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Köln: Julian Heck ist Bodybuilding-Meister und Tierpfleger im Kölner Zoo


Kölner mit ungewöhnlicher Job-Kombination
Tierpfleger "Heckules" ist Bodybuilding-Meister


17.08.2024Lesedauer: 6 Min.
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Julian Heck und ein Seelöwe: ein Herz und eine Seele.Vergrößern des Bildes
Julian Heck und ein Seelöwe: ein Herz und eine Seele. (Quelle: Steve Nebel @sn_media_marketing/imago-images-bilder)

Tagsüber arbeitet Julian Heck als Tierpfleger im Zoo, abends feilt er an seiner Bodybuilding-Karriere und gibt Personal Coachings. Und Familienvater ist er auch noch. Von einem, der nichts mehr hasst als Langeweile.

Mit kleinen Knopfaugen schaut Astrid ihren Trainer an. Die Brust stolz gereckt, steht die Seelöwen-Dame auf einem Steinblock neben dem Schwimmbecken. Im Maul hält sie einen Holzstock. "Astrid ist eine kleine Streberin", sagt Julian Heck augenzwinkernd. "Wir haben ihr beigebracht, auf Kommando alles aus dem Becken zu bringen, was dort nicht hingehört. Und sie weiß natürlich, dass es dafür einen Fisch gibt." Heck nimmt den Stock und bläst in seine Trillerpfeife, ein sehr hoher Ton erklingt. Mit Schwung schmeißt er der Seelöwin einen Fisch ins Maul.

Astrid und die anderen Seelöwen können aber noch viel mehr – Handstand, mit der Flosse einschlagen und Kopfball-Hochhalten mit ihrem Trainer sind nur drei der Kunststücke. Julian Heck ist stolz, was er und Revierleiter Andreas Hölscher mit den Tieren auf die Beine gestellt haben. Auf "Weltklasse-Niveau" sei die Seelöwen-Show im Kölner Zoo, sagt der 35-Jährige stolz. Das hätten ihnen auch Besucher aus allen Teilen Europas bestätigt.

Zwar kümmert er sich im Zoo auch intensiv um die Greifvögel, Pinguine und Seeschwalben, aber mit den Meeressäugern arbeitet er am liebsten. "Seelöwen sind sehr sozial und haben alle ihren eigenen Charakter. Sie sind vergleichbar mit Hunden, sind aber noch schlauer", berichtet Heck. Deswegen seien die Shows auch keine Zirkusnummern, sondern notwendiges Training, um die Tiere zu beschäftigen. Ihn macht glücklich, dass er so ein enges Verhältnis zu ihnen aufbauen kann, ihnen Tricks beibringt, in guten wie in schlechten Zeiten an ihrer Seite ist.

Ausbildung als Landesbester beendet

"Wenn, dann richtig": das ist Hecks Lebensmotto. Der Kölner ist nicht nur Tierpfleger, sondern auch Bodybuilder, Personal Trainer, zweifacher Familienvater und Hundebesitzer. "Mein Alltag ist wirklich hektisch", sagt Heck im Gespräch mit t-online. "Aber ich bin einer, der lieber viel Stress als Langeweile hat. Ich mache keine halben Sachen."

Zu seinem Tierpfleger-Job ist er eher zufällig gekommen. "Für mich war immer klar: Ich bin nicht der klassische Büromensch, sondern muss draußen arbeiten", sagt Heck. Nach Abitur und Zivildienst bewarb er sich 2008 bei verschiedenen Stellen. Der Kölner Zoo gab ihm ein Praktikum. Relativ schnell folgte der Ausbildungsplatz: Aus 2.000 Bewerbern wurden nur sechs genommen, Heck war einer von ihnen.

