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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Spezialkräfte vor Ort "Reichsbürger"-Razzia: Durchsuchung auch im Nürnberger Land
Eine Razzia gegen eine mutmaßliche Terrorgruppe von "Reichsbürgern" sorgt für Aufsehen in Deutschland. Auch bei Nürnberg geriet eine Wohnung ins Visier.
Ländlich ist es hier. Moosbach ist ein Gemeindeteil des Marktes Feucht im Nürnberger Land in Mittelfranken, direkt am Waldrand liegend. Einwohner laut Wikipedia: rund 1.300. Das Wohnhaus in Waldrandlage ist am späten Mittwochvormittag umzingelt von großen Polizeiwagen, die die Ausfahrt demonstrativ versperren. Das Gebäude wurde nach Angaben eines Reporters vor Ort abgeriegelt, Spezialkräfte nehmen es ins Visier.
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Einsatzkräfte in voller Montur laufen geschäftig und mit ernster Miene umher – in und um das Gebäude herum, manche mit wichtig scheinenden Unterlagen unter den Armen. An einem Fenster ist die Jalousie heruntergelassen, an einem anderen blinkt die Weihnachtsdekoration, die Eingangstür könnte unscheinbarer nicht sein. Hinter den blassgelben Mauern des Mehrfamilienhauses sollen in einer Wohnung perfide Pläne für den Umsturz der Bundesregierung geschmiedet worden sein.
"Reichsbürger"-Razzia auch bei Nürnberg
Mehrere Tausend Polizisten sind am Mittwochmorgen deutschlandweit gegen eine mutmaßliche Terrorgruppe ausgerückt. In der "Reichsbürger"-Szene soll sich eine terroristische Vereinigung gebildet haben, die mutmaßlich den Umsturz des politischen Systems in Deutschland vorbereitet hat. Rund 3.000 Polizeibeamte waren am frühen Mittwochmorgen in elf Bundesländern im Einsatz.
Laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) wurden am Mittwoch sechs Menschen aus Bayern im Zusammenhang mit der Aktion festgenommen, zwei davon im Ausland. Zwei der im Freistaat Festgenommenen gehörten nach Auffassung der Ermittler zum "Führungsstab" eines "militärischen Arms" der Gruppe, die die staatliche Ordnung in Deutschland stürzen und durch eine eigene ersetzen wollte.
Bei der Großrazzia waren nach dpa-Informationen aus Sicherheitskreisen 26 Objekte von 15 Besitzern in allen bayerischen Regierungsbezirken durchsucht worden, darunter Büros, Keller und Wohnungen. Laut Bundesanwaltschaft gab es Festnahmen in den Landkreisen Forchheim, Schweinfurt, Ansbach und Bayreuth, im Ausland waren Perugia in Italien und Kitzbühel in Österreich betroffen. Im Einsatz waren laut Herrmann in Bayern Einsatzkräfte im "mittleren dreistelligen Bereich", darunter auch Spezialeinheiten.
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Ein oder mehrere Festnahmen soll es bei dem Einsatz im Nürnberger Land demnach keine gegeben haben. Festnahmen gab es dafür außerdem in Baden-Württemberg (8), Hessen (3), Niedersachsen (3), Sachsen (2), Thüringen (2) und Berlin (1) sowie bei jeweils einer Person in Österreich und Italien.
Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken darf nach eigener Aussage keine Auskunft über den Einsatz geben. Die Pressehoheit hat die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe, die für eine telefonische Stellungnahme am Nachmittag nicht zu erreichen war.
- Reporter vor Ort
- Telefonat mit Sprecher der Polizei Mittelfranken
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa