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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Weg vom Hauptmarkt Umzug des Markts doch schon beschlossene Sache?
Wie konkret sind die Planungen zur Verlegung des Markts in Nürnberg? Die Wirtschaftsreferentin spricht nur noch von einer Idee. Die Händler widersprechen und sind in Sorge.
Findet in der Zukunft auf dem Nürnberger Hauptmarkt gar kein Markt mehr statt? Wirtschaftsreferentin Andrea Heilmaier (CSU) hat im März angedeutet, dass ihr Referat an einer dauerhaften Verlegung des Grünen Marktes weg vom Hauptmarkt arbeite. Wenig später ist sie zurückgerudert und spricht seitdem nur noch von einer Idee – eine konkrete Planung liege nicht vor und habe es auch nie gegeben.
Ein Brief der Händler sät nun Zweifel an den Darstellungen der Referentin. Die Händler bangen weiter um ihre Existenz und haben sich deshalb an Oberbürgermeister Marcus König gewandt. Das Schreiben liegt t-online vor. Darin nehmen die Händler Bezug auf eine Händlerversammlung Ende April.
In dieser habe das Marktamt den Händlern den Platz hinter der Lorenzkirche als neuen Standort präsentiert. Zudem habe es bei der Versammlung geheißen, dass der Umzug für 2027 geplant sei. Heilmaier selbst war bei der Versammlung nicht dabei. Da das Marktamt aber dem Wirtschaftsreferat unterstellt ist, gehen die Marktbeschicker davon aus, dass das Amt auf Weisung der Referentin gearbeitet habe.
Die aktuellen Debatten über den Hauptmarkt
Im März 2024 sagte Wirtschaftsreferentin Andrea Heilmaier in einem Interview, dass ihr Amt an einer Verlegung des Gemüsemarktes arbeite. Sowohl in der Stadtpolitik als auch seitens der Händler formierte sich deshalb Widerstand. Teile des Stadtrats fühlten sich von Heilmaier übergangen. Zwischenzeitlich wurde auch über einen Pop-up-Biergarten auf dem Hauptmarkt diskutiert. Dieser Plan ist allerdings vom Tisch – der angedachte Betreiber zog sich wegen der lautstarken Kritik zurück.
- Bereits vor dem Schreiben an den Oberbürgermeister wandten sich die Händler an den Stadtrat. Lesen Sie hier, wie groß die Zukunftssorgen unter den Marktbeschickern sind.
- Lesen Sie hier, warum die Pop-up-Gastronomie, die Heilmaier auf dem Hauptmarkt geplant hatte, vom Tisch ist und warum auch diese so kontrovers diskutiert wurde.
Auf einem Bild sind die Händlerflächen bereits eingezeichnet
Angehängt an den Brief ist auch ein Foto von einer Stadtkarte – versehen mit dem Logo der Stadt Nürnberg. Auf dieser Karte sind die neuen Standflächen des Marktes rund um die Lorenzkirche – und eben nicht mehr auf dem Hauptmarkt – bereits eingezeichnet. Das Bild sei Teil einer Präsentation gewesen, die bei der Versammlung gezeigt worden sei, beteuern die Händler.
Die eingezeichneten, neuen Flächen seien eher in weniger frequentierten Bereichen der Innenstadt gelegen und "deshalb nicht wirtschaftlich zu betreiben". "Sie kommen für einen erfolgreichen Wochenmarkt nicht infrage", heißt es weiter in dem Brief. Unterzeichnet haben ihn 34 der aktuell 35 Markthändler. Der 35. sei im Urlaub gewesen, als das Schreiben abgeschickt worden sei und habe nur deshalb nicht unterschrieben, hat t-online aus gut informierten Kreisen erfahren.
Heilmaier zu Vorwürfen: "nicht korrekt"
Heilmaier bleibt hingegen bei ihrer Darstellung. Sie sagt: "Die Aussage einer offiziellen Ankündigung oder Entscheidung bezüglich eines Umzugs des Wochenmarktes ab 2027 im Rahmen einer Händlerversammlung ist nicht korrekt." Die Händler sagen, das sei gelogen, und kontern: "Die neuen Marktflächen wurden im April nicht als Gedankenspiel, sondern als gesetzt präsentiert."
Weiter sei den Händlern bei der Versammlung gesagt worden, dass sie sich überlegen sollten, wie sie ihre Verkaufsflächen einschränken könnten – weil an der Lorenzkirche weniger Platz zur Verfügung stehe. Zudem kündigte das Marktamt demnach an, eine Agentur beauftragen zu wollen. Diese solle ein neues Konzept für den Markt entwickeln. Auch würden Fragebögen hierzu an die Händler verteilt. "Die Fragestellung war abschließend, wer geht mit hoch und wer hört auf?", schreiben die Marktbeschicker.
Oberbürgermeister antwortet nicht
Wirtschaftsreferentin Heilmaier bestätigt zwar, dass ein Fragebogen angekündigt worden ist. Durch diesen wolle man aber nur die individuellen "Wünsche und Vorstellungen zum Wochenmarkt und auch zum Standort" der Händler abfragen.
Der Oberbürgermeister antwortete auf das Schreiben der Händler bislang nicht. Am kommenden Freitag (14. Juni) treffen sich allerdings die Referentin und die Händler zu einem Gespräch. "Uns geht es bei der Debatte über den Hauptmarkt nicht um Denkverbote, sondern um unsere Existenz", betont die Händlergemeinschaft.
- Brief der Markthändler an den Oberbürgermeister
- Anfrage bei der Wirtschaftsreferentin
- Mehrere Hintergrundgespräche