Neue Situation auf der See Ukrainische Seedrohne schießt erstmals russischen Helikopter ab
Schwimmdrohnen könnten den Krieg in der Ukraine verändern. Nun hat ein unbemanntes Boot erstmals einen Helikopter abgeschossen.
Eine ukrainische Schwimmdrohne hat einen russischen Helikopter abgeschossen. Das zeigt ein Video des Militärgeheimdienstes HUR. Zudem soll ein weiterer Hubschrauber zerstört worden sein, ein dritter zumindest beschädigt. Die Vorfälle sind ein bedeutender Erfolg und entscheidender Durchbruch für das ukrainische Militär – schließlich hat das Drohnenboot dabei offenbar eine Luft-Luft-Rakete mit Infrarotzielführung eingesetzt. Bisher konnten Drohnen Helikopter lediglich mit Maschinengewehren beschießen.
Flugabwehrsysteme werden zwar häufig auch von Kriegsschiffen abgeschossen, bisher aber wohl noch nie erfolgreich von einem unbemannten Boot. Dabei handelte es sich wohl um eine von der Ukraine selbst entwickelte V5 Magura-Drohne. Lesen Sie hier mehr zu dem Modell.
Magura steht dabei für Maritime Autonomous Guard Unmanned Robotic Apparatus (zu Deutsch Maritimer autonomer Wachdienst als unbemanntes robotisches Gerät). Sie soll sowohl für Überwachungsaufgaben als auch für Kamikazeeinsätze mit Sprengstoff gegen andere Schiffe geeignet sein. Die neuen Angriffe zeigen nun weitere Einsatzmöglichkeiten. Sie hat offenbar eine Reichweite von 800 Kilometern und kann Geschwindigkeiten von bis zu 80 Kilometern pro Stunde erreichen.
Zudem ist die V5 Magura-Drohne vergleichsweise günstig und soll rund 250.000 Euro kosten. Daher ist sie für die Ukraine eine wertvolle Waffe auf der See. Schließlich ist sie aufgrund ihrer Größe nur schwer zu erkennen und überwindet so leichter feindliche Linien.
Veränderte Kräfteverhältnisse auf der See?
Die darauf montierten Raketen kosten wohl etwas mehr als die Drohne. Beim ersten Abschuss war es offenbar eine sowjetische R-73-Rakete, die eigentlich von Kampfjets abgefeuert wird und normalerweise eine Reichweite von 20 Kilometern hat. Diese dürfte aber deutlich geringer sein, wird sie von der Schwimmdrohne abgefeuert, denn solche Luft-Luft-Raketen sind nicht dafür ausgelegt, schnell Höhe zu gewinnen.
Doch die jüngsten Erfolge zeigen, dass die Ukraine die Kräfteverhältnisse auf der See verändert hat. Zerstörte Russland zu Beginn des Krieges schnell die schwache ukrainische Flotte, schlug die Ukraine ab 2023 mit dem Einsatz der Seedrohnen zurück und zerstörte einen großen Teil der russischen Kriegsschiffe.
Nun ist auch die russische Lufthoheit in Gefahr. Im Schwarzen Meer machten russische Mi-8-Helikopter schon länger Jagd auf die ukrainischen Kamikazedrohnen. Doch jetzt geht von den Drohnen auch eine Gefahr für die Helikopter aus.
- spiegel.de: "Kyjiws neueste Tüftelei" (kostenpflichtig)
- mil.in.ua: "Україна розкрила деталі про ударні морські БПА" (ukrainisch)