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FC Bayern vor Lewandowski-Abgang: Der Druck auf Julian Nagelsmann ist riesig


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Lewandowski vor Abgang
Warum der Druck auf Nagelsmann jetzt riesig ist


Aktualisiert am 14.07.2022Lesedauer: 4 Min.
Julian Nagelsmann: Der Bayern-Trainer geriet bereits zuletzt in die Schlagzeilen.Vergrößern des Bildes
Julian Nagelsmann: Der Bayern-Trainer ist zuletzt in die Schlagzeilen geraten. (Quelle: IMAGO/Frank Hoermann/SVEN SIMON)

Robert Lewandowski wird den FC Bayern wohl noch diese Woche verlassen. Die heikle Personalie lenkt den Fokus auf Vorstandschef Oliver Kahn und den Münchner Trainer Julian Nagelsmann.

Die Dynamik ist stets dieselbe, kurz bevor ein Transfer als perfekt bezeichnet wird. Der Spieler taucht nicht mehr auf den Social-Media-Kanälen des abgebenden Klubs auf. Er wird bei Instagram nicht mehr in den neuen Trikots gezeigt, weil dasselbe Jersey mit dem Nachnamen bald aus dem Sortiment rausmuss. Und er trainiert nur noch dosiert, damit er sich nicht noch verletzt.

Transfer von Robert Lewandowski steht kurz bevor

All das geschieht gerade bei Robert Lewandowski und dem FC Bayern München. Die Anzeichen verdichten sich, dass der Transfer des Bundesliga-Torjägers zum FC Barcelona unmittelbar bevorsteht. Es ist ein Einschnitt für den deutschen Fußball, den der 33-jährige Pole als mehrmaliger Torschützenkönig (siebenmal in neun Jahren) und internationales Aushängeschild geprägt hatte. Und es ist ein Transfer, der sowohl Coach Julian Nagelsmann als auch Vorstandschef Oliver Kahn gehörig unter Druck setzt.

"Dieses ganze Theater und dieser ganze Alarmismus, ich mein, das ist ja etwas, das wir auch aus der Vergangenheit kennen. Und das ist jetzt nicht etwas, was uns Kopfzerbrechen bereitet. Wir haben dem Berater von Robert Lewandowski ein Angebot unterbreitet. Er hat dieses Angebot abgelehnt, und das ist auch sein gutes Recht", hatte der 53-jährige Kahn auf der Meisterfeier im Mai dem Bayerischen Rundfunk (BR) gesagt.

Und weiter meinte der Badener auf dem Münchner Rathausbalkon: "Fakt ist: Robert hat bei uns noch einen Vertrag für die nächste Saison, und diesen Vertrag wird er auch erfüllen. Basta! Wir sind da sehr klar und sehr konsequent." Doch: Die "Basta"-Aussage fliegt dem einstigen Weltklasse-Torwart jetzt, bildlich gesprochen, um die Ohren. Der Klub wird Lewandowski verkaufen. Das gilt als gesichert. Es geht nur noch um die Ablöse. Das Geld soll hauptsächlich in den Transfer von Matthijs de Ligt fließen, der die Bayern bis zu 80 Millionen Euro kosten soll – ohne Gehalt. Für einen neuen Abwehrchef opfern die Münchner ihre Tormaschine, weil der alte Abwehrchef David Alaba (zu Real Madrid) und Stammverteidiger Niklas Süle (zum BVB) in Unfrieden weg sind – jeweils ablösefrei. Und weil die eigentlich als neue Abwehrchefs vorgesehenen Franzosen Dayot Upamecano und Lucas Hernández dieser Rolle nicht gewachsen sind. Auch diese Erkenntnis hat sich in München durchgesetzt.