"In der Ausbildung habe ich die Leidenschaft für den Tierpfleger-Job so richtig entwickelt", erzählt der 35-Jährige. Auch mit dem Gedanken im Hinterkopf: Von sechs Azubis werden womöglich nur zwei genommen, also muss man sich reinhängen. Heck wälzte in fast jeder freien Minute Fachliteratur, machte einen Jagd- und Falknerschein, entwickelte eine Faszination für Echsen und fuchste sich in die Terraristik ein. "Ich habe mich nur noch auf die Tiere konzentriert", erinnert sich der gebürtige Grevenbroicher. "In der Ausbildung bin ich wirklich ein Streber geworden." Im Jahr 2012 schloss er diese als Landesbester ab.

Fitnessstudio statt Feiern

Als Tierpfleger zu arbeiten, ist gerade am Anfang kräftezehrend. "Die ersten Wochen war ich nach jedem Arbeitstag durch", sagt Heck. Den Kampfsport Wushu, den er noch als Jugendlicher betrieben hatte, ließ er für die Ausbildung fallen. Doch nachdem er den Abschluss in der Tasche hatte, kam die Lust auf den Sport zurück. Gleichzeitig endete Hecks erste Beziehung nach fünfeinhalb Jahren, sein Ego war geknickt und er hatte den Wunsch, sich ablenken. Kollegen nahmen ihn mit ins Fitnessstudio.

Schnell bemerkte er die positiven Veränderungen am Körper. "Du siehst Muskeln, die hast du vorher noch nicht gesehen." Auch von außen bekam er positives Feedback. "Da war das Feuer entfacht." Am Anfang ging der frischgebackene Single noch viel mit seinen Freunden feiern, aber zugunsten eines gestählten Körpers ließ er die Partys immer häufiger aus. Als er sich mit einem Arbeitskollegen zusammentat, der wettkampfmäßig Bodybuilding betreibt, wurden die beiden zum "dynamischen Duo", wie Heck es nennt.

Sieben Monate "Hölle" für den Wettkampferfolg

2015 wurde der Arbeitskollege auf einen "Coaching Day" in einem Wuppertaler Fitnessstudio aufmerksam. Der zweifache "Mister Universe" und ehemalige Europameister Jörg Fuchs gab dort einen kostenlosen Bodybuilding-Workshop. Das Duo fuhr hin und bekam positives Feedback: Ob sie nicht Lust hätten, im Herbst bei einem Wettbewerb zu starten? Zuerst war die Skepsis groß, aber dann wuchs die Lust auf Herausforderung. Jörg Fuchs wurde sogar Hecks erster Coach.

Der 35-Jährige erinnert sich an die Vorbereitung: "Wir haben sieben Monate Wettkampf-Diät gemacht, um starten zu können. Es war wirklich die Hölle", erzählt er. "Ich habe abends im Bett gelegen und an Essen gedacht. Ich habe sogar von Essen geträumt." Erschwerend kam hinzu, dass sich sein Arbeitskollege kurz vor dem Wettbewerb verletzte und nicht teilnehmen konnte. Aber Heck hat sein Programm trotzdem durchgezogen. Er wurde Zweiter in der Newcomer-Klasse und hatte Blut geleckt.

Abgesehen von einer zweijährigen Pause nimmt er bis heute an Wettkämpfen teil und ist sehr erfolgreich: Zweimal wurde er Deutscher Meister (2021 und 2023), zweimal Westdeutscher Meister (2019 und 2023) und einmal deutscher Vizemeister (2019). Außerdem gewann er 2019 den World Grand Prix. 2023 belegte er Platz drei bei der Weltmeisterschaft.

Corona trieb die Karriere an

Zum Personal Coaching kam er 2017. Weil das Leben als Wettkampfathlet teuer ist, arbeitet Heck nebenbei in einem Fitnessstudio. Dort wurden immer mehr Mitglieder auf ihn aufmerksam, holten sich Tipps vom Mann mit der auffälligen Statur. Weil er sich in Eigenregie auf die Wettkämpfe vorbereitet, kann Heck viel Wissen weitergeben.

