Belgische Regierung kippt Atomausstieg Für weitere 10 Jahre: Tihange 3 bleibt wohl eingeschaltet
Die neue belgische Regierung setzt stärker auf Atomkraft und verlängert die Laufzeit der umstrittenen Reaktoren Tihange 3 und Doel 4. In der Aachener Region wächst die Sorge – die Reaktoren liegen nur wenige Kilometer entfernt.
Kehrtwende in Belgien: Die neue Regierung hat angekündigt, den Atomausstieg rückgängig zu machen. Die Vorgängerregierung in Belgien hatte Tihange 2 bereits abgeschaltet und plante auch für die Reaktoren Tihange 3 und Doel 4 das Aus bis Ende 2025. Premierminister und Rechtsnationalist Bart De Wever (N-VA) macht diesen Plan nun rückgängig. Stattdessen sollen die Laufzeiten der bestehenden Kraftwerke um mindestens 10 Jahre verlängert und neue Atomreaktoren gebaut werden.
Der Meiler in Tihange liegt nur rund 60 Kilometer von Aachen entfernt – in der Vergangenheit hatte es immer wieder Proteste gegen die störanfälligen Reaktoren gegeben. 2017 hatten zehntausende Menschen aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden mit einer Menschenkette von Aachen bis Tihange gegen die Reaktoren protestiert.
Kein Atomausstieg in Belgien: Besorgnis in der Region
Hintergrund der Entscheidung ist der steigende Energiebedarf und die klimapolitische Debatte. Energieminister Mathieu Bihet erklärte, Atomkraft ermögliche eine "reichliche" und "kohlenstoffarme" Energieproduktion. Um die Pläne umzusetzen, sollen zwei Artikel aus dem belgischen Atomausstiegsgesetz von 2003 gestrichen werden. Die Gesetzesänderungen sollen laut dem Energieminister zügig umgesetzt werden.
In der Aachener Region wird die Ankündigung mit Besorgnis aufgenommen. Jörg Schellenberg vom Aachener Aktionsbündnis gegen Atomkraft sagte gegenüber dem WDR, dass die Entscheidung sehr riskant sei. Die Reaktoren seien veraltet und nur für eine Laufzeit von 30 Jahren ausgelegt – sie darüber hinaus am Netz zu lassen, gefährde die Gesundheit der Menschen in der Grenzregion, so Schellenberg.
- wdr.de: "Sorge im Aachener Grenzgebiet: Belgien will Atomkraft ausbauen"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa