Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Newsblog zum Krieg in der Ukraine Historiker bescheinigt Putin "lächerlich-bizarren Größenwahn"
Die Ukraine soll erneut ATACMS eingesetzt haben. Wer für Putin in den Krieg gegen die Ukraine zieht, soll seine Schulden erlassen bekommen. Alle Informationen im Newsblog.
Historiker Schlögel fordert mehr Unterstützung für Ukraine
0.59 Uhr: Der Osteuropa-Historiker Karl Schlögel hat von Deutschland eine entschiedenere Unterstützung des Abwehrkampfes der Ukraine gegen den russischen Aggressor gefordert. Deutschland müsse "alles tun, um den Überlebenskampf der Ukraine zu unterstützen". Es werde in Deutschland, aber auch anderen europäischen Ländern und den USA eine "dramatische Auseinandersetzung" über die Frage geben, ob der Westen standhaft bleibe, sagte Schlögel. Es dürfe aber in dieser Frage kein Zögern geben. Schlögel gilt als einer der profiliertesten deutschen Kenner Russlands.
In Russland unter Putin komme heute eine "Ästhetik und Choreografie der Macht" zusammen, die es geschichtlich in dieser Kombination noch nie zuvor gegeben habe, sagte Schlögel. Niemals zuvor habe es eine solche Konzentration von Reichtum und Luxus gegeben, die aus "einem geschichtlich beispiellosen Raub an Staats- und Volkseigentum" hervorgegangen sei. Die Führung des Landes erkläre offen, dass die "russische Welt" keine Grenzen kenne. "Putins Regime hat aus der Geschichte gelernt, denn es hält den gezielten Mord für effektiver als den willkürlich-wahllosen Massenmord der Stalinzeit."
Putins Regime ist nach Worten Schlögels ein ganz neues Phänomen, das noch theoretisch aufgearbeitet werden müsse. Es gebe in Russland "Bilder der völkermörderischen Gewalt, aber auch des ganzen lächerlich-bizarren Größenwahns". Das weitaus größte Land der Welt fühle sich "eingekreist und bedroht". Ein Land, das bis heute nicht geschafft habe, seine Bevölkerung flächendeckend mit Gas und Strom zu versorgen, versetze den Rest der Welt in Angst und Schrecken. Putin posiere mit bloßem Oberkörper auf dem Pferde und verstecke sich zugleich wochenlang vor Corona in seinem Bunker. Ratlos lasse aber die Frage zurück, warum das russische Volk angesichts der Tausenden gefallenen Soldaten den Krieg hinnehme und mittrage. Es sei also "nicht nur Putins Krieg, sondern ein russischer Krieg".
Pistorius: Europäer werden Ukraine weiter unterstützen
0.20 Uhr: Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) will die Ukraine im Kampf gegen Russland weiter unterstützen. Die Ukraine müsse aus einer Position der Stärke heraus agieren können, sagt Pistorius nach einem Treffen im sogenannten Fünferformat mit Amtskollegen aus Frankreich, Großbritannien, Italien und Polen. Europa müsse seine Anstrengungen stärker koordinieren, seine Maßnahmen harmonisieren und höhere Ziele verfolgen, um auch für die Vereinigten Staaten ein guter Partner zu sein. Pistorius äußerte sich vor dem Hintergrund des baldigen Amtsantritts des designierten US-Präsidenten Donald Trump. Trump kritisiert die US-Hilfen für Kiew. In der Ukraine und bei ihren europäischen Unterstützern herrscht aus diesem Grund die Sorge, dass die USA in Kürze ihre Militärhilfen für das Land deutlich reduzieren könnten.
Nato-Staaten wollen Rüstungsproduktion in der Ukraine stärken
0 Uhr: Angesichts der russischen Eskalation im Ukraine-Krieg wollen Deutschland und andere Nato-Staaten die Rüstungsproduktion in der Ukraine weiter stärken. Dies werde in einem ersten Schritt mit den Zinseinkünften aus eingefrorenem russischen Vermögen finanziert, sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) nach einem Treffen mit den Verteidigungsministern von Frankreich, Großbritannien und Polen sowie einer Verteidigungs-Staatssekretärin aus Italien. Geplant sei unter anderem, die Entwicklung und Beschaffung von Drohnen zu fördern, die von künstlicher Intelligenz gesteuert werden. Auch bei der Munitionsproduktion soll die Zusammenarbeit ausgeweitet werden.
Zu dem Treffen wurde für eine halbe Stunde der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umerow zugeschaltet. Pistorius sagte anschließend: "Unser Ziel: Die Ukraine muss aus einer Position der Stärke agieren können.". Er betonte, dass der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine kein regionaler Konflikt mehr sei: "Er hat eine internationale Dimension bekommen." Der Minister verwies auf die 10 000 Soldaten aus Nordkorea, die der russische Präsident Wladimir Putin ins Land geholt habe und denen er einmalig pro Kopf 2000 Euro zahle. "Das ist an Zynismus kaum noch zu überbieten."
Montag, 25. November
Berichte: ATACMS-Raketen auf russischen Flughafen bei Kursk
19.01 Uhr: Die ukrainischen Streitkräfte haben nach offiziell unbestätigten Medienberichten einen russischen Militärflughafen in der Nähe von Kursk mit Artillerieraketen des US-amerikanischen ATACMS-Systems angegriffen. Der Flughafen Kursk-Wostotschny sei von mindestens zwei Raketen mit Mehrfach-Sprengköpfen getroffen worden, berichteten ukrainische Medien. Der Angriff sei in der Nacht zum Montