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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Kritik an Razzia bei "Letzter Generation" "Glaube nicht, dass Frau Hinrichs eine Kalaschnikow im Bett hat"
Ob tatsächlich Polizisten mit gezogener Waffe in die Wohnung der Klimaaktivistin Carla Hinrichs eingedrungen sind, ist unklar. Experten halten das aber für möglich.
Bei der großangelegten, bundesweiten Razzia gegen Mitglieder der "Letzten Generation" wurde auch die Kreuzberger Wohnung der bekannten Aktivistin Carla Hinrichs durchsucht. Die kritisierte daraufhin das Vorgehen der Berliner Beamten scharf.
In einem Video auf Twitter und in einer Pressemitteilung gab Hinrichs bekannt, ihre Wohnungstür sei von der Polizei aufgebrochen worden, sie habe zu diesem Zeitpunkt noch geschlafen. Dann habe ein Beamter sie noch im Bett mit einer Waffe bedroht. (Mehr dazu lesen Sie hier) Obwohl sich die Polizei bedeckt hält, können Experten ihre Vorwürfe nicht ausschließen.
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Auf Nachfrage von t-online bestätigte die "Letzte Generation", weiter auf Hinrichs Darstellung der Ereignisse zu beharren. Unklar ist, ob es sich tatsächlich so zugetragen hat. Denn weder die Berliner Polizei noch die federführenden Beamten des bayerischen Landeskriminalamtes wollten die Aussage Hinrichs bestätigen. Jedoch auch nicht dementieren. Zum einen könne man keine Details über Polizeitaktiken verraten, so die Sprecher.
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Zum anderen sei aktuell noch in der Abstimmung, ob sich nun München oder Berlin zu dem Ablauf des Einsatzes äußern dürfe. Das könne noch dauern, sagte ein Sprecher der Berliner Polizei. Die Münchner Generalstaatsanwaltschaft war zunächst gar nicht zu erreichen.
Unrealistisch sei diese Darstellung der Ereignisse jedoch nicht, findet der Sprecher der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Benjamin Jendro. Auch wenn die Aktivisten in der Vergangenheit friedlich aufgetreten seien. "Wir reden nicht von dschihadistischen Gefährdern, Reichsbürgern oder Amokläufern. Nichtsdestotrotz weiß man nie, wer oder was einen in den Räumen erwartet, mit welcher Gegenwehr zu rechnen ist."
Razzia in Berlin: "Man muss mit allem rechnen"
Der Eigenschutz der Beamten habe deshalb Vorrang. "Und dazu gehört auch die Dienstwaffe. Ich glaube zwar nicht, dass Frau Hinrichs eine Kalaschnikow im Bett hat, aber wir reden über Durchsuchungen bei Menschen, die bereits Straftaten begangen haben."
Daher könne es durchaus sein, dass der Einsatzleiter sich zum Schutz seiner Kollegen für ein derart rabiates Vorgehen entschieden habe. "Es gehört zum Alltag, dass es selbst bei banalen Einsätzen wegen Ordnungswidrigkeiten zu Gewaltaktionen gegen unsere Kollegen kommt", sagte Jendro.
"Natürlich gibt es sicher auch Durchsuchungen, bei denen man klingelt und kooperativ freundlich hereingelassen wird." Ob die Beamten dies getan oder zumindest versucht haben, ist nach wie vor unklar. Auch deshalb, da sich die Polizei nicht zu dem Einsatz äußern möchte und auch Carla Hinrichs zunächst nicht für ein Interview zur Verfügung stand.
Bodo Pfalzgraf, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), betont ebenfalls im Gespräch mit t-online, dass im Einzelfall zur Eigensicherung auch mit vorgehaltener Waffe durchsucht werden könne. Sollte jedoch, wie von Carla Hinrichs behauptet, ihre Tür aufgebrochen worden sein, wären die Polizisten sogar verpflichtet gewesen, mit gezogenen Waffen einzudringen. "In solchen Situationen muss man mit allem rechnen. Wenn die Tür aufgebrochen wurde, wird sicher mindestens ein Beamter eine Waffe in der Hand gehabt haben." Das schreibe der Leitfaden zur Eigensicherung der Polizei vor.
Ein Pressesprecher der "Letzten Generation" verurteilte das mutmaßlich gewaltsame Eindringen der Polizei als unangemessen und nicht verhältnismäßig. "Wir werden auf eine Stufe mit den Hells Angels gestellt. Wir zeigen bewusst unsere Namen und Gesichter. Wir sind absolut transparent. Niemand muss mit vorgehaltener Waffe eine Tür aufbrechen, um an Informationen über uns zu kommen. Es hätte gereicht, zu klingeln."
- Interview mit Benjamin Jendro
- Interview mit Bodo Pfalzgraf
- Anfrage bei der Letzten Generation
- Anfrage bei der Berliner Polizei
- Anfrage beim Bayerischen Landeskriminalamt
- Anfrage bei der Münchner Generalstaatsanwaltschaft