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Köln: Falscher Polizist vor Gericht – steckt ein Clan im Hintergrund?


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Fiese Betrugsmasche
Falscher Polizist vor Gericht – Clan im Hintergrund?


07.05.2021Lesedauer: 4 Min.
Der Angeklagte vor Prozessbeginn mit seinem Verteidiger Gunnar Borchardt.Vergrößern des Bildes
Der Angeklagte vor Prozessbeginn mit seinem Verteidiger Gunnar Borchardt. (Quelle: Johanna Tüntsch)

Mit Telefontricks ergaunern internationale Banden Geld von deutschen Rentnern. Einer der Handlanger steht seit Freitag in Köln vor Gericht. Eines seiner Opfer hatte dafür gesorgt, ihn dingfest zu machen.

Gepflegter Haarschnitt und ein sauberer, glatter Baumwollpullover über einem Oberhemd: Mit dieser Aufmachung entsprach der Technische Zeichner, der sich seit Freitag vor der 12. Großen Strafkammer am Landgericht Köln verteidigen muss, optisch nicht dem typischen Bild derer, die aus der Haft zur Verhandlung vorgeführt werden. Dementsprechend unwohl schien er sich in seiner Rolle zu fühlen und warf seiner Verlobten, die im Zuschauerraum saß, kaum einen Blick zu.

Der 29-Jährige ist im Zusammenhang mit einer Trickbetrügerei an Senioren wegen banden- und gewerbsmäßigen Betruges und wegen Amtsanmaßung angeklagt. "Ich bin in einem guten Elternhaus groß geworden. Ich konnte das nicht mehr mit meinem Gewissen vereinbaren", bekannte er in seinem Geständnis: "Im Nachhinein habe ich mir viele Gedanken gemacht. Das hätte auch meine Oma sein können."

Die Parallele zur eigenen Großmutter kam ihm jedoch zu spät in den Sinn. Zunächst hatte die Möglichkeit, auf die Schnelle ein wenig Geld machen zu können, zu attraktiv ausgesehen. Im August, September und November war der damals arbeitslose Mann dreimal für eine Bande unterwegs, die nach der Masche der "Falschen Polizisten" Rentnerinnen um ihr Erspartes brachte. Die Opfer wohnten in Krefeld, Osnabrück und Leverkusen, wo der Mann schließlich dingfest gemacht wurde. Die Drahtzieher sollen, wie der Angeklagte aussagte, von der Türkei aus agieren.

Vermeintlicher Notruf: Opfer durch Telefontrick getäuscht

Das Schema war jeweils ähnlich: Eine alte Dame erhielt einen Anruf von einem Mann, der sich als Polizist ausgab und um ihre Mithilfe bat. In den vergangenen Jahren hat es zunehmend Betrügereien zulasten von Senioren gegeben. Um vor diesem Hintergrund eventuelle Skepsis ihrer Opfer gleich auszuhebeln, gingen die Täter besonders perfide vor.

Sie baten die Seniorinnen, unter der 110 zurückzurufen, legten jedoch nicht auf. Dadurch wurde das Gespräch nicht unterbrochen, was aber den alten Damen nicht auffiel. Am anderen Ende der Leitung wechselte der Gesprächspartner und eine weitere Person trat ebenfalls als Polizist auf, der die Opfer in ein Gespräch verwickelte, in dessen Verlauf er in Erfahrung brachte, über wie viel Erspartes sie auf ihrem Konto verfügten.

Im nächsten Schritt stellten die falschen Polizisten die Behauptung auf, bei der jeweiligen Bank sei ein korrupter Mitarbeiter, den man überführen wolle. Dafür müsse die alte Dame bitte ihr Geld abheben und die Scheine einem Polizisten übergeben, der sie abholen werde. Später bekomme sie die Summe dann zurück. Um letzte Zweifel auszuräumen, wurden in einem späteren Telefonat Seriennummern der Scheine abgefragt, woraufhin den alten Leuten weisgemacht wurde, der korrupte Bankmitarbeiter habe ihnen Falschgeld gegeben.

Beherzte Rentnerin täuschte den Trickdieb

Von diesen Hintergründen will der Angeklagte nichts gewusst haben, der erst im Folgenden ins Spiel kam: Er trat als Ermittler auf, der das Bargeld an sich nahm. Beim ersten Mal erfolgte die Übergabe persönlich. Beim zweiten Mal sollte das Geld im Briefkasten der Zeugin deponiert und entnommen werden. Der Angeklagte bestritt, hier selbst aktiv gewesen zu sein, sondern gab an, in dem Fall nur einen Freund gefahren zu haben, der das Geld abholte.

Die dritte Rentnerin machte den Angeklagten dingfest: "Die Geschädigte zweifelte, woraufhin der Angeklagte ihr sein Handy übergab", so die Staatsanwältin, deren heller werdende Stimme im folgenden verriet, dass sie hinter ihrer Maske über den beherzten Einsatz und Erfolg der Seniorin schmunzelte: Statt, wie vorgegeben, mit dem Telefon den angeblichen Kollegen des Geldboten anzurufen, "lief die Zeugin mit dem Mobiltelefon zu ihrem Nachbarn, von dem sie wusste, dass er wirklich Polizist ist." Dieser nahm den Angeklagten umgehend fest.

Im Hintergrund ein Clan?

"Ich fühlte mich damit nicht besonders gut und wollte gar nicht nachfragen. Ich hatte viele Ideen, worum es gehen könnte", sagte er zunächst. Später gab er jedoch zu: "Ich habe mir schon gedacht, dass es um den Enkeltrick oder falsche Polizisten ging." In jedem Fall sei ihm klar gewesen, dass das Vorgehen illegal war. Angesichts der Tatsache, dass er infolge von Arbeitslosigkeit nur knapp 1.400 Euro im Monat bezog und wegen Corona die Auftragslage schlecht war, sei er jedoch auf das Angebot eingegangen, das ihm ein Freund vermittelte.

Zur Frage, wie hoch jeweils sein Anteil an der Beute, die in Summe bei 31.000 Euro gelegen haben soll, war, setzte er zunächst an: "Das hängt immer davon...", unterbrach sich dann jedoch und versicherte: "Das waren immer 400 Euro." Zusätzlich habe es 200 Euro Spritgeld für die Fahrten gegeben. "Das ist nicht viel für das hohe Risiko, das Sie eingegangen sind", meinte Richterin Julie Oertel und ihre Kollegin fragte: "Hätten Sie auch mehr nehmen können?"

Der Angeklagte deutete jedoch an, dass hinter den Taten ein Clan stehe, mit dem man sich besser nicht anlege. Für das Verfahren sind noch fünf weitere Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil ist für den 11. Juni geplant.

Verwendete Quellen
  • Besuch der Gerichtsverhandlung
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