Umfrage der KHH Hannover Stress, Frust, Erschöpfung – Online-Dating kann krank machen

Online-Dating ist normal geworden und vom Prinzip ziemlich einfach. Doch statt großer Liebe warten dort oft Enttäuschungen und sogar das Risiko, krank zu werden.
Ein Zwinkern, ein Lächeln, ein Treffen – was romantisch beginnt, endet beim Online-Dating oft in Frust. Viele Nutzer erleben die Partnersuche im Netz als anstrengend und enttäuschend. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Instituts Forsa im Auftrag der KKH Kaufmännische Krankenkasse aus Hannover.
Laut der Erhebung fühlt sich die Mehrheit der Befragten emotional belastet: 59 Prozent der Singles zwischen 18 und 60 Jahren gaben an, beim Online-Dating Frustration oder Erschöpfung erlebt zu haben. Fast jeder Dritte berichtete von traurigen oder depressiven Verstimmungen, knapp ein Drittel fühlte sich gestresst – etwa durch die große Auswahl und das ständige Swipen und Matchen.
Psychischer Druck durch digitale Liebe
Auch Ärger und Wut spielen für viele eine Rolle. 28 Prozent der Nutzer gaben an, diese Gefühle bei der Online-Partnersuche empfunden zu haben. Rund 20 Prozent erlebten sogar Scham. Besonders Frauen kritisierten Oberflächlichkeit oder rein sexuelles Interesse: 61 Prozent äußerten diesen Vorwurf – bei Männern waren es 35 Prozent.
Weitere Belastungsfaktoren: 54 Prozent der Nutzer erhielten keine Rückmeldung auf Nachrichten oder wurden geghostet. 44 Prozent hatten den Eindruck, dass Profile unehrlich oder geschönt seien. Jeder dritte Befragte fand niemanden, der wirklich passte.
Burnout durch enttäuschende Erfahrungen
Die Psychologin Isabelle Wenck warnt vor einem "Online-Dating-Burnout". Dieser sei nicht mit einem arbeitsbedingten Burnout gleichzusetzen, könne aber ähnliche Symptome wie emotionale Erschöpfung und Antriebslosigkeit hervorrufen. "Wer hier trotz hohem Invest an Freizeit, teils an Emotionen und auch Geld negative Erfahrungen macht, die mitunter am Selbstwert kratzen, kann einen Online-Dating-Burnout entwickeln", erklärte sie.
Der erste Schritt sei, sich rechtzeitig zu fragen, ob die Partnersuche im Netz seelisch zu sehr belastet, riet Wenck. "Für den Fall ist es ratsam, Online-Zeiten und Kontakte zu reduzieren oder sogar erst einmal zu pausieren", so die Psychologin.
Wer es dann erneut mit dem Online-Dating versuchen wolle, solle seine Erwartungen und Ziele nicht zu hoch schrauben. Sie mahnte "reale Interaktionen in der Freizeit" an: "Damit lassen sich Enttäuschungen beim Online-Dating besser abfedern."
Wunsch nach echten Begegnungen bleibt
Trotz der weiten Verbreitung von Dating-Apps bleibt die Sehnsucht nach dem klassischen Kennenlernen bestehen. Laut einer früheren Umfrage des Branchenverbands Bitkom würden mehr als drei Viertel der Nutzer von Dating-Plattformen lieber im echten Leben jemanden treffen.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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