"Mein erster Kunde hat mich angesprochen, weil er in der Vorbereitung für seinen ersten Wettkampf war, aber sich mit seinem Trainer verkracht hatte", erinnert sich Heck. Ein weiterer Athlet über 50, der sich ebenfalls auf einen Wettbewerb vorbereitete, kam kurze Zeit später dazu. Hecks Expertise spricht sich herum.

Parallel lernte der Kölner mehrere Fitness-Influencer kennen und arbeitete sich in die Welt der sozialen Medien ein. 2019 zog er seinen ersten Sponsor an Land. Mit Beginn der Corona-Krise hatte er endgültig seinen Platz als Personal Coach gefunden: Wegen der Kontaktbegrenzung erlebte Online-Training einen Riesenschub, und Heck konnte sich einen großen Kundenstamm aufbauen.

"Mittlerweile bin als Coach in jeder Wettkampfsaison mit Athleten vertreten", sagt der 35-Jährige stolz. Dazu kommen Kunden aus dem Bereich Lifestyle sowie Väter und Mütter, die wieder fit werden wollen. Auf seinem Instagram-Kanal "Heckules" folgen dem Kölner mehr als 27.000 Follower. Sie lässt er an seinem Alltag teilhaben, gibt Updates aus dem Fitnessstudio und klärt über das Thema Bodybuilding auf.

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Nur in Bewegung

Und wie sieht der Alltag eines Multitaskers aus? Um 6.30 Uhr steht Heck auf, dann bleiben manchmal noch zehn Minuten Zeit, bevor seine Tochter und sein Sohn wach werden. Windeln wechseln, Nahrungsergänzungsmittel nehmen, Frühstück vorbereiten und mit der gepackten Sporttasche zur Arbeit fahren. Sein Dienst im Zoo geht von 8.30 Uhr bis 17 Uhr. Nach der Arbeit geht es ins Fitnessstudio. "Dabei natürlich Instagram betreiben, das heißt: Storys, den Leuten was von meinem Tag erzählen", sagt Heck.

Gegen 19.30 Uhr ist er wieder zu Hause – Schlafenszeit für seine beiden Kinder. Seine Frau unterstützen, mit den Kindern Zähne putzen, sie ins Bett bringen, vorlesen. Nebenbei etwas essen, weil sonst der Blutzuckerspiegel abstürzt. Bringt er die Kinder nicht ins Bett, geht er mit seinem Hund Gassi. Während er bei seinen Kindern am Bett sitzt, hat er oft noch seinen Laptop auf dem Schoß oder sein Handy griffbereit. "Dann mache ich nebenbei Coaching-Arbeit, beantworte Nachrichten und schreibe Ernährungspläne." Wenn die Kinder eingeschlafen sind, arbeitet er bis etwa 21.30 Uhr weiter. Danach ein letztes Mal essen. "Und dann gönne ich mir meine Freizeit", sagt Heck. Eine Folge irgendeiner Serie sehen, runterkommen. Meistens ist er zwischen 23.30 Uhr und Mitternacht im Bett.

Seine Frau hält ihm den Rücken frei

Heck weiß, dass er ein etwas anderes Jobkonzept hat. Und er ist froh, dass seine Frau ihn bei seinem Werdegang zu 100 Prozent unterstützt. "Sie managt das alles super und hält mir extrem den Rücken frei", betont der 35-Jährige. Obwohl er mehr Geld verdienen würde, wenn er ausschließlich auf die Karte Personal Training und Social Media setzen würde, will er auf seine Arbeit im Zoo nicht verzichten: "Andere Leute haben Stress auf der Arbeit. Bei mir ist es der entspannte Teil des Tages."

Für die Zukunft hat Heck einige Pläne. Als Bodybuilding-Weltmeister abtreten, das wäre schon etwas Schönes, sagt er. Sein Business als Personal Trainer und Influencer möchte er weiter vorantreiben. Und als Tierpfleger will er an neuen Bauprojekten im Zoo mitwirken und mit Delfinen arbeiten. Klingt nach viel, und eigentlich sind seine Tage schon voll genug. Aber er hat eben lieber Stress als Langeweile.

Verwendete Quellen
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