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Hannover 96 flirtet mit Dirk Roßmann – "Ein Mann, ein Wort"


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Kind oder Drogeriekönig?
"Ein Mann, ein Wort": Hannover-96-Stammverein flirtet mit Dirk Roßmann


Aktualisiert am 26.08.2022Lesedauer: 4 Min.
Die Hannover 96-Investoren Dirk Roßmann und Martin Kind gelten auch abseits von Hannover 96 als enge Partner und Freunde.Vergrößern des Bildes
Die Hannover-96-Investoren Dirk Roßmann und Martin Kind gelten auch abseits des Klubs als enge Partner – und Freunde. (Quelle: imago images/Joachim Sielski Montage: U.Frey / t-online/imago-images-bilder)

Der Zwist bei Hannover 96 wirkt festgefahren: Kein Tag vergeht ohne neue Vorwürfe. Doch der Verein überrascht mit Lob – für einen prominenten Investor.

Während Hannover das Hauptverfahren zur Zukunft von 96-Boss Martin Kind im komplexen Firmenkonstrukt des Zweitligisten erwartet, überrascht der 96-Stammverein mit lobenden Worten an Investor Dirk Roßmann.

"Ein Mann, ein Wort", heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung des Sportvereins. Ein Satz mit Sprengkraft bei Hannover 96. Nachdem das Landgericht Hannover über eine einstweilige Verfügung entschieden hatte, darf Kind vorerst als Geschäftsführer weitermachen. Doch es brennt auch abseits der Gerichte bei den "Roten".

Der 96-Stammverein wirft der 96-Kapitalgesellschaft um Martin Kind vor, dass ihn die mit der Profiabteilung und Investoren-Gesellschaft vereinbarten Zahlungen, Darlehen und Spenden zu spät, unregelmäßig und in einigen Fällen überhaupt nicht erreichen würden.

Sorgen um Spiellizenz im Profifußball

In einem Interview mit der "Hannoverschen Allgemeinen" berichtet 96-Vereinsfinanzvorstand Meik Friedrich, Profi-Boss Martin Kind hätte geäußert, sich künftig nicht mehr an Weisungen des Stammvereins halten zu wollen. Das käme einer Missachtung der 50+1-Regel der Deutschen Fußball Liga (DFL) gleich.

Kind klagt gegen den Verein: "Wem gehört was bei Hannover 96?"

Gewinnt Kind das Verfahren gegen seine Abberufung, müsste die DFL also eigentlich reagieren – zumindest, um den Schein zu wahren, dass es Kapitalanlegern in Deutschland nicht möglich ist, die Stimmenmehrheit bei Kapitalgesellschaften zu übernehmen. Das wiederum könnte – zumindest in der Theorie – die Spiellizenz der Profimannschaft gefährden.

In ihrer Stellungnahme vom Dienstag weist die Kind-Seite zahlreiche Vorwürfe des 96-Stammvereins zurück – vor allem die ausbleibenden Gewinnausschüttungen aus den Erlösen der Wort-Bild-Marke "Hannover 96".

Es geht um Millionen

Bereits am Mittwoch konterte der Verein diese Richtigstellung ebenfalls per Pressemitteilung: "Festzustellen ist, dass für keine der festgelegten Zahlungen bis heute ein Zahlungsnachweis vorgelegt worden ist".

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Neben Sportangeboten für die über 20.000 zahlenden Mitglieder, die das junge, noch unter der Riege von Martin Kind geplante Vereinssportzentrum mitfinanzieren, geht es auch um Jobs: Der Verein beschäftigt Dutzende festangestellte Mitarbeiter, die Verwaltung, Training und Service im Vereinssportzentrum stemmen. Zudem belasten die rund zehn Millionen Euro Baukosten des Zentrums selbst noch den Stammverein.

Baum oder Roßmann?

Ein Investor hätte sich bei der Unterstützung des Vereins jedoch über die erwarteten Maße hinaus eingebracht: "Diese Förderleistung wurde von einem Gesellschafter, der bei allen Gremienmitgliedern hochwertgeschätzt ist, unabhängig und ohne Zutun durch Martin Kind geleistet", heißt es in der Mitteilung des Vereins vom Mittwoch.

