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Reaktionen auf den neuen Bürgermeister: Berliner zeigen sich skeptisch und unzufrieden


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Das sagen die Berliner zum neuen Bürgermeister
"In Berlin ist alles peinlich. Wie immer"


Aktualisiert am 28.04.2023Lesedauer: 3 Min.
Kai Wegner geht angeschlagen ins Amt des Regierenden Bürgermeisters.Vergrößern des Bildes
Kai Wegner (Archivbild): Er geht angeschlagen ins Amt des Regierenden Bürgermeisters. (Quelle: Michele Tantussi/reuters)
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Im Roten Rathaus sitzt ein neuer Mann. Doch Ruhe hat sich dennoch nicht eingestellt. Das halten die Berliner vom neuen Bürgermeister Kai Wegner.

Berlin hat einen neuen Regierenden Bürgermeister. Nach einem spektakulären Wahlkrimi hat Kai Wegner im dritten Durchgang gewonnen – wenn auch womöglich mit Stimmen der AfD. Doch was sagen die Berliner zum neuen Regierenden und der Wahl? t-online hat sich vor dem Roten Rathaus umgehört.

Berlin-Wahl: "Eine Verhohnepiepelung der Demokratie"

"Das hätte ich von Berlin nicht erwartet", sagt Herr Lewin über die Wahl. "Manch einer würde von einer Farce sprechen." Der 87-Jährige wohnt ganz in der Nähe des Bürgermeistersitzes, bringt gerade seine Einkäufe nach Hause. "Es hatte vorher klare Verhältnisse gegeben", spielt er auf die Große Koalition an, mit der Wegner sich hatte aufstellen lassen. "Und dann geht es trotzdem fast schief." Am meisten stört Lewin sich jedoch an der Behauptung der Berliner AfD, nur dank ihrer Stimmen sei Wegner ins Amt gekommen. "Das ist eine Verhohnepiepelung der Demokratie."

Mit Kai Wegner als Bürgermeister könne sich der Senior zwar nicht identifizieren. "Aber das Programm der Groko finde ich gut." Einziger Makel: "Es muss natürlich auch umgesetzt werden. Gute Programme haben wir schon viele gesehen, aber schöne Worte reichen nicht. Die Regierung unter Giffey hatte auch ein gutes Programm. Aber passiert ist wenig." Wegner müsse jetzt die Mehrheit der Menschen mitnehmen. Doch ob das klappt, da ist Herr Lewin sich nicht sicher. "Ich hoffe trotzdem, dass die nächsten Jahre gut werden – im Interesse der Stadt. In Berlin liegt vieles im Argen."

Berlin: "Das muss man als demokratische Wahl hinnehmen"

Auch Holger Lehmann ist mit der aktuellen Situation im politischen Berlin alles andere als zufrieden. Der 60-jährige Museumstechniker stört sich zum einen daran, dass ein CDU-Bürgermeister regiert. Zum anderen findet er die Behauptung der AfD, in Teilen für den Erfolg Wegners verantwortlich zu sein, sehr bedenklich.

"Ich finde das sehr schlimm. Klar, dass es in der SPD Abweichler gibt, die haben ja nur knapp der Groko zugestimmt. Ob das der richtige Schritt für sie war, muss sie eh noch mal überdenken." Aber dadurch, dass die AfD den Sieg Wegners als ihren verbuchen könne, zumindest aus PR-Sicht, "wird es kritisch", so Lehmann. "Ich will nicht, dass wir hier thüringische Verhältnisse bekommen."

Peinlich für Berlin findet der Museumstechniker die Wahl dennoch nicht. "Das muss man als demokratische Wahl hinnehmen. Ich sehe die AfD zwar kritisch. Aber auch sie ist demokratisch gewählt. Wir müssen lernen, damit umzugehen. In Demokratien kann so etwas passieren." Seine Hoffnung: dass Wegner und sein Senat stark genug sind, Einflussnahme von rechts zu verhindern.

"Eine neue Frau im Roten Rathaus wäre ein Zeichen gewesen"

Zufriedenheit über die neue politische Situation will sich auch bei Henrike M. nicht einstellen. "Ich bin kein CDU-Fan. Ein Fan von Wegner schon gar nicht. In meinen Augen ist Kai Wegner nicht ernst zu nehmen", erklärt die 34-Jährige, während sie ihr Lastenrad am Roten Rathaus vorbeischiebt. Für sie ist die Groko ein Versuch, die Fehler der letzten Regierung und auch der Pannenwahl geradezubiegen, wie sie sagt. Viel lieber hätte sie die Grünen an der Macht in Berlin gesehen. "Die wären das geringere Übel." Am wichtigsten sei ihr jedoch, dass eine Frau im Roten Rathaus sitzt. "Auch wenn Giffey nicht überzeugt hat. Das wäre ein Zeichen gewesen."

Dennoch bleibt sie optimistisch. "Vielleicht schafft Wegner es mit einem guten Team. Immerhin sind da viele neue Gesichter dabei. Wir können nur hoffen."

Hoffen will auch Christa D. Die 83-Jährige hofft, dass die GroKo funktioniert, "obwohl die CDU innerlich genauso gespalten ist wie die SPD. Jeder will nur profitieren", so die Rentnerin. "Aber mit Giffey hat es auch irgendwie geklappt." Dabei ist ihr Wegner eigentlich viel lieber als seine Vorgängerin. "Ich kann mich mit ihm identifizieren. Sein Auftreten finde ich gut, den Machtwechsel auch."

Dass er mit AfD-Stimmen an die Macht gekommen sein soll, will sie sich nicht recht vorstellen: "Die würden alles versuchen." Dennoch hat der neu ernannte Bürgermeister Wegner in den Augen von D. an Reputation verloren. "Vor der Wahl habe ich ihn ernst genommen. Aber jetzt? Wie die Wahl abgelaufen ist, ist peinlich für die Stadt. Wie immer. In Berlin ist alles peinlich."

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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