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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Erhaltung des Kulturgutes Pferd" Rosenmontagszug: Warum immer noch Pferde mitlaufen
![Rosenmontag in Köln Rosenmontag in Köln](https://images.t-online.de/2021/05/83225096v1/0x0:640x360/fit-in/640x0/pferde-und-karnevalisten-beim-koelner-rosenmontagsumzug-foto-rolf-vennenbernd-archiv.jpg)
Der Kölner Rosenmontagszug wird von Pferden begleitet. Seit Jahren gibt es an dem tierischen Einsatz Kritik. Das Festkomitee Kölner Karneval verweist auf eine lange Tradition und auf das Pferd als Kulturgut.
Am 3. März findet in Köln der Höhepunkt der Karnevalssession statt: der traditionelle Rosenmontagsumzug. Der seit 1823 veranstaltete Umzug ist der älteste der großen deutschen Rosenmontagszüge. Von Anfang an mit dabei: Pferde. Doch seit Jahren gibt es eine Debatte über die tierischen Zugbegleiter.
Tierschutzorganisationen wie PETA äußern scharfe Kritik. Sie argumentieren, dass die Tiere erheblichem Stress ausgesetzt sind, wenn sie durch dichte Menschenmassen, laute Musik und fliegende Kamellen geführt werden. Peter Höffken ist Fachreferent bei PETA und sagt: "Pferde sind Fluchttiere und ein Karnevalsumzug ist der denkbar schlechteste Ort für sie".
Neben den Belastungen für die Tiere verweist PETA auch auf vergangene Unfälle: 2018 gingen in Köln zwei Kutschpferde durch und verletzten vier Menschen schwer. 2017 gab es einen ähnlichen Vorfall in Bonn, bei dem ein Pferdegespann außer Kontrolle geriet. 2023 liefen in Köln sogar Pferde eines verurteilten Tierquälers im Zug mit.
Andere Städte verzichten auf den Einsatz von Pferden im Karneval. In Bonn gibt es seit 2022 keine Pferde mehr im Rosenmontagsumzug. Auch die Stadt Düsseldorf hat die Anzahl der Pferde in ihrem Zug stark reduziert.
Tierschutzorganisation stellte neun Strafanzeigen
Das "Netzwerk für Tiere Köln" hat 2024 sogar neun Strafanzeigen gegen Kölner Karnevalsgesellschaften gestellt. Aufnahmen sollen belegen, dass mindestens 32 Pferde während des Umzugs erhebliche Schmerzen und Stress erlitten haben.
Stress, der mit Medikamenten gelindert werden soll. Wie t-online berichtet, wurden 2024 Pferde mit Beruhigungsmitteln im Blut entdeckt. Solche Praktiken weisen darauf hin, dass die Tiere künstlich ruhig gestellt werden, mahnen Tierschutzorganisationen.
Festkomitee Kölner Karneval verteidigt Pferdeeinsatz: "Erhaltung des Kulturgutes Pferd"
Auf Anfrage von t-online erklärt das Festkomitee Kölner Karneval, dass es in den vergangenen Jahren umfangreiche Maßnahmen ergriffen habe, um das Wohl der Tiere zu gewährleisten. In Zusammenarbeit mit der Reiterlichen Vereinigung (FN), dem Veterinäramt der Stadt Köln und der Tierärztlichen Hochschule Hannover seien die Richtlinien für den Einsatz von Pferden im Karneval grundlegend überarbeitet worden.
"Unsere Richtlinien sehen umfangreiche Eignungsprüfungen für Pferde, Reiter und Pferdebegleiter vor", teilt das Festkomitee mit. "Dabei werden Aspekte wie das Alter der Pferde, das Maximalgewicht des Reiters, die Einsatz- und Pausenzeiten sowie die Lautstärke in der Umgebung der Tiere reguliert."
Die Einsatzbereiche in Brauchtumsumzügen gilt es aus unserer Sicht zu erhalten
Festkomitee Kölner Karneval
Die Einhaltung dieser Vorschriften werde durch das Festkomitee selbst sowie durch Mitglieder der Reiterlichen Vereinigung überprüft. Zudem seien städtische Veterinäre am Zugweg unterwegs, um den Zustand der Pferde zu kontrollieren und Stichproben auf verbotene Medikamente durchzuführen. Sollte ein Pferd auffällig nervös sein oder gesundheitliche Probleme haben, müsse es die Strecke umgehend verlassen.
Festkomitee: Eigene Maßnahmen "deutlich weitreichender als die gesetzlichen Vorgaben"
Das Festkomitee hebt hervor, dass die eigenen Maßnahmen "deutlich weitreichender als die gesetzlichen Vorgaben" seien und in den vergangenen Jahren bereits zu einer Reduzierung der eingesetzten Pferde geführt hätten.
Außerdem gehöre der Einsatz von Pferden zur Tradition des Kölner Karnevals. "Pferdeführende Gesellschaften reiten und arbeiten mit den Tieren das ganze Jahr über", heißt es. Dies diene nicht nur dem Brauchtum, sondern auch "der Erhaltung des Kulturgutes Pferd". Das Pferd habe neben dem Turnier-und Freizeitsport nur noch wenige Einsatzgebiete. Deshalb teilt das Festkomitee mit: "Die Einsatzbereiche in Brauchtumsumzügen gilt es aus unserer Sicht zu erhalten."
- Eigene Recherchen
- Artikel von t-online
- Anfrage an das Festkomitee Kölner Karneval
- presseportal.peta.de: "Neun Strafanzeigen gegen Kölner Karnevalsgesellschaften wegen Tierleid beim Rosenmontagszug 2024" abgerufen am 6. Februar 2025