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Zum journalistischen Leitbild von t-online.VAG soll sparen Setzt Nürnberg beim Nahverkehr den Rotstift an?
Das Geld ist knapp. Deshalb sollen die Verkehrsbetriebe ihr Angebot jetzt einschränken. Ganze Linien könnten wegfallen – doch es gibt Gegenwind.
Nürnberg muss sparen – die Stadt will deshalb auch beim öffentlichen Nahverkehr finanziell kürzertreten. Die Verkehrs-Aktiengesellschaft (VAG) soll ihr Angebot auf manchen Linien kürzen – wenn es nach dem Willen der Stadtverwaltung geht. Das wiederum ruft die Grünen im Rathaus auf den Plan.
Grund dafür ist, dass die VAG jährlich einen Verlust erwirtschaftet. Bislang wurde dieser innerhalb des Konzerns Städtische Werke Nürnberg (StWN) ausgeglichen. Zu diesem gehört neben der VAG auch der örtliche Energieversorger N-Ergie. Weil aber auch der unter steigenden Kosten leidet, müssen die Verluste der Verkehrsbetriebe künftig direkt durch den Stadthaushalt ausgeglichen werden, heißt es in einer Beschlussvorlage für den Rat.
Die VAG soll deshalb jetzt sparen – unter anderem durch "moderate Leistungskürzungen". Konkrete Pläne liegen schon auf dem Tisch: U-Bahn und Straßenbahn wären von den Kürzungen nicht betroffen, dafür aber einige Buslinien. Bei manchen soll der Takt reduziert werden, andere sollen ganz eingestellt werden.
Bei diesen Linien drohen Kürzungen
Die Linien 49 und 84 sollen nach den Plänen der Verwaltung komplett eingestellt werden. Die Linie 31 soll verkürzt werden. Bei den Linien 34, 51, 52, 55, 57, 62, 69 und 82 soll jeweils das Angebot ausgedünnt werden.
Grüne: "Fahrgäste werden vergrault"
Bis 2029 will die Verwaltung so rund zwei Millionen Euro pro Jahr einsparen. Alexander Kahl, der Sprecher für den öffentlichen Verkehr der grünen Stadtratsfraktion, spricht in diesem Zusammenhang von "massiven Mobilitätseinschränkungen". Kahl fürchtet den Verlust von 300.000 Fahrgästen jährlich. Besonders hart treffe es Menschen, die auf den Nahverkehr angewiesen seien – etwa Junge, Ältere und Menschen mit Einschränkungen.
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Andreas Krieglstein, der Fraktionsvorsitzende der CSU, weist hingegen darauf hin, dass die VAG selbst geprüft habe, an welcher Stelle Einsparungen so gestaltet werden könnten, dass möglichst wenige Fahrgäste betroffen seien. Weiter sagt Krieglstein, der Ausbau des schienengebundenen Verkehrs habe für die CSU – bei begrenzten Mitteln – Priorität.
SPD: "Veritable Haushaltskrise"
Durch den Ausbau des Straßenbahnnetzes ließen sich mehr Menschen zum Umsteigen bewegen als durch die Aufrechterhaltung des bestehenden Angebots im Busverkehr, so Krieglsteins These. Christine Kayser, seine Amtskollegin von der SPD, wird noch deutlicher: "Die Stadt befindet sich in einer veritablen Haushaltskrise. Da gibt es nichts zu beschönigen."
Ihr Partei wolle deshalb "Verantwortung übernehmen" und für die Einsparungsvorschläge der VAG votieren. Es gehe um Linien, die extrem geringe Fahrgastzahlen haben oder auf gleichen Strecken fahren. Die SPD hätte auch gerne die Buslinien beibehalten, aber alles gehe aufgrund der Haushaltslage nicht, betont Kayser.
Weiter sagt sie: "Was wir jetzt dagegen dringend brauchen, ist der Ausbau unseres Straßenbahnnetzes, beispielsweise in der Minervastraße, und die Straßenbahnverlängerung nach Lichtenreuth." Dafür, dass der Ausbau komme, habe sich ihre Fraktion bei den Haushaltsverhandlungen "extrem eingesetzt".
Beschlossen sind die Kürzungen bei den Buslinien bislang nicht – am kommenden Mittwoch (11. Dezember) entscheidet der Stadtrat über die Beschlussvorlage der Verwaltung. Die Grünen wollen sich "entschieden dagegenstellen" – dürften aber auf den Widerstand von CSU und SPD stoßen.
- Pressemitteilung der Grünen vom 3. Dezember 2024
- Ratsinformationssystem der Stadt Nürnberg: Beschlussvorlage für die kommende Stadtratssitzung
- Telefonate mit Andreas Krieglstein und Christine Kayser