Kahn bemühte sich im Transfer-Wirrwarr zuletzt zumindest um den lange vermissten Klartext. Einen Transfer von Weltstar Cristiano Ronaldo als möglichen Lewandowski-Ersatz lehnte er mit dem Verweis ab, der 37-jährige Portugiese passe "nicht in unsere Philosophie". Was genau diese Philosophie nach dem Abgang des Duos Uli Hoeneß / Karl-Heinz Rummenigge sein soll, ist aber nur schwer zu entschlüsseln. Ein Beispiel: Die Bayern waren immer ein Spielerverein, in dem das Wohl des kickenden Personals über allem stand. Doch zuletzt klagten Alaba, Süle, Transfer-Flop Corentin Tolisso (er kam 2017 für 41,5 Millionen Euro!) und Lewandowski über mangelnde Wertschätzung.

Beispiel Lewandowski: Mehr unzufriedene Spieler beim FC Bayern

Die Häufung unzufriedener Spieler ist auffällig, während die Transferbilanz schlecht ausfällt. Für die Saison 21/22 betrug das Transferminus laut dem Portal "transfermarkt.de" 53,5 Millionen Euro, in der Spielzeit 20/21 lag es bei 55 Millionen Euro und in der Saison 19/20 sogar bei minus 85,5 Millionen Euro. Macht ein Minus von 194 Millionen Euro in drei Jahren. Bedenkt man, dass die Münchner wegen der Corona-Pandemie laut Vereinspräsident Herbert Hainer zeitgleich 150 Millionen Euro Umsatz einbüßten, wird die Lewandowski-Personalie umso brisanter. Für eine Alternative namens Harry Kane, wie derzeit spekuliert, wäre bei einem Umlaufvermögen von 209 Millionen Euro (Stand November) schlicht kein finanzieller Spielraum da.

Während besagte Transfers ins Jobprofil von Salihamidzic gehören, kommt es in puncto Spielerfreuden auf eine Arbeitsteilung zwischen Sportvorstand und Trainer an. So wächst auch der Druck auf Julian Nagelsmann, nachdem ihn bereits seine Beziehung zu einer "Bild"-Journalistin in die Schlagzeilen gebracht hatte – die 30-Jährige hatte selbst über die Bayern berichtet. "Feiertag für Maulwürfe", titelte die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) zur Liaison des 34-jährigen Oberbayern, die sich in München schon länger herumgesprochen hatte.

Er wolle "eine Ära prägen", hatte Nagelsmann vor einem Jahr vielmals bekräftigt, er, der erste oberbayerische Trainer seit Vereinsikone Franz Beckenbauer. Stattdessen wurde er von seinem Chef überdeutlich in die Pflicht genommen. "Wir sind beim FC Bayern zum Erfolg verdammt, das weiß er auch", sagte Oliver Kahn dem "Kicker". Man habe Nagelsmann "wegen seiner Spielphilosophie verpflichtet. Wir erwarten von ihm, dass er junge Spieler heranführt und entwickelt". Die Rückrunde sei nicht das gewesen, "was wir uns erwartet haben".

Lewandowski-Vakuum: Bayern erwartet Lösung von Nagelsmann

Dem Vernehmen nach soll es auch in der Zusammenarbeit mit Lewandowski geknarzt haben, weil sein Spielstil nach Ansicht des Stürmers zu wenig auf ihn zugeschnitten war. Die einstigen Leipziger Musterschüler Nagelsmanns, Dayot Upamecano und Marcel Sabitzer, spielten in der Rückrunde zudem meist schwach bis teils vogelwild. Beide Personalien sind brisant. Während Nagelsmann Upamecano laut "Kicker" unbedingt halten will, würden sich die Bosse Angebote möglicher Abnehmer anhören. Unterdessen scheint der junge Coach den Draht zum sichtlich verunsicherten Sabitzer verloren zu haben. Der Österreicher wurde unerwartet zum Sorgenkind.

Auch das rückt die Arbeit von Nagelsmann nach anfänglich überschwänglichen Lobeshymnen in ein anderes Licht. So wird die Frage, wie er das Lewandowski-Vakuum ohne Weltklasse-Mittelstürmer lösen will, zur großen Bewährungsprobe für den FCB-Coach. Nicht, dass die vorgesehene Ära endet, bevor sie überhaupt begonnen hat.

Verwendete Quellen
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