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Kursk-Operation der Ukraine vor Kollaps: "Wären mehrmals fast gestorben"


Zusammenbruch der Kursk-Front
Das ist das Ende


Aktualisiert am 18.03.2025 - 12:11 UhrLesedauer: 3 Min.
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Russische Soldaten in Sudscha: Die Stadt in der Region Kursk wurde zurückerobert. (Quelle: Stanislav Krasilnikov/imago-images-bilder)
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Nach der Rückeroberung des Ortes Sudscha steht die Kursk-Mission der Ukraine vor ihrem Ende. Soldaten berichten von schwerem Beschuss bei ihrem Rückzug.

Im vergangenen August hatte die Ukraine die Weltöffentlichkeit überrascht: In einer unerwarteten Offensive hatten die Soldaten erstmals großflächige Eroberungen auf russischem Gebiet verzeichnen können. Bis zu 1.200 Quadratkilometer konnte die Armee in der Regio Kursk jenseits der ukrainischen Grenze im Nordosten erobern. Das entspricht knapp der Hälfte der Fläche des Saarlandes.

Auch die Truppen des russischen Präsidenten Wladimir Putin hatten offensichtlich nicht mit einem solchen Vorstoß gerechnet: Erst nach rund einem Monat gelang es den russischen Truppen, den ukrainischen Vorstoß zu stoppen. Doch rund sieben Monate später ist von dem militärischen Erfolg der Ukraine kaum noch etwas übrig.

Während Soldaten von schweren Verlusten und Szenen "wie in einem Horrorfilm" bei ihrem Rückzug berichten, gehen Experten wie der Militäranalyst Markus Reisner vom Ende der Kursk-Mission aus: "Rein militärisch nüchtern betrachtet ist die Kursk-Operation zu Ende", sagte der österreichische Soldat dem Sender n-tv.

Deutlich mehr Soldaten auf russischer Seite

Die ukrainische Regierung beharrt zwar offiziell weiter darauf, dass die Mission ein Erfolg sei. Allerdings dürften die aktuellen Verluste die Position der Ukraine in den aktuellen Friedensgesprächen zwischen den USA und Russland weiter geschwächt haben.

Schätzungen der BBC gehen davon aus, dass in Kursk rund 12.000 ukrainische Soldaten eingesetzt wurden. Ihnen gegenüber standen nach anfänglichem Zögern rund 70.000 Soldaten auf russischer Seite gegenüber, allein 11.000 bis 12.000 von ihnen sollen aus Nordkorea stammen.

In strategischer Hinsicht war das Ende der ukrainischen Mission wohl spätestens in der vergangenen Woche erreicht, als Russland die Rückeroberung der Kleinstadt Sudscha verkünden konnte. Der Ort war taktisch von großer Bedeutung, da sich hinter der Stadt bis zur ukrainischen Grenze größtenteils freies Gelände auftut, das sich deutlich schwieriger verteidigen lässt.

Von russischer Seite wurde dementsprechend schon in dieser Woche vermeldet, dass es zu weiteren Rückeroberungen westlich von Sudscha gekommen ist. Diese Behauptungen konnten allerdings bisher nicht belegt werden. Gleiches gilt für die Aussagen von Putin und US-Präsident Donald Trump vom vergangenen Freitag, dass in Kursk mittlerweile tausende ukrainische Soldaten von russischen Einheiten eingekesselt seien.

Militäranalysten gehen stattdessen davon aus, dass die ukrainische Seite weiter einen Rückzugskorridor hält, der bis zur eigenen Grenze reicht. Zudem könne die russische Seite bisher nicht mit eigenen Bildern oder Videos belegen, dass es zu einer Einkesselung gekommen ist, betont der österreichische Oberst Markus Reisner im Gespräch mit n-tv. In der Vergangenheit habe die russische Armee solche Eroberungen auch immer medial intensiv für sich genutzt. Dass aktuell solche Bilder aus Kursk fehlen, deute darauf hin, dass die ukrainischen Soldaten weiterhin nicht eingekesselt seien.

"Ständig Drohnen"

Für die ukrainischen Truppen soll die Situation dennoch katastrophal sein: Ein Soldat namens "Anton" berichtete der BBC, wie gefährlich die aktuellen Kämpfe sind: "Wir wären mehrmals fast gestorben. Am Himmel sind ständig Drohnen." Ein weiterer Soldat sprach von Szenen "wie in einem Horrorfilm". Auch unter den ukrainischen Einheiten sei man sich mittlerweile sicher, dass man keine Stellungen in Kursk mehr verteidigen könne. "Es macht keinen Sinn mehr, sie zu verteidigen", glaubt Anton.

Tatsächlich dürften die russischen Drohnen aktuell die größte Gefahr sein: Mittlerweile soll das russische Militär viele seiner besten Drohneneinheiten in Kursk zusammengezogen haben. Dabei sollen auch Drohnen, die per Glasfaserverbindung gesteuert werden können, im Einsatz sein. Für die Ukraine ist das problematisch, da diese unbemannten Flugobjekte nicht durch die Störsender beeinträchtigt werden können, die mittlerweile an allen Frontabschnitten großflächig zum Einsatz kommen. Größere Rückzüge sind für die Ukraine nur nachts möglich, da die Soldaten tagsüber zu leicht von den Drohnen entdeckt würden.

Kursk wohl kein Tauschobjekt mehr

Selenskyj sagte am Freitag, die Kursk-Operation habe dennoch ihren Zweck erfüllt. Man habe der Welt bewiesen, dass die ukrainische Armee weiter zu offensiven Vorstößen fähig sei. Und man habe viele russische Soldaten gefangengenommen, die gegen ukrainische Kriegsgefangene ausgetauscht werden konnten. Zusätzlich konnte die Mission zahlreiche russische Streitkräfte binden, die ansonsten weiter in stark umkämpften Gebieten wie Pokrowsk im Gebiet Donezk hätten kämpfen können.

Doch die ukrainische Führung hatte sich wahrscheinlich mehr von dem Kursk-Vorstoß erhofft. Die eroberten Gebiete waren wohl auch als Faustpfand für mögliche Friedensverhandlungen gedacht, um Russland einen Tausch gegen ukrainische Gebiete anbieten zu können. Angesichts der jüngsten Verluste dürfte Kursk bei den heutigen Gesprächen zwischen US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin eher eine untergeordnete Rolle spielen.

Verwendete Quellen

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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