t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeRegionalKöln

Köln: Frau überfällt 87-Jährige in Tiefgarage und kommt davon


Es ging um eine Cartier-Uhr
Frau überfällt 87-Jährige – und kommt ohne Strafe davon


20.01.2025 - 15:11 UhrLesedauer: 2 Min.
Die Angeklagte (rechts) mit ihrer Anwältin: Die vierfache Mutter sitzt derzeit für ein anderes Verbrechen in Haft.Vergrößern des Bildes
Die Angeklagte (rechts) mit ihrer Anwältin: Die vierfache Mutter sitzt derzeit für ein anderes Verbrechen in Haft. (Quelle: Johanna Tüntsch)
News folgen

Eine Kölnerin überfällt eine Seniorin für eine Luxus-Uhr von Cartier. Der Raub misslingt – und die Verdächtige kommt vor Gericht mit einem blauen Auge davon.

Die zierliche Frau, die in Begleitung zweier Wachtmeisterinnen den Saal 10 des Kölner Landgerichts betritt, sieht beinahe jünger aus als die Schülerinnen und Schüler auf den Zuschauerbänken. Gleich zu Beginn kündigt die Verteidigerin an, die Verhandlungsfähigkeit ihrer Mandantin sei grenzwertig. Dann verliest die Staatsanwaltschaft die Anklage.

Am 22. April 2023 habe die Frau um kurz nach 17 Uhr eine Seniorin überfallen, als diese gerade in der Tiefgarage ihres Wohnhauses etwas aus dem Auto nahm. Auch zwei Männer sollen an der Tat beteiligt gewesen sein, die gesondert verfolgt werden. Sie sollen den Ehemann der Geschädigten abgelenkt haben, während die Angeklagte versucht habe, der 87-Jährigen eine Luxus-Armbanduhr der Marke Cartier vom Handgelenk zu ziehen. Der Wert der Uhr: rund 26.000 Euro.

Angeklagte räumt die Vorwürfe ein

Die Geschädigte fiel bei dem Raubversuch zu Boden und erlitt Schürfwunden sowie Prellungen. Es sei der Angeklagten aber nicht gelungen, den Klappverschluss ihrer Uhr zu öffnen, sodass das Trio ohne Beute flüchtete.

Vor Gericht räumt die 24-Jährige die Vorwürfe ein. "Sie hat mich gebeten, für sie auszusagen: Das war so", bestätigt die Verteidigerin. Eine Entschuldigung im Namen ihrer Mandantin trägt sie nicht vor, beschreibt aber, dass diese sich zur Tatzeit in einer Notsituation befunden habe: "Sie ist mit vier kleinen Kindern verlassen worden."

Raubüberfall in Köln: Verdächtige soll psychisch krank sein

Die psychische Verfassung der Angeklagten, die derzeit wegen einer anderen Tat für fünf Jahre und neun Monate in Strafhaft ist, soll besorgniserregend sein: "Sie hat wohl zweimal versucht, sich das Leben zu nehmen, und zwar ernsthaft. Ihr Arzt sagte mir, sie habe eine Psychose entwickelt, eventuell auch eine Schizophrenie, dazu laufen auch Tests. Sie hat eine schwere Depression und nimmt derzeit Medikamente."

Vor der Verhandlung sei deren Dosis herabgesetzt worden, um eine Teilnahme am Prozess möglich zu machen. Die Haft verbringt die vierfache Mutter derzeit im Justizvollzugskrankenhaus Fröndenberg. Vor diesem Hintergrund regt die Vorsitzende Richterin eine Einstellung des Verfahrens an. Die Vertreterin der Staatsanwaltschaft hatte zunächst Bedenken: "Da sich das Geschehen an der Wohnanschrift ereignet hat, würde ich die Geschädigte schon gerne hören." Die Vorsitzende Richterin verweist jedoch auf deren Alter von 87 Jahren. Ältere Tatopfer würden in der Regel nur ungern vor Gericht erscheinen: "Oft ist es keine gute Idee, sie zu laden."

Köln: Angeklagte ist sichtlich erleichtert

Der Ehemann der Geschädigten, ein pensionierter Arzt, habe verschiedene Prellungen und Hämatome bei seiner Frau selbst diagnostiziert, darüber hinaus würde der Vorfall die Seniorin jedoch nicht weiter belasten. "Es würde mich überraschen, wenn jetzt noch Angaben kämen, die strafschärfend zu berücksichtigen sind", so die Richterin. "Ich weiß nicht, was man davon hat, wenn aus den fünf Jahren und neun Monaten dann vielleicht sechs werden."

Mit Blick auf die geständige Einlassung der Angeklagten wird das Verfahren auf den Antrag der Staatsanwaltschaft hin eingestellt. Die Kosten legt die Kammer der Staatskasse auf. Mit einer erleichterten Umarmung verabschiedet sich die Angeklagte von ihrer Anwältin, bevor sie von den Wachtmeisterinnen zurück in die Haft gebracht wird.

Verwendete Quellen
  • Reporterin vor Ort
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



Telekom