Kaum bekannt Tausende Rentner lassen diesen Zuschuss liegen

Ein staatlicher Freibetrag kann Rentnern mit wenig Geld helfen – doch kaum jemand nutzt ihn. Warum das so ist und wie Sie profitieren.
Ein staatlicher Freibetrag, der Rentnern mit geringem Einkommen finanziell helfen soll, bleibt weitgehend ungenutzt. Wie Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen, profitieren derzeit nur rund 63.000 Rentner von dem sogenannten Rentenfreibetrag bei der Grundsicherung im Alter. Dabei hatte die Bundesregierung ursprünglich erwartet, dass etwa 200.000 Senioren von der Regelung Gebrauch machen würden. Zuerst hatte das Portal ihre-vorsorge.de berichtet.
Was ist der Rentenfreibetrag?
Der Freibetrag wurde 2021 zusammen mit der Grundrente eingeführt und soll Rentnern mit einer langen Erwerbsbiografie einen finanziellen Vorteil bieten. Anspruch haben Grundsicherungsbezieher, die mindestens 33 Jahre an sogenannten Grundrentenzeiten aufweisen und weniger als 10.000 Euro Sparguthaben besitzen. Zu den Grundrentenzeiten gehören unter anderem Pflichtbeitragszeiten aus Erwerbstätigkeit, Kindererziehungszeiten, Zeiten der Pflege von Angehörigen sowie bestimmte Ersatzzeiten.
Der Freibetrag sorgt dafür, dass ein Teil der Rente nicht auf die Grundsicherung angerechnet wird. Er beträgt in den meisten Fällen 281,50 Euro monatlich. Das bedeutet, dass selbst Senioren mit Bruttorenten von 1.600 Euro oder mehr einen Zuschuss zur Rente erhalten können.
Beispielrechnung: Mehr Geld trotz höherer Rente
Laut ihre-vorsorge.de kann das in der Praxis so aussehen:
Ein alleinstehender Rentner in München erhält eine Bruttorente von 1.800 Euro im Monat. Nach Abzug von Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträgen bleiben ihm netto 1.580 Euro. Da seine Warmmiete 835 Euro beträgt, bleiben ihm für den Lebensunterhalt 745 Euro. Ohne den Rentenfreibetrag würde ihm keine Grundsicherung zustehen. Durch die Anrechnung des Freibetrags von 281,50 Euro wird sein anrechenbares Einkommen jedoch von 1.580 Euro auf 1.298,50 Euro gesenkt. Nach Abzug der Miete bleiben ihm nur noch 463,50 Euro. Er liegt damit unter dem Regelbedarf 2025 für Alleinstehende von 563 Euro. Die Differenz von 99,50 Euro wird ihm als Zuschlag gewährt, sobald er Grundsicherung im Alter beantragt.
Wer nutzt den Rentenfreibetrag?
Seit der Einführung 2021 ist die Zahl der Nutzer zwar gestiegen, jedoch nur langsam. Laut Daten des Statistischen Bundesamts profitierten im dritten Quartal 2024 insgesamt 63.065 Rentner vom Freibetrag, 2021 waren es erst 36.820. Die meisten Nutzer sind Frauen: 46.615 gegenüber 16.450 Männern.
Warum nutzen so wenige Rentner den Freibetrag?
Trotz dieses finanziellen Vorteils haben bislang nur etwa 63.000 Rentner den Freibetrag in Anspruch genommen. Der Hauptgrund dürfte mangelnde Bekanntheit sein. Hinzu kommt, dass der Freibetrag nur auf Antrag gewährt wird und Rentner somit aktiv Grundsicherung beantragen müssen.
Auch die Hürden für die Antragstellung spielen eine Rolle. Neben den Einkommensgrenzen gilt ein Vermögensfreibetrag von maximal 10.000 Euro. Viele potenziell Berechtigte verzichten womöglich deshalb darauf, Grundsicherung im Alter zu beantragen, weil sie Sozialhilfeleistungen als stigmatisierend empfinden.
- ihre-vorsorge.de: "Der Rentenfreibetrag: ein Rohrkrepierer"
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