"Dann sind sie blind" CIA bestätigt: Ukraine erhält keine Geheimdienstinfos mehr

Die Abkehr der USA von der Ukraine macht sich jetzt militärisch bemerkbar. Die USA geben dem angegriffenen Land keine Geheimdienstinformationen mehr.
Die USA haben die Weitergabe von Geheimdienstinformationen an die Ukraine ausgesetzt. Dies teilte der Direktor des US-Geheimdienstes CIA, John Ratcliffe, am Mittwoch im US-Fernsehsender Fox Business mit. Es handele sich jedoch ebenso wie bei dem Stopp der Militärhilfen für die Ukraine lediglich um eine Pause.
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Der Schritt folgt auf die Entscheidung der Trump-Regierung vom Montag, die Militärhilfe für die Ukraine auszusetzen, und kommt nach einem dramatischen Abbruch der Beziehungen zwischen dem US-Präsidenten und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.
"Dann sind die ukrainischen Streitkräfte blind"
Ratcliffe bestätigte damit einen Bericht der britischen "Financial Times". Der CIA-Chef zeigte sich sicher, dass die USA und die Ukraine wieder wie in der Vergangenheit "Seite an Seite" vorgehen würden, um die "Aggression zurückzudrängen". Ratcliffe bezog sich damit auf die Angriffe durch die russische Armee. Experten bezeichnen die von den USA gelieferten Geheimdienstinformationen als essenziell für den ukrainischen Abwehrkampf gegen die russischen Truppen.
So sagte der Militärexperte Carlo Masala am Dienstabend in der ZDF-Sendung "Markus Lanz": "Wenn die Amerikaner auch die Aufklärungsinformationen einstellen, die es den Ukrainern erlauben, russische Truppenbewegungen zu sehen, dann sind die ukrainischen Streitkräfte blind. Das wäre eine wesentliche dramatischere Situation als die jetzt ausbleibende Waffenhilfe", sagte Masala mit Blick auf die entsprechende Ankündigung der US-Regierung von Montag. Am Mittwoch bezeichnete er die US-Entscheidung auf X als "schlimmsten Fall".
"Brutal"
Timofiy Mylowanow, ehemaliger Wirtschaftsminister der Ukraine, nannte den Stopp von Geheimdienstinformationen für sein Land "brutal". So seien keine Angriffe auf Ziele weit hinter der Frontlinie mehr möglich, schreibt er auf X. "Menschen werden sterben", macht er die Konsequenzen deutlich. Der Konflikt zwischen Trump und Selenskyj sei noch lange nicht vorüber.
Der Sicherheitsexperte Fabian Hoffman schreibt auf X, dass die ausbleibenden Geheimdienstinformationen der USA vor allem Defensivoperationen der Ukraine behinderten, "da es die Frühwarnung der Ukraine vor größeren bevorstehenden Angriffen einschränken könnte". Insbesondere Angriffe auf mobile Ziele in Russland würden zudem beeinträchtigt. Weitreichende Schläge auf unbewegliche Ziele im Hinterland sollten davon jedoch unberührt bleiben, meint Hoffmann.
Auch der Militärexperte Gustav Gressel meint: "Die Zahl ziviler Opfer dürfte deutlich steigen, da die Ukraine wichtige Frühwarnsysteme verliert. Das Lagebild der ukrainischen Streitkräfte wird zudem zunehmend unklar, insbesondere in Bezug auf russische Truppenbewegungen hinter der Front", sagte er "Focus online".
CIA handelt auf Anweisung von Trump
John Ratcliffe zufolge wurde die Belieferung der Ukraine mit Geheimdienstinformationen auf Aufforderung von US-Präsident Donald Trump ausgesetzt. Trump habe sich "wirklich gefragt", ob der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj "dem Friedensprozess verpflichtet" sei, begründete der CIA-Chef den Schritt. Er bezog sich damit auf den Streit vor laufenden Kameras, den Trump und Selenskyj am Freitag im Weißen Haus gehabt hatten.
Nach dem Eklat hatte Trump die Militärhilfen für die Ukraine ausgesetzt. Am Dienstabend (Ortszeit) berichtete der US-Präsident dann in einer Rede vor dem Kongress in Washington jedoch, dass Selenskyj ihm inzwischen in einem Brief seine Bereitschaft zugesichert habe, "so bald wie möglich an den Verhandlungstisch zu kommen, um einen dauerhaften Frieden näher zu bringen".
Selenskyj habe sich in dem Schreiben auch für alles bedankt, was die USA getan hätten, um "der Ukraine dabei zu helfen, ihre Souveränität und Unabhängigkeit zu erhalten", sagte Trump. Er fügte hinzu: "Ich weiß es zu schätzen, dass er diesen Brief geschickt hat."
- ft.com: "US cuts off intelligence sharing with Ukraine" (englisch)
- zdf.de: Markus Lanz vom 4. März 2025 (ab Minute 5.57)
- Nachrichtenagentur AFP
- x.com: Beiträge von @Mylovanov und @FRHoffmann1
- focus.de: "Ex-BND-Agent alarmiert! Trumps nächster Schlag macht die Ukrainer quasi blind"