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Nowitzki gibt im DBB-Team den Ton an - Schröder bleibt Kronprinz


Mavs-Star ist der Leitwolf
Nowitzki gibt den Ton an - Schröder bleibt Kronprinz

Von t-online
07.09.2015Lesedauer: 3 Min.
Dirk Nowitzki (re.) gibt seinem "Kronprinzen" hinter vorgehaltener Hand Anweisungen.Vergrößern des Bildes
Dirk Nowitzki (re.) gibt seinem "Kronprinzen" hinter vorgehaltener Hand Anweisungen. (Quelle: imago/Bernd König)

Aus Berlin berichtet Björn Wannhoff

Eigentlich sollte Dennis Schröder die deutsche Basketball-Nationalmannschaft als Anführer auf und neben dem Parkett zum Erfolg führen. Doch die ersten beiden EM-Spiele haben gezeigt, dass der Chef noch immer Dirk Nowitzki ist.

Gleich mit seiner ersten Aktion in der Partie gegen Serbien zeigte Nowitzki, wo es lang geht. Mit einem harten Foul an Nemanja Bjelica signalisierte er seinem Team: Einfache Punkte machen die gegen uns nicht.

Danach schnappte sich der 37-Jährige immer wieder Mitspieler, um ihnen taktische Anweisungen zu geben. Besonders heftig erwischte es Niels Giffey, dem der Star der Dallas Mavericks wegen einer Nachlässigkeit lautstark den Marsch blies.

Nowitzki tut "alles, um die Mitspieler besser zu machen"

Das ist kein Problem in einer funktionierenden Mannschaft. Der Würzburger ist über jeden Zweifel erhaben und alle wissen, dass Nowitzki sich voll und ganz dem Erfolg des Teams verschrieben hat. "Ich tue alles, um meine Mitspieler besser zu machen", fasste Nowitzki seine Rolle nach dem Training am Ruhetag in Berlin zusammen. Gesprochen wie ein wahrer Leitwolf.

Dabei waren im Vorfeld alle davon ausgegangen, dass Schröder schon jetzt der Leader ist und die Wachablösung schon stattgefunden hat. "Dennis muss das Team führen", war die Ansage von Bundestrainer Chris Fleming vor dem Turnier. Auch Nowitzki selbst hatte Schröder die Führungsrolle geradezu aufgedrängt.

Nach den beiden Spielen gegen Island und Serbien muss man feststellen, dass der Stab noch nicht übergeben wurde. Nowitzki, der große, alte Mann des deutschen Basketballs, ist noch immer viel mehr als ein gealterter Superstar, der in der Ecke auf seine Würfe wartet. Er ist und bleibt der Fixpunkt der deutschen Mannschaft.

Schröder ist noch zu sehr mit sich selbst beschäftigt

Schröder kann diese Position noch nicht einnehmen. Was ihm fehlt, wurde in der zweiten Halbzeit gegen Serbien deutlich. Schröder machte ein oder zwei Fehler und brachte sich damit selbst aus dem Rhythmus.

Anstatt andere zu führen, war der Spielmacher in der Folge viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Man merkt dem 21-Jährigen an, dass er in den entscheidenden Situationen nicht die Abgeklärtheit besitzt, die ein Anführer braucht. Noch fehlt ihm die Reife, auch nach einem eigenen Fehler ruhig zu bleiben und diese Ruhe auch auf das Team auszustrahlen.

Diese Erkenntnis ist keineswegs als Zweifel an den Qualitäten Schröders zu verstehen. "Der beste Spielmacher, den wir je hatten", wie Nowitzki den Braunschweiger bezeichnet, bringt alles mit für eine bemerkenswerte Karriere in der NBA und der Nationalmannschaft. Seine Dynamik, Übersicht und Schnelligkeit machen ihn zum vielversprechendsten europäischen Talent auf seiner Position. Dazu verfügt er über das notwendige Selbstbewusstsein und schreckt nicht vor Verantwortung zurück.

"Dennis ist ein unglaublich harter Arbeiter"

Allerdings ist die Position des Point Guards, wie es englischen heißt, die schwierigste im Basketball. Selbst die größten Talente müssen jahrelange Lernprozesse durchmachen, bis sie auf dem Elitelevel angekommen sind. Erst dann können sie auch die menschliche Komponente, das Führen der Mannschaftskameraden, voll ausfüllen.

Schröder steckt gerade mitten in diesem Prozess, und er feilt jeden Tag an seinem Spiel. "Dennis ist ein unglaublich harter Arbeiter", lobt der Bundestrainer. Sein zweites Jahr bei den Atlanta Hawks war stark, die Fehler wurden deutlich weniger. Obwohl er noch immer von der Bank ins Spiel kommt, ist er ein integraler Bestandteil des NBA-Teams aus Georgia und seine Rolle wird dort weiter wachsen.

Die ideale Situation

In der Nationalmannschaft gehört Schröder ohnehin die Zukunft. Spätestens nach den Olympischen Spielen, wenn die Basketball-Nationalmannschaft hoffentlich in Rio die deutschen Farben vertreten hat, wird Schröder das Team ohne Nowitzki führen müssen.

Langfristig gesehen könnte sich die gegenwärtige Situation als ideal für Schröder entpuppen. Er sieht mit eigenen Augen, wie man eine Mannschaft dirigiert. Wann und wie man sich einen Teamkameraden zur Brust nimmt. Wie man auch im Training immer Vorbild ist und wann man seine Mitspieler aufrichten muss. Kurz: Er lernt, wie man seine Mitspieler mit mehr als nur Pässen besser macht. Und von wem könnte er das besser lernen als von Dirk Nowitzki.

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