Müll-Exzess im Frankfurter Bahnhofsviertel Polizeischutz für Stadtreiniger – was steckt dahinter?
Das Bahnhofsviertel wird täglich von einer Müllflut heimgesucht. Trotz der Bemühungen der Stadtreinigung bleibt das Viertel permanent schmutziger als alle anderen Stadtteile.
Der Anblick der verelendeten Menschen lässt sich nur schwer ertragen. Ebenso wie der Uringestank und die endlosen Müllberge, zwischen denen die Dealer ihre illegalen Geschäfte abwickeln. In Frankfurt ist das Bahnhofsviertel der Spitzenreiter in Sachen Straßenmüll. Bis zu zehn Kubikmeter Abfall werden täglich aus dem Viertel transportiert. Die 160 Abfalleimer vor Ort werden bis zu viermal täglich geleert.
Kein anderer Bereich in der Stadt wird so intensiv gereinigt – und ist dabei permanent dreckig. Zwischen 23 und 25 Mitarbeiter der Stadtreinigung sind laut der Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH (FES) täglich im Bahnhofsviertel im Einsatz. Schon um 4.30 Uhr beginnen sie, "bewaffnet" mit Kehrmaschinen und Wasserwagen den Gestank von Urin und Fäkalien zu beseitigen, heißt es verschiedenen Medienberichten zufolge. Eine weitere Schicht leert zwischen 8 und 15 Uhr Papierkörbe und sammelt Kleinabfälle ein, ehe die Spätschicht bis 18.30 Uhr übernimmt. Hinzu kommt eine "Taskforce", die zwischen 17 und 19 Uhr gezielt in den "Wasserstraßen" reinigt.
Wasserstraßen im Frankfurter Bahnhofsviertel
Die "Wasserstraßen" sind besonders heikle Straßenzüge im Bahnhofsviertel. Benannt sind sie nach Elbe, Weser, Mosel und Nidda. Dort halten sich oft Dutzende Drogensüchtige auf und es wird gedealt, konsumiert und gezofft.
Obwohl die Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH (FES) die Vermüllung des Bahnhofsviertels keiner bestimmten Personengruppe zuschreibt, sind die "Wasserstraßen" meistens am stärksten verunreinigt.
Straßenreinigung im Bahnhofsviertel: In Begleitung der Polizei
Immer an der Seite des Reinigungsteams: die Polizei. "Hierbei geht es insbesondere darum, die Menschen, die auf den Gehwegen lagern, zum Aufstehen und Weggehen zu bewegen, damit wir reinigen können", sagte eine FES-Sprecherin auf Nachfrage von t-online. Angeordnet wurde der Schutz durch die Beamten, da es in der Vergangenheit vermehrt zu Übergriffen auf die Reinigungskräfte gekommen ist. Im Sommer 2022 wurden die FES-Angestellten etwa mit Flaschen und Dartpfeilen attackiert. Die Mitarbeiter seien darüber hinaus auch aus dem Reinigungswagen gerissen worden.
In den letzten Wochen habe es laut FES-Sprecherin jedoch keine nennenswerten Vorfälle gegeben. Viele der FES-Angestellte würden bereits seit Jahren im Bahnhofsviertel arbeiten. "Sollten Konfrontationen aufkommen, setzen wir auf Deeskalation: Wir brechen beispielsweise an dieser Stelle ab und kommen später zurück", erklärte die Sprecherin. Man stehe dabei stets in engem Kontakt mit der Frankfurter Polizei. Insgesamt gibt die Stadt jährlich 58 Millionen Euro für die Straßenreinigung aus. Hinzu kommen weitere 118 Millionen Euro für die Abfallentsorgung.