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Berlin: Wie Udo Lindenberg den "Sonderzug nach Pankow" erschuf


Lindenberg-Song schreibt Geschichte
Mit dem "Sonderzug nach Pankow" brachte er Honecker zur Weißglut

Von t-online, mpr

Aktualisiert am 30.10.2024Lesedauer: 2 Min.
Sänger Udo Lindenberg re. überreicht Erich Honecker DDR/Staatsratsvorsitzender im Beisein von Johannes Rau Mitte, BRD/SPD/Ministerpräsident NRW eine GitarreVergrößern des Bildes
Udo Lindenberg (r.) überreicht Erich Honecker bei einem Aufeinandertreffen in Wuppertal eine Gitarre. (Quelle: imago stock&people, via www.imago-images.de)

Vor über 40 Jahren erscheint Udo Lindenbergs "Sonderzug nach Pankow". Bei einer Aufführung des Titels in Berlin soll jetzt ein Wort im Text gestrichen werden. So entstand der Song, der bereits zum zweiten Mal für Diskussionen sorgt.

"Ich muss da was klären mit eurem Oberindianer. Ich bin ein Jodeltalent und will da spielen mit 'ner Band": 1983 fuhr zum ersten Mal der "Sonderzug nach Pankow" des deutschen Popstars Udo Lindenberg ab. Mit dem Stück wendet sich der Musiker an Erich Honecker. Auch mit dem Begriff "Oberindianer" ist dementsprechend der damalige Vorsitzende des Staatsrates der DDR gemeint. Honecker hatte Lindenberg zuvor einen Auftritt in der DDR verwehrt.

Der gesamte Text des Popsongs strotzt vor Veralberungen Honeckers. In einer rechtlichen Einschätzung aus dem Februar 1983 notiert die DDR-Führung selbst, der "Verfasser des Textes" habe sich an den "Genossen Erich Honecker" gewandt und diesen "sturer Schrat", "Rocker" und eben "Oberindianer" genannt. Die Textpassagen seien geeignet, "die persönliche Würde eines Menschen grob zu verletzen". Man könnte sagen: Lindenbergs Song hatte einen Nerv getroffen.

Humorige Anklage an den damals obersten Mann in der DDR

Denn mitten im Kalten Krieg ist das Lied eine humorige Anklage des Musikers aus dem Westen. Adressat ist der damals oberste Mann in der DDR, dem Land, das seine Bürger einsperrte, überwachte und die freie Presse verbot.

Wenn acht Chöre den "Sonderzug nach Pankow" im November im Humboldt Forum aufführen, soll das Wort "Oberindianer" nach eigenen Angaben gestrichen werden. Zwar teilt die zuständige Stiftung Humboldt Forum dazu selbst mit, die Bezeichnung "Indianer" habe in seiner Entstehungszeit zwar eine metaphorische Konnotation gehabt und sich "satirisch-kritisch" auf Erich Honecker bezogen. Doch man sei sich "bewusst, dass in dem Wort die Gewaltgeschichte der Kolonisierung indigener Bevölkerungsgruppen nachklingt".

Endstation politische Korrektheit

Allerdings stammt die Bezeichnung "Indianer" von Christoph Kolumbus, der Ende des 15. Jahrhunderts auf dem Seeweg Indien erreichen wollte. Was der Entdecker damals noch nicht wusste: Auf westlicher Route von Europa aus war ihm Amerika im Weg. Weil Kolumbus aber dachte, er sei in Indien gelandet, nannte er die Menschen in Amerika "Indianer". Erst in jüngster Vergangenheit ist der Begriff zum Diskussionsthema geworden, wenn es um angeblich diskriminierende Sprache geht.

Udo Lindenberg hat noch nicht auf die Änderung seines Liedes reagiert. Für ihn hatte sein Protestsong an "Oberindianer" Erich Honecker ein gutes Ende. Der "Sonderzug nach Pankow" gilt als Türöffner für Lindenberg. Im Oktober 1983 durfte er schließlich in der DDR auftreten – zum ersten und einzigen Mal. Das Lied sang er auf Wunsch der DDR-Führung dort aber nicht.

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