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Köln | Obdachlosigkeit und Verwahrlosung: "Problem ist fehlender Wohnraum"


Obdachlosigkeit in Köln
"Das zentrale Problem ist der fehlende Wohnraum"


17.02.2025Lesedauer: 3 Min.
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Eine obdachlose Frau in Köln (Archivbild): Sozialarbeiter Andreas Ette sieht eine Verschärfung des Problems. (Quelle: Berthold Bronisz via www.imago-images.de/imago)
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Verwahrlosung, Drogen und Obdachlosigkeit: Die Stadt Köln kämpft gegen ihr Schmuddelimage. Streetworker Andreas Ette vom Verein Oase e. V. erklärt, wo die Probleme liegen.

Nach den Äußerungen von Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) über die Verwahrlosung in der Stadt geht auch die Diskussion über Obdachlosigkeit und Drogenmissbrauch weiter. Andreas Ette kennt sich mit diesen Themen aus. Der Streetworker arbeitet für den Verein Oase Benedikt Labre e. V., der seit mehr als 30 Jahren Menschen ohne Wohnung oder in Wohnungsnot unterstützt. Er hilft also denen, über die seit Wochen diskutiert wird.

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Im Gespräch mit t-online spricht er die aktuellen Probleme offen an. Die Zunahme der Lebenshaltungskosten entziehe den Menschen die Lebensgrundlage, gleichzeitig sieht er aber auch einen abnehmenden gesellschaftlichen Zusammenhalt und zu wenig Unterstützung durch den Staat. "Die Bevölkerung in diesem Land driftet ob der anhaltenden und gefühlt ständig dazukommenden neuen Krisen weiter auseinander, Thematiken wie Sucht und psychische Erkrankungen nehmen zu", so Ette.

Obdachlosigkeit in Köln: Wohnungsmarkt verschärfe die Probleme

Zudem verschärfe der angespannte Kölner Wohnungsmarkt die Probleme. Der Wohnraum sei knapp, die Preise bei Neuvermietungen seien massiv gestiegen. Durch Kündigungen wegen Eigenbedarfs würden Mieter buchstäblich das Dach über dem Kopf verlieren. Für sie sei es ein schwerer Schritt, sich in das Kölner Hilfesystem zu begeben. Die Einrichtungen seien in Köln gut aufgestellt und es gebe genug Unterbringungsmöglichkeiten – doch der Umgangston werde auch zwischen den Wohnungslosen rauer.

"Nicht jeder hält es aus, mit vielen anderen zusammen auf einem Haufen untergebracht zu sein", erklärt der Streetworker. "Die Leute haben Angst vor Diebstahl, möchten nicht mit alkoholisierten Menschen zusammen sein oder wollen im Gegenzug vielleicht auch in Ruhe ihren Alkohol oder ihre Drogen nehmen können." Abschreckend sei auch, dass es hauptsächlich Mehrbettzimmer und wenig Sicherheitspersonal gebe. Am Tag sei ein Aufenthalt in den Einrichtungen oft nicht möglich – ebenso wie die Mitnahme von Haustieren. Viele würden daher ein Leben auf der Straße vorziehen.

Betroffene aus der Innenstadt – etwa vom Neumarkt – zu vertreiben, könne das Problem nicht lösen. Sie würden dann auf Appellhofplatz, Rudolfplatz und die Poststraße ausweichen. Ette habe zuweilen den Eindruck, die Politik glaube, dass sich die Probleme in Luft auflösen würden, wenn man sie aus dem Sichtfeld der Öffentlichkeit schaffe. "Das ist natürlich nicht so, die Leute sind dann an einem anderen Platz obdachlos, 'stören' dort dann weiterhin das öffentliche Bild, sind weiter in einer misslichen Lage", so Ette.

Andreas Ette: Menschen in prekärer Lage "würdevoller" behandeln

Langfristige Linderung könnten Drogenkonsumräume schaffen. Diese seien laut Ette "sinnvoll, um vor Infektionskrankheiten zu schützen und den Kontakt zu den Leuten zu halten." Auf lange Sicht könnten sie daher eine Möglichkeit zum Absprung sein. Durch seine Arbeit in einem Konsumraum wisse Ette aber auch, "dass das ein sehr langer Prozess ist."

Einen wichtigen Baustein zur Lösung des Problems sieht der Streetworker daher in der Schaffung von mehr (sozialem) Wohnraum, um die Menschen von der Straße zu holen. "Das zentrale Problem in der Stadt ist und bleibt der fehlende Wohnraum", so Ette.

"Heiligsprechen" wolle der Sozialarbeiter seine Klienten jedoch nicht – wer im Bahnhof in eine Fotokabine uriniert, habe berechtigterweise mit einem Ordnungsgeld zu rechnen. Er wünsche sich jedoch, dass "Menschen, die sichtbar in einer prekären Lage" sind, würdevoller behandelt werden. "Das fängt für mich damit an, dass man einen erwachsenen Menschen mit 'Sie' anspricht", so der Streetworker. "Auch wenn er vielleicht gerade etwas stinkt oder im Weg liegt."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche

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