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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Tourist in der eigenen Stadt Erkennen Sie dieses Wahrzeichen Berlins?

Wer eines der berühmtesten Berliner Wahrzeichen ganz aus der Nähe sehen will, muss hoch hinaus. Erraten Sie, welche Sehenswürdigkeit gemeint ist?
285 Stufen einer Wendeltreppe müssen erklommen werden, um gleich zwei spektakuläre Aussichten zu genießen: die eine über den Großen Tiergarten und das Schloss Bellevue, die andere auf das goldene Kleid und die mächtigen Flügel einer gut 35 Tonnen schweren Statue. In mehr als 60 Metern Höhe befindet sich die Plattform einer der berühmtesten Berliner Sehenswürdigkeiten, von der aus man eine solche Aussicht hat. Welche es ist? Natürlich die Siegessäule mit der Figur der Viktoria, von den Berlinern auch liebevoll "Goldelse" genannt.
Tausende Touristen besuchen das Wahrzeichen der Hauptstadt jedes Jahr, aber auch für Berliner lohnt sich der Aufstieg – und zwar nicht nur wegen des Ausblicks. In den Sockelräumen der Siegessäule werden historische Dokumente, Fotografien und Modelle gezeigt, die verdeutlichen, wie die Säule entstand.
Vergoldete Geschützrohre und kriegerische Szenen
Das Monument soll an die Siege Deutschlands gegen Dänemark, Österreich und Frankreich zwischen 1864 und 1871 erinnern. Nicht nur die Siegerpose der Plastik weist darauf hin: Der Säulenschaft ist mit vergoldeten Geschützrohren geschmückt, und auch das Mosaik von Anton von Werner im Säulenumgang und die Bronzereliefs am Sockel zeigen kriegerische Szenen.
Die Säule wurde von Johann Heinrich Strack entworfen, einem Schüler von Karl Friedrich Schinkel. Friedrich Drake konzipierte die Statue der Siegesgöttin Viktoria. Verschiedene Künstler und Handwerker fertigten die Reliefs der Säule und die komplette Statue schließlich an. Der Bau dauerte von 1864 bis 1873. Mit Kosten von 1,8 Millionen Goldmark war es eines der größten und teuersten Denkmalprojekte des 19. Jahrhunderts.
Für die Siegessäule wurden nur wertvolle und symbolbehaftete Materialien verwendet, die Stärke und Unvergänglichkeit signalisieren sollten: Obernkirchener Sandstein, schwedischer Granit, Bronze, die zum Teil von eroberten Kanonen stammte, Marmor aus Carrara sowie eine Feuervergoldung für die Kanonen und die Viktoria. Am 2. September 1873 wurde die Siegessäule von Kaiser Wilhelm I. mit einem prunkvollen Festakt eingeweiht.
Siegessäule stand ursprünglich an einem anderen Platz
Ursprünglich stand die Siegessäule auf dem Königsplatz (heute Platz der Republik). Zwischen 1938 und 1939 wurde sie jedoch von den Nationalsozialisten zum Großen Stern im Tiergarten verlegt. Der Grund: Der Königsplatz sollte nach Plänen des Generalbauinspektors für die Reichshauptstadt, Albert Speer, in eine riesige Aufmarschfläche umgewandelt werden sollte. Speer nutzte die Siegessäule, um die ausgebaute und verbreiterte Ost-West-Achse durch Berlin mit diesem weithin sichtbaren Wahrzeichen zu versehen. Im Zuge der Umsetzung wurde die Säule auch baulich verändert und von 60,5 Metern auf fast 67 Meter erhöht.
Nach 1945 sollte die Siegessäule auf Weisung der Alliierten gesprengt werden. Letztlich wurde sie doch nicht zerstört, aber die vier Sockelreliefs wurden demontiert. Erst 1984 und 1987 gaben die Franzosen sie als "Geste der Versöhnung" an Berlin zurück. Alle vier wurden restauriert und wieder am Sockel angebracht. Von den Reliefs an der Süd- und der Westseite des Sockels sind allerdings nur noch Fragmente erhalten.
"Goldelse" wurde schon mehrfach neu vergoldet
Die Statue der Siegesgöttin Viktoria ist 8,30 Meter hoch und wurde in 17 Einzelteilen gegossen. In der rechten Hand hält sie einen Lorbeerkranz, in der linken ein Feldzeichen. Das Gold der "Goldelse" wurde mehrfach erneuert: 1954 bekam die Viktoria zum ersten Mal eine neue Goldschicht. Zwischen 1976 und 1983 wurden Kriegsschäden beseitigt, und die Statue wurde erneut vergoldet.
Am 15. Januar 1991 verübte die linksextremistische Terrorgruppe "Revolutionäre Zellen" einen Sprengstoffanschlag auf die Siegessäule. Auf der Aussichtsplattform befand sich zu dem Zeitpunkt niemand, aber eine Stütze der Viktoria wurde beschädigt. Für die Reparatur musste die Besucherplattform zehn Monate gesperrt werden. Zuletzt wurde die Siegessäule von März 2010 bis Mai 2011 umfassend renoviert. Ganze 1,2 Kilo Blattgold wurden verwendet, um der "Goldelse" und anderen vergoldeten Teilen des Bauwerks Glanz zu verleihen.
Im Laufe der Zeit war die Siegessäule auch immer wieder optischer Mittelpunkt wichtiger Ereignisse und Events: von den Feierlichkeiten zur Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 über die Loveparade, den Christopher Street Day (CSD), Barack Obamas Rede 2008 bis hin zum Berlin-Marathon.
Für Berliner macht es Sinn, die Siegessäule unter der Woche zu besuchen. Am Wochenende können sich lange Schlangen vor dem Wahrzeichen bilden.
- Siegessäule: Großer Stern 1, 10557 Berlin
Öffnungszeiten: täglich 9.30 bis 17.30 Uhr, am 24. Dezember geschlossen
Eintritt: Erwachsene 4 Euro, ermäßigt 3 Euro
- Eigene Recherche
- bildhauerei-in-berlin.de: Siegessäule
- bundestag.de: Wissenschaftliche Dienste – Die Berliner Siegessäule
- denkmaldatenbank.berlin.de: Großer Stern mit Siegessäule, Denkmälern und Torhäusern
- berlin.de: Sehenswürdigkeiten – Siegessäule
- tagesspiegel.de: Zwei Täter gefasst? - Mutmaßliche RZ-Mitglieder in Berlin und Kanada festgenommen
- stadtfuehrung.de: Siegessäule in Berlin
- siegessaeule-berlin.de: Die Berliner Siegessäule. Ein Symbol des Sieges und der Geschichte