Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.SPD-Antrag zur Kölner Oper Mehr als nur Polit-Show
Die SPD fordert die sofortige Stilllegung der Baustelle und eine "Exitstrategie". Reine Provokation der Opposition? Schon. Aber auch eine Chance für Köln, radikal umzudenken.
Irgendwo in der Kölner SPD sitzt ein verdammt talentierter Dramaturg. Ganz knapp vor der Ratssitzung am Dienstag stellte die Fraktion einen Antrag auf sofortigen Baustopp an der Oper.
Dass das eine bewusste Provokation war, mit der die Partei im Ratssaal krachend scheitern würde, war so klar wie das Amen im Dom. Ebenso, dass andere Fraktionen ihr Populismus vorwerfen würden. Und so nickte der Rat die nächste Budgeterhöhung für die Sanierung ab – wie schon zig Male zuvor. Die Gesamtkosten inklusive Zinsen und Mieten für die Ausweichquartiere steigen damit auf fast 1,5 Milliarden Euro, Ende offen.
Und doch: Die SPD hat mit ihrem Antrag den berühmten Elefanten im Raum angesprochen. Sie traut sich was. Mehr noch: Sie bricht ein Tabu, über das in Köln lange niemand gesprochen hat – zumindest nicht öffentlich. Könnte man die Bauarbeiten am Offenbachplatz einfach stoppen? Das Gebäude verkaufen, verpachten, anderweitig nutzen? Wäre das Undenkbare vielleicht doch denkbar? Dieser Vorstoß ist mutig und mehr als nur reine Polit-Show.
Endlich mal "out of the box" denken
Nach dem Tabubruch der Sozialdemokraten scheint es nun nicht mehr verboten zu sein, zumindest einmal laut über eine Alternative nachzudenken. Wenn der Antrag wenigstens das erreicht hat, war er schon ein Erfolg. Natürlich ist ein Baustopp nach zwölf Jahren finanzieller Wahnsinn. Aber kann jemand derzeit seriös absehen, wie finanziell wahnsinnig die Sanierung noch wird? Und wie lange sie noch dauern wird? Wohl kaum. Wie man im Business-Slang sagt: Es ist an der Zeit, "out of the box" zu denken.
Schauspiel und Oper spielen mittlerweile seit einem Jahrzehnt an den Ausweich-Spielstätten Carlswerk und Staatenhaus. Was sich so lange bewährt hat, könnte doch vielleicht auch eine Dauerlösung werden? Zur Erinnerung: Der 1996 als Provisorium errichtete Musical Dome dient bis heute als Spielstätte für das Kölner Musiktheater.
Keine Frage – das alles muss sehr gut durchdacht und geprüft werden. Ein Abbruch sollte die Steuerzahler nicht mehr kosten als die Fortführung der Sanierung. Aber vielleicht ist ein Ende mit Schrecken besser als ein Schrecken ohne Ende. Die SPD hat den Weckruf dazu abgesetzt.
- Eigene Gedanken der Autorin