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Grünes Gewölbe: Schmuckstücke nach Juwelenraub in Dresden beschädigt


Wendung im Juwelendiebstahl-Prozess
Grünes Gewölbe: Einige Schmuckstücke erheblich beschädigt

Von dpa
10.01.2023Lesedauer: 3 Min.
Ein Angeklagter neben seinem Anwalt: Einige Schmuckstücke sind erheblich beschädigt worden, beim Bruststern (rechts) ist etwa eine Spitze abgetrennt worden.Vergrößern des BildesEin Angeklagter neben seinem Anwalt: Einige Schmuckstücke seien erheblich beschädigt worden, beim Bruststern (rechts) sei etwa eine Spitze abgetrennt worden. (Quelle: Montage: Jens Schlueter/dpa/SKD)
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Ein Beschuldigter initiierte die Rückgabe der Beute – allerdings ist diese stark beschädigt: Eine Restauration würde weit mehr als 100.000 Euro kosten.

Nach der Rückgabe von Beutestücken im Prozess um den Juwelendiebstahl aus dem Historischen Grünen Gewölbe Dresden zeichnet sich am Landgericht eine Wende ab: Vier der sechs Angeklagten haben Geständnisse angekündigt, sagte Richter Andreas Ziegel am Dienstag. Die Initiative ging demnach vom ältesten Beschuldigten aus: Der 29-Jährige habe darauf hingewirkt, dass die noch vorhandenen Beutestücke zurückgegeben werden, so Ziegel.

Das am 17. Dezember 2022 in der Westberliner Kanzlei seines Verteidigers ausgebreitete Konvolut war jedoch weniger umfangreich als erwartet und unvollständig. Einige der nach dem Juwelendiebstahl aus dem Dresdner Grünen Gewölbe zurückgegebenen Schmuckstücke sind nach Darstellung einer Expertin erheblich beschädigt.

Unklar, was Feuchtigkeit langfristig anrichtet

Die Restauratorin Eve Begov von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) berichtete am Dienstag bei ihrer Zeugenvernehmung am Landgericht Dresden von abgebrochenen Stücken, Deformationen und Schäden durch Feuchtigkeit. Beim "Bruststern des Polnischen Weißen Adler-Ordens" sei beispielsweise eine Spitze abgetrennt worden.

Bei der "Hutagraffe" diagnostizierte die Restauratorin etwa Rostablagerungen und Feuchteinträge zwischen Fassung und Steinen. Sie könnten entweder von der Lagerung oder einem Reinigungsversuch stammen. Kondensbildung habe dazu geführt, dass die Steine schwarz aussehen. Unklar sei noch, wie sich die Feuchtigkeit langfristig auswirke.

Der in Aussicht stehende Strafrabatt wurde daraufhin nach oben korrigiert. Möglich sind nun bei einer Verständigung laut Ziegel eine Gesamtfreiheitsstrafe zwischen fünfeinhalb Jahren und sechseinhalb Jahren für die zur Tatzeit Erwachsenen sowie zwischen vier und viereinhalb Jahren für die damals Heranwachsenden, wenn Jugendstrafrecht zur Anwendung komme, sowie eine Haftverschonung nach Urteilsverkündung. Voraussetzung dafür sei jedoch, dass sich die Angeklagten zu Planung, Vorbereitung und ihrer Beteiligung an dem Verbrechen erklären, das auch international Schlagzeilen machte.

Klinge der Diamantrosengarnitur bleibt verschwunden

Ermittler der Dresdner Sonderkommission "Epaulette" – benannt nach einem der prominenten Beutestücke – fuhren dann in der Nacht zum 17. Dezember 2022 nach Berlin. Die Stücke hätten auf einem Tisch im Konferenzraum der Kanzlei gelegen, einige seien nach seinem Empfinden beschädigt gewesen, erinnerte sich ein Kriminalbeamter, der als Zeuge dabei war. Bei einer späteren molekulargenetischen Untersuchung habe man Mischspuren an dem Schmuck gefunden, die aber nicht den Beschuldigten zugeordnet werden konnten.

Der Beamte erzählte auch, wonach die Polizeitaucher aus mehreren Bundesländern dann am 25. Dezember im Berliner Schifffahrtskanal im Stadtteil Neukölln vergeblich suchten: Nach der Klinge des Degens der Diamantrosengarnitur.

Dessen diamantbesetzter Griff sei erheblich beschädigt, sagte Restauratorin Eve Begov von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD). Auch an anderen der wiedergewonnenen Pretiosen gebe es Deformierungen und Brüche, es seien Teile abgetrennt, es fehlten Steine und es befinde sich Feuchtigkeit und Rost zwischen Fassung und Steinen. Die Experten gehen davon aus, dass die Stücke nach dem Einbruch behandelt wurden.

Restauration kostet etwa 130.000 Euro

Detailliert äußern wollte sich die Zeugin zur Bearbeitung der beschädigten Stücke nicht. Da gehe es um die Frage, wie weit man eine Restaurierung treiben wolle, das müsse im Team entschieden werden. Deformierungen werde man so rückgängig machen, dass die Stücke wieder präsentiert werden können. Eine genaue Schadensschätzung sei erst im Laufe der Arbeiten möglich. Der Aufwand zur Restaurierung der Stücke wurde nach Angaben von Begov mit 126 800 Euro beziffert. In dieser Summe seien aber nicht die fehlenden Steine enthalten.

In dem seit Ende Januar 2022 laufenden Prozess sind junge Männer zwischen 23 und 29 Jahren aus einer bekannten arabischstämmigen Berliner Großfamilie wegen schweren Bandendiebstahls, Brandstiftung und besonders schwerer Brandstiftung angeklagt. Zwei von ihnen verbüßen derzeit eine jeweils mehrjährige Jugendstrafe wegen des Diebstahls der Goldmünze aus dem Bode-Museum Berlin 2017.

Bei dem spektakulären Kunstdiebstahl am 25. November 2019 in Dresden drangen zwei Täter über ein präpariertes Fenster ins Residenzschloss ein, schlugen mit einer Axt Löcher in eine Vitrine und rissen heraus, was sie zu fassen bekamen. Sie zündeten zuvor unweit des Museums einen Stromkasten an – und in der Tiefgarage eines Wohnhauses ihr Fluchtauto, um Spuren zu verwischen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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