Tradition und Bräuche erklärt Angeber-Wissen für Jecke: So entstand der Karneval
Im Rheinland beginnt Ende Februar der Karneval. Aber woher kommt die Tradition eigentlich? Und wie alt ist sie? t-online beantwortet die fünf wichtigsten Fragen.
Abgeschnittene Krawatten im Rathaus, Festumzüge durch die Stadt, Strohpuppen, die verbrannt werden – im rheinischen Karneval gibt es zahlreiche kuriose Traditionen, die Besuchern erstmal seltsam vorkommen. Touristen sollten sich aber nicht schlecht fühlen, denn selbst viele Kölner wissen nicht genau, warum bestimmte Dinge eigentlich dazugehören. t-online bringt Licht ins Dunkel:
Was bedeutet das Wort "Karneval"?
Das ist tatsächlich nicht ganz klar. Benutzt wird das Wort seit dem 17. Jahrhundert und entstammt vermutlich dem lateinischen "Carne vale" ("Fleisch, lebe wohl"). Dies könnte eine Anspielung auf die folgende Fastenzeit sein, in der man früher auf Fleisch verzichtete.
Wie alt ist der Karneval?
Die Stadt Köln feierte im vergangenen Jahr "200 Jahre Kölner Karneval". Das bezieht sich allerdings nur auf den organisierten Karneval. 1822 fanden sich einige Kölner in einer Gaststätte zusammen und gründeten die heutige Karnevalsgesellschaft "Die Große von 1823". Ein Jahr später, am 10. Februar 1823, veranstaltete der neue Verein den ersten Rosenmontagszug in Köln.
Die Tradition ist allerdings sehr viel älter: Schon die Germanen feierten die Wintersonnenwende, um böse Geister zu vertreiben. Die Christen übernahmen später diese heidnischen Bräuche, im Mittelalter wurde sehr ausgiebig auf den Straßen Karneval gefeiert.
Das änderte sich, als die Preußen in Köln 1815 die Kontrolle übernahmen. Sie untersagten den Straßenkarneval, es gab nur noch private Feiern und Maskenbälle. 1823 entschlossen sich die Gründungsmitglieder der "Große von 1823", den Straßenkarneval wiederzubeleben, aber gleichzeitig in geordnete Bahnen zu lenken. Noch heute sind die Uniformen der Karnevalsgarden von preußischen Militäruniformen inspiriert, Traditionen wie der "Stippeföttche"-Tanz, bei dem zwei Uniformierte ihre Hintern aneinander reiben, nehmen die preußische Obrigkeit aufs Korn.
Was hat es mit dem Dreigestirn auf sich?
Die erste Figur aus dem Dreigestirn, die urkundlich erwähnt wird, ist der Bauer – nämlich im Jahr 1422. 1570 kam erstmals die Jungfrau dazu, die die Kölner Stadtgründerin Agrippina repräsentierte. Mit der Gründung der ersten Karnevalsgesellschaft folgte dann der damals "Held Carneval" genannte Prinz. 1883 treten die Drei das erste Mal gemeinsam auf, das Wort "Dreigestirn" wird aber erst ab 1937 genutzt. Das Dreigestirn ist traditionell rein männlich besetzt, eine Ausnahme waren die Jahre 1938 und 1939, als durch den Erlass der NSDAP Frauen die Frauenrollen übernehmen sollten.
Warum werden an Weiberfastnacht Krawatten abgeschnitten?
Traditionell sollte ein Tag im Karneval den Frauen gehören, die sich sonst den Männern unterzuordnen hatten. Diesen Brauch gab es sogar schon im Mittelalter. Symbolisch stürmen die "Möhnen" ("alte Frauen") an diesem Tag die Rathäuser und schneiden den Männern als Symbol des Machtverlusts die Krawatten ab.
Warum wird vor Aschermittwoch der Nubbel verbrannt?
Am Abend vor Aschermittwoch wird in vielen Kölner Kneipen bis heute der sogenannte Nubbel verbrannt, eine Strohpuppe. Diese hängt üblicherweise während der Karnevalstage über der Tür und wird an Veilchendienstag heruntergeholt. Die Jecken übertragen dann alle ihre an Karneval begangenen Sünden auf den Nubbel und zünden diesen anschließend an. Die Puppe dient somit als Sündenbock, das Anzünden macht die Sünden vergessen.
- stadt-koeln.de: Geschichte des Karnevals
- Eigene Recherchen