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Hannover 96: Spieler zahlen Gehälter – Gesellschafter kürzen Förderung


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Während Corona-Krise
Hannover 96 soll sich an Spielerspenden bedient haben


Aktualisiert am 01.09.2022Lesedauer: 3 Min.
Martin Kind und die 96-Investorengesellschaft sollen zeitweise Förderungen reduziert haben, nachdem mehrere 96-Spieler, darunter der ehemalige Profi Bakalorz und Torwart Zieler privat an den Club gespendet haben. (Montage)Vergrößern des Bildes
Martin Kinds 96-Investorengesellschaft soll Förderungen gedrückt haben, nachdem Spieler, darunter der ehemalige Profi Bakalorz und Torwart Zieler, privat an den Verein gespendet hatten (Montage). (Quelle: localpic/Jan Huebner/Joachim Sielski/U.Frey/t-online/imago-images-bilder)

Hannover 96 soll vereinbarte Fördergelder gekürzt haben, nachdem Spieler den 96-Stammverein unterstützt haben. Es geht um Zehntausende Euro.

Während der Corona-Krise mussten zahlreiche Vereine, Veranstalter und Unternehmen erhebliche Einbußen hinnehmen – auch der Mutterverein von Hannover 96. Darum spendeten mehrere Profifußballer des Zweitligisten Geld aus eigener Tasche: insgesamt 32.000 Euro. Doch kurz darauf soll die Investorengesellschaft um 96-Boss Martin Kind – zumindest zeitweise – eine notariell vereinbarte Förderung exakt um diesen Betrag gekürzt haben. Sparte Kind also auf Kosten des Vereins Zehntausende Euro?

Den Vorwurf bestätigt ein Schreiben vom Mai 2020 an den 96-Stammverein, das t-online bekannt ist. In Kenntnis der privaten Spenden habe die Gesellschaft von einer Klausel im sogenannten "Hannover-Vertrag" Gebrauch gemacht in der Absicht, "die 75.000 Euro um das Spendenaufkommen der Lizenzspielermannschaft der Hannover 96 GmbH & Co. KGaA in Höhe von 32.000 Euro (zu) reduzieren".

Die Klausel soll es der Investorengesellschaft erlauben, die vereinbarte Förderung in bestimmten Fällen durch Dritte leisten zu lassen. Dies gelte aber nur, wenn die dritte Partei einwilligt, die Investorengesellschaft zu entlasten.

Waren die 96-Profis informiert?

Die Spenden der 96-Fußballer sollen unabhängig von dieser Regelung geflossen sein, heißt es aus 96-Kreisen. Bei den Spielern soll es sich laut einem Bericht vom "Sportbuzzer" um ehemalige und aktuelle 96-Profis handeln: Marvin Bakalorz, Edgar Prib, Ron-Robert Zieler, Waldemar Anton, Hendrik Weydandt, Dominik Kaiser, Philipp Ochs und Josip Elez werden genannt.

Mit ihren Spenden wollten die Spieler damals laut dem Sportmagazin die Zahlungen der Mitarbeitergehälter im Stammverein sicherstellen. Zeitgleich verzichtete die 96-Mannschaft freiwillig auf 20 Prozent ihres eigenen Gehalts, als die Investorengesellschaft aufgrund von Geisterspielen während des Corona-Lockdowns selbst Abstriche machen musste.

Das wäre laut Andreas Hecker, Rechtsanwalt und Experte für Gesellschaftsrecht, ein Problem: "Stellen wir uns vor, eine 96-Thekenmannschaft 'Alte Herren III' lässt dem Stammverein zum Weihnachtsfest einen Betrag X zukommen, um zweckgebunden den Breitensport zu unterstützen. Dann kommt die Investorengesellschaft und gibt nachträglich an, mit diesem Geld sei ihre schuldrechtliche Verpflichtung gegenüber dem Stammverein erfüllt worden. Das funktioniert natürlich nur, wenn die Thekenmannschaft damit einverstanden ist", sagt Hecker zu t-online.