Wer ist gemeint? Infrage kommen zwei Personen: die beiden weiteren Anteilseigner der "Hannover 96 Sales & Service GmbH & Co. KG", Bauunternehmer Gregor Baum und Drogerieunternehmer Dirk Roßmann.

"Wir können jetzt nicht weglaufen. Dann geht es noch weiter bergab", sagte Gregor Baum dem "Kicker", kurz nachdem Kind seine Macht im Stammverein im Jahr 2019 verloren hatte. Baum gilt als Kind-Widersacher, besitzt 27,51 Prozent der Gesellschaft und könnte damit ein erhebliches Interesse an Ruhe bei Hannover 96 haben – vor allem, wenn es ihm um die Sicherheit seiner bisherigen Investitionen geht.

Engagement "nie an die große Glocke hängen"

Doch Baum ist mit dem Kompliment nicht gemeint, wie t-online aus Kreisen des Stammvereins erfuhr. Tatsächlich geht es um den 75-jährigen Drogerieunternehmer Dirk Roßmann. Der besitzt als Kommanditaktionär 19,76 Prozent vom Klub und ist damit auf Platz drei in der Investorengruppe.

Roßmann wollte sein Engagement nie "an die große Glocke hängen", heißt es aus Vereinskreisen. Und doch führt Martin Kind gegenüber der "HAZ" öffentlich dessen freiwillige Privatspende über 200.000 Euro an, um Vorwürfe des Vereins zu entkräften. Über Spenden seitens der von Kind geführten Gesellschaft jedoch äußerten sich der Klub und auch der Hörgeräteunternehmer selbst nicht.

Wie reagiert Hannover 96?

"Gremienmitglieder des Hannover 96 e.V. haben in einem Interview Aussagen getätigt, die wir am Dienstag dieser Woche in einer Mitteilung klargestellt haben. Über diese Mitteilung hinaus werden wir mit Blick auf das anstehende Hauptsacheverfahren keinerlei weitere Angaben machen", sagt ein Sprecher der 96-Profigesellschaft zu t-online.

Ob notariell zugesicherte Spenden an den e.V. tatsächlich oder regelmäßig geflossen sind, bleibt damit weiter im Dunkeln. Mindestens also bis zum nächsten Termin im 96-Streit, der für Mitte September vor dem Oberlandesgericht Celle erwartet wird.

Dennoch: Kind bleibt mit seinen 52,73 Prozent Anteilen Hauptanteilseigner bei Hannover 96. Doch wie lange noch? Die übrigen 47,27 Prozent verteilen sich auf Roßmann und Baum. Einer der beiden Multimillionäre könnte dem 78-jährigen Kind jederzeit ein konkretes Angebot unterbreiten, um die eigenen Investitionen vor weiteren Imageschäden und Verlusten zu schützen.

Weist Roßmann Kind den Weg?

Die Beziehung zwischen Roßmann und Kind gilt bisher als äußerst vertraut. Beide haben ihren Firmensitz in Großburgwedel im Norden Hannovers. Sie gelten als Tennis-Freunde, spielen seit vielen Jahren gemeinsam Skat.

Doch auch Roßmann muss befürchten, dass der andauernde Rechtsstreit seine Investitionen in den Klub an der Leine nachhaltig abwerten und das Chaos mit dem Namen seiner erfolgreichen Drogeriekette bundesweit verbunden wird – Gleiches gilt für Gregor Baum und dessen Immobilienimperium.

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Letztlich sind Baum, Kind und Roßmann vor allem Geschäftsleute. Und dem Verein könnte sich jetzt eine vielversprechende Gelegenheit ergeben – sofern sich die Investoren Baum, Roßmann oder gar eine dritte Partei bereit zeigen, Martin Kind die entscheidenden Anteile abzukaufen.

Vor allem aber eine Gelegenheit für Dirk Roßmann, seinem langjährigen Freund einen gesichtswahrenden Rückzug zu ermöglichen, indem er selbst vorläufig oder zumindest auf dem Papier die Führung bei Hannover 96 übernimmt.

Verwendete Quellen
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