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Aldi-Kassiererin in Mörfelden-Walldorf erschossen: Anwohner kannten Todesopfer


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Der Tag danach
Bluttat in Südhessen: "Sie war doch erst 38"


Aktualisiert am 16.01.2024Lesedauer: 3 Min.
Nach dem Tötungsdelikt am Montagabend (15.01.) in einem Discounter in der Okrifteler Straße, bei dem nach derzeitigem Ermittlungsstand ein 48-jähriger Mann gegen 19.15 Uhr den Einkaufsmarkt betreten und im Anschluss eine 38-jährige Angestellte des Marktes erschossen und sich danach selbst getötet hat (wir haben berichtet), wendet sich die Polizei mit einem Betreuungsangebot an Kunden und Zeugen der Tat, die nun unter dem erlebten Geschehen leiden oder von der Gewalttat traumatisiert sind.Zum Zeitpunkt der Tat waren neben dem Personal mehrere Kunden in dem Markt. Sie blieben körperlich unverletzt und wurden zum Teil anschließend durch die Polizei und einen Seelsorger betreut. Die Beamtinnen und Beamten gehen aber davon aus, dass sich bislang nicht alle betroffenen Personen gemeldet haben oder den Markt direkt verlassen haben.Nicht nur die Opfer, sondern auch Zeugen leiden häufig unter dem Eindruck einer Straftat.Vergrößern des Bildes
Die Anwohnerin Reufa Alagić stellt zusammen mit ihrer Tochter eine Kerze für die getötete Angestellte der Aldi-Filiale in der Okrifteler Straße auf. (Quelle: Madlen Trefzer)
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Tatort Aldi-Filiale in Mörfelden-Walldorf: Ein 48-Jähriger hat eine Frau und dann sich selbst getötet. t-online ist am Tag danach vor Ort.

Am Tag nach der Tat bleibt die betroffene Aldi-Filiale im südhessischen Mörfelden-Walldorf geschlossen. Einzelne Kunden kommen auf die Eingangstüre zu, doch kehren sofort wieder um, nachdem sie das Schild lesen: "Liebe Kunden, wir bitten um Ihr Verständnis, dass diese Filiale aufgrund der aktuellen Situation heute geschlossen bleibt."

Gegen 19.15 Uhr am Montag ereignete sich hier eine Tragödie: Ein Mann betrat das Geschäft und eröffnete das Feuer auf eine 38-jährige Angestellte. Anschließend tötete sich der Täter mit seiner Waffe selbst.

Anwohnerin erinnert sich an das Verbrechensopfer

Einige Anwohner sind voller Trauer und verweilen vor dem Supermarkt. So auch Reufa Alagić. Sie kommt mit ihrer Tochter zum Tatort und weint. Zusammen stellen sie eine Kerze auf. Alagić erinnert sich gut an die Getötete. "Ich kannte sie nur oberflächlich, aber wir haben uns gerne unterhalten. Sie war immer so fröhlich und lustig drauf, hat viel gelacht."

In der geschlossenen Filiale befinden sich mehrere Mitarbeiter – ehemalige Kolleginnen und Kollegen der Getöteten. Ein Statement zu dem tragischen Vorfall geben sie nicht ab. Sie teilen lediglich mit, dass die Filiale am Mittwoch wieder öffnen könnte.

Mord in Mörfelden-Walldorf: "Sie war doch erst 38"

Christine K. kommt, um einzukaufen, doch bemerkt gleich die verschlossenen Türen des Supermarktes. Im Gespräch mit t-online erzählt sie, wie sie am Montag kurz nach dem Tatzeitpunkt an der Aldi-Filiale vorbeifuhr. Sie erinnert sich daran, wie ihr mehrere Polizeistreifen entgegenkamen. "Mein Mann und ich wussten gleich, dass etwas Schlimmes passiert ist. Dass es aber eine solch schreckliche Tat ist, erschüttert uns. Sie war doch erst 38 Jahre alt", schüttelt Frau K. den Kopf.

Christine K. kannte das Todesopfer und erzählt von einer mutmaßlichen Scheidung zwischen Opfer und Täter, die in ihren Augen eine entscheidende Rolle bei der Bluttat gespielt haben könnte.