"Die Spende der Spieler könnte auch zweckgebunden sein und einer anderen Zweckbindung dienen als Absprachen aus dem 'Hannover-Vertrag'", erklärt der Jurist. Das sei jedoch nicht der Fall gewesen, heißt es aus 96-Kreisen. Zudem hätten die Spieler bereits eine Spendenquittung erhalten, als die Investorengesellschaft die Summe für die Erfüllung ihrer Leistungen reklamierte.

"Hannover-Vertrag" regelt Zahlungen und Verbindlichkeiten

Damit könnte der Klub gegen den "Hannover-Vertrag" verstoßen haben. Der sei laut Hecker eine Art "Gentlemen's Agreement" im komplexen 96-Streit. Das nicht-öffentliche Abkommen wurde im Jahr 2019 durch Investorengesellschaft und Verein nur gekürzt vorgestellt. Es sollte für dauerhaften Frieden und Einhaltung der 50+1-Regel der Deutschen Fußball Liga (DFL) im zerstrittenen Firmen- und Vereinskonstrukt sorgen.

In einem Interview mit der "Hannoverschen Allgemeinen" sagte Meik Friedrich, Finanzvorstand des 96-Stammvereins, in der vergangenen Woche: "Es ist sogar eindeutig festgelegt, wann die jeweiligen Quartalsraten von 75.000 Euro zu zahlen sind".

Eine t-online-Anfrage zu diesem Vorgang wehrte Hannover 96 ab, verwies stattdessen auf den anstehenden Gerichtsprozess gegen die Abberufung von 96-Boss Martin Kind als Geschäftsführer der Hannover 96 Management GmbH: "Gremienmitglieder des Hannover 96 e.V. haben in einem Interview Aussagen getätigt, die wir (...) in einer Mitteilung klargestellt haben", so der Proficlub per E-Mail. In der Mitteilung erklärte die Investorengesellschaft, dass seit dem Jahr 2019 Spenden in Höhe von 975.000 Euro an den Hannover 96 e.V. erfolgt seien. Möglich auch, dass die Investorengesellschaft die reduzierte Zahlung aus dem Jahr 2020 mittlerweile ausgeglichen hat.

Wann geht der Kind-Prozess weiter?

Seit Jahren spaltet ein Konflikt zwischen Stammverein und Investorengesellschaft um Haupteigentümer Martin Kind Hannover 96. Der Streit gipfelte im Juli in der Abberufung Kinds als Geschäftsführer der Hannover 96 Management GmbH. Der Verein begründete sein Vorgehen damit, dass die Investorengesellschaft vereinbarte Zahlungen, Darlehen und Förderungen in mehreren Fällen zu spät, unregelmäßig und in einigen Fällen überhaupt nicht an den Stammverein überwiesen hätte. Die Investorengesellschaft wiederum widerspricht dem und weist die Vorwürfe zurück.

Nachdem das Landgericht Hannover über eine einstweilige Verfügung entschieden hatte, darf Kind vorerst als Geschäftsführer weitermachen.

Der Vorstand des Stammvereins hatte einen Tag nach Urteilsverkündung im Eilverfahren Berufung eingelegt. Aus Vereinskreisen heißt es, dass die Verhandlung vor dem Oberlandesgericht Celle für Mitte September erwartet wird. Das Hauptsacheverfahren soll im Oktober stattfinden.

Verwendete Quellen
  • sportbuzzer.de: ""Riesenzeichen der Verbundenheit": Bakalorz und Co. spenden für 96-Stammverein"
  • E-Mail-Anfrage an Hannover 96 vom 25. August 2022
  • Pressemitteilung der Hannover 96-Kapitalgesellschaft vom 23.08.2022 per Mail
  • hannover96.de: "Einer für alle: Der Grundlagenvertrag"
  • Telefonat mit Andreas Hecker, Rechtsanwalt in Düsseldorf und Experte für Gesellschaftsrecht
  • Eigene Recherche
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