldstrafe zahlen. Diese liegt einem Bericht der "Bild"-Zeitung zufolge im mittleren sechsstelligen Bereich.

Es ist der vorläufige Höhepunkt turbulenter Monate beim FC Bayern. Sportlich werden auch die nächsten Wochen aufregend bleiben. Mit dem Rückspiel gegen Manchester City und dem Endspurt im Meisterkampf stehen weitere wichtige Spiele an. Dabei dürfte den Klub-Bossen daran gelegen sein, endlich für Ruhe im Verein zu sorgen. Damit der FC Hollywood in nächster Zeit wieder vermehrt für positive Schlagzeilen sorgt.

Verwendete Quellen
  • augsburger-allgemeine.de: "Jetzt ist es offiziell: FC Bayern entlässt Nagelsmann"
  • focus.de: "Salihamidzic wettert: Habe Nagelsmann dreimal nicht erreicht nach Entlassung"
  • kicker.de: "Neuer spricht über Ski-Unfall: 'Für mich ist das wie Brötchenholen'"
  • sportbuzzer.de: "Alexander Nübel kritisiert Bayern-Torwarttrainer: 'Gab nicht viel Kontakt' – Salihamidzic kündigt Gespräche an"
  • sportschau.de: "'Amateurhaft' - Salihamidzic rügt Gnabry nach Paris-Trip"
  • sport1.de: "Neuer-Knall! Kahn reagiert"
  • tagesspiegel.de: "Bayern-Vorstandschef Kahn 'schockiert': Manuel Neuer fällt nach Skiunfall bis Saisonende aus"
  • zdf.de: "Nübel: Bayern-Rückkehr scheiterte an Monaco"
  • t-online.de: "Matthäus zu Kahn-Krach: "Ich weiß, dass er lügt"
  • zeit.de: "Matthäus kritisiert Bayern: 'Mia san mia mit Füßen getreten'"
  • fcbinside.de: "Nach Fan-Provokation: Kimmich entschuldigt sich – 'Es waren viele Emotionen dabei'"
  • bild.de: Prügel in der Bayern-Kabine
  • Pressemitteilung des FC Bayern
  • bild.de: "Was Sané nach dem Eklat von den Bossen forderte"
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