Bluttat in Aldi-Filiale: Ermittler gehen von "Beziehungstat" aus

Auch die Staatsanwaltschaft Darmstadt und die Polizei gehen nach ersten Ermittlungen von einer "Beziehungstat" aus. Vor sechs Monaten endete wohl die Beziehung zwischen Opfer und Täter. Ob sie gemeinsame Kinder haben, ist bisher nicht bekannt. Fest steht derzeit nur, dass beide Personen bulgarische Staatsangehörige waren.

Der Tag danach: So fühlen sich die Menschen in Mörfelden-Walldorf

Ein Mann, etwa 70, der seinen Namen nicht nennen wollte, ist Nachbar. Er kannte die Getötete vom Einkaufen. "Ich habe gestern die Sirenen gehört", erinnert er sich und kann nur schwer in Worte fassen, wie er sich fühlt. "Wir haben immer gesagt: Bei uns passiert so etwas nicht. Und dann ist es passiert", sagt er schließlich. Angst habe der Mann nicht. Er sei sich im Klaren, dass die Tat nicht rückgängig gemacht werden kann und dass die Menschen in Mörfelden-Walldorf damit nun weiterleben müssen. Begreifen könne der Rentner die Tat jedoch nicht.

Auch bei vielen anderen macht sich neben Trauer auch Unverständnis breit. Rahul D. ist schockiert über den Vorfall. Er wohnt einen Kilometer entfernt und kommt regelmäßig zum Einkaufen in die Aldi-Filiale. Er fragt sich, wie es zu dieser "unmenschlichen" Tat kommen konnte.

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Gewalt gegen Frauen (Symbolfoto) (Quelle: IMAGO/Zoonar.com/Yuri Arcurs peopleimages.com/imago-images-bilder)

Femizide in Deutschland

Fast jeden dritten Tag stirbt eine Frau in Deutschland wegen häuslicher Gewalt. Im Jahr 2021 waren es insgesamt 113 Frauen und 14 Männer, die durch Gewalt in der Partnerschaft ums Leben kamen. Die Täter sind oft die Partner oder Ex-Partner der Opfer.

Doch trotz dieser alarmierenden Zahlen gibt es in Deutschland bis heute keine gesonderte Kategorie für diese Verbrechen. Die meisten Opfer von häuslicher Gewalt sind Frauen – zu fast 90 Prozent. Und nicht nur physische Gewalt spielt dabei eine Rolle. Auch psychische Gewalt und Nötigung gehören dazu. Im vergangenen Jahr registrierte das Bundeskriminalamt (BKA) insgesamt 146.655 Fälle von körperlicher und psychischer Gewalt in einer bestehenden oder ehemaligen Partnerschaft. Die Dunkelziffer dürfte noch höher sein, da viele Betroffene aus Scham oder Angst vor den Konsequenzen schweigen.

Staatsanwaltschaft spricht über Tathergang

Robert Hartmann, Oberstaatsanwalt der zuständigen Staatsanwaltschaft Darmstadt, gibt nur wenige Details über den Tathergang preis. Nach einem kurzen Gespräch mit der Kassiererin soll der Täter das Feuer eröffnet haben, sagt er. Für die Frau kam jede Hilfe zu spät, so die Ermittler. Kurze Zeit nach der Tat konnte die Polizei die Waffe sicherstellen. Aktuell versucht sie zu erfahren, woher der Mann die Tatwaffe hatte. Er besaß keinen Waffenschein. Der Täter war nicht vorbestraft und die Ermittler haben keine Hinweise auf weitere Tatbeteiligte.

Da zum Tatzeitpunkt viele Kunden im Markt anwesend waren, gibt es zahlreiche Zeugen, die noch vernommen werden müssen. Die Staatsanwaltschaft bietet den Zeugen seelsorgerische Hilfe an. Die Polizei hat auch die Videoaufzeichnungen ausgewertet und bittet um Hinweise von Personen, die kurz vor der Tat im Markt waren.


Wenn Sie, oder jemand den Sie kennen, häusliche Gewalt erleben, wenden Sie sich an das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen". Rufnummer: 116 016. Das Beratungsangebot ist anonym, barriere- und kostenfrei, und ist in 18 Fremdsprachen verfügbar.

Verwendete Quellen
  • Reporterin vor Ort
  • Statement von Robert Hartmann, Oberstaatsanwalt der zuständigen Staatsanwaltschaft Darmstadt (16.1.2024)
  • ndr.de: Femizide in Deutschland: Wenn Männer Frauen töten (20.08.2023)
  • tagesschau.de: Der alltägliche Mordversuch (08.03.2023)
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