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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Kölsch vorm PC Corona-Blues? Kölner Karnevalisten denken schon an 2022
Das Aus der Session ist besiegelt. Während die Karnevalisten trauern, hoffen die Kölner Traditionskorps auf das nächste Jahr – und entwickeln ungewöhnliche Ideen, um den Shutdown zu überstehen.
Die Proklamation des neuen Kölner Dreigestirns war in diesem Jahr ungewohnt: Nach einer Tour durch die leere Innenstadt wurde das neue Trio von Oberbürgermeisterin Henriette Reker proklamiert. Allerdings nicht wie sonst in einem vollen Festsaal mit feiernden Karnevalisten, sondern in einem Hotel in Köln unter strengen Corona-Regeln.
Und auch andere Präsenzveranstaltungen wird es in diesem Frühjahr nicht geben: "Die aktuelle Session ist vorbei, nun bleibt nur die Hoffnung, dass nächste Session wieder etwas stattfindet", stellt Andreas Alper von der Bürgergarde fest. Es sei für alle Karnevalisten eine schwierige Zeit. Normalerweise würden nun wöchentlich Sitzungen stattfinden, stattdessen sitzen die Mitglieder der Traditionskorps zu Hause.
Einige Gesellschaften hatten bis zuletzt Hoffnung auf eine Lockerung der Auflagen und Pläne für kleinere Sitzungen in der Schublade. Momentan geht aber keine von ihnen davon aus, dass im Februar irgendetwas stattfinden wird. "Es ist keine Frage von was wäre wenn", sagt Heinz Schulte von den Altstädtern, "der Karneval hat eine Vorbildfunktion, die Corona-Auflagen sind bindend und wir halten uns daran."
Proben finden digital statt
Um die Zeit zu überbrücken sind innovative Ideen und Fantasie gefragt. Die Roten Funken haben Veranstaltungen auf Facebook hochgeladen, um bei ihren Abonnenten wenigstens etwas Karnevalsstimmung zu Hause aufkommen zu lassen. Vorstandssitzungen und Weihnachtsfeiern sowie einzelne Mitgliedertreffen finden auch bei den anderen Vereinen digital statt – mit einem Glas Kölsch vorm heimischen PC. Ein richtiger Ersatz ist das aber nicht: "Eine Karnevalsgesellschaft wie der Treue Husar lebt davon, dass man sich in Person sieht, direkt in ein lachendes Gesicht schaut und dass man mit jemandem anstoßen kann, ohne dabei in einen Bildschirm zu schauen", sagt Präsident Markus Simonian.
Auch die Proben sind von dem Lockdown betroffen. Da die Korps nicht trainieren können, treffen sich die Tänzer des Treuen Husar regelmäßig in Online-Sessions und absolvieren dort gemeinsame Trainingseinheiten. "Es ist aber natürlich ein Unterschied, ob man sich real begegnet oder nur virtuell. Eine Dauerlösung wird das niemals sein", so Simonian. Andere Gesellschaften haben weniger gute Erfahrungen mit den Onlineproben gemacht, aufgrund schlechter Internetverbindungen und leichten Zeitversetzungen bei der Übertragung können insbesondere die Musiker nicht proben.
Die Tanzpaare hingegen trainieren, auch wenn sie wohl nicht vor dem gewohnten Publikum auftreten werden: Das Paar der Altstädter schickt ihrer Trainerin ein Video zu, das Paar der Prinzengarde wohnt auch privat zusammen und kann somit ganz normal proben, ohne die Zwei-Haushalte-Regel zu brechen.
Dreigestirn regiert auch nächste Session
Finanziell ist die Corona-Zeit für die großen Traditionskorps zu stemmen. Sie konnten sich in den Vorjahren ein Polster aufbauen und können auf die Solidarität ihrer Mitglieder und der Karnevalbands zählen: "Die Künstler und Saalbetreiber waren sehr entgegenkommend, wir großen Vereine werden mit einem blauem Auge davonkommen", sagt Alper von der Bürgergarde. Durch den Wegfall der Veranstaltungen kommt es aber dennoch zu finanziellen Einbußen. Um diese ausgleichen zu können, hoffen die Vereine auf die nächste Session.
Besonders die Altstädter hoffen darauf, dass der Karneval 2021/22 stattfinden kann und ein Erfolg wird. Denn sie stellen nicht nur dieses Jahr das Dreigestirn: Aufgrund der besonderen Situation regieren Prinz Sven I., Bauer Gereon und Jungfrau Gerdemie auch im nächsten Jahr, zum ersten Mal in der Karnevalsgeschichte. Das Festkomitee Kölner Karneval will sich mit dieser Geste für die Bewältigung der besonderen Verantwortung bedanken, die den Altstädtern diese Session zukommt. Und diese sind optimistisch. "2021 wird das Jahr der einen oder anderen Träne, aber 2022 feiern wir mit dem Dreigestirn unser hundertjähriges Bestehen", so Pressesprecher Heinz Schulte.
- Gespräch mit Heinz Schulte, Altstädter Köln 1922 e.V.
- Gespräch mit Andreas Alper, Bürgergarde „blau-gold“ von 1904 e.V.
- Gespräch mit Günter Ebert, Kölsche Funke rut-wieß von 1823 e.V.
- Mailkontakt mit Markus Simonian, Karnevalsgesellschaft Treuer Husar blau gelb von 1925 e.V.
- Mailkontakt mit Martin Küster, Prinzengarde Köln von 1906 e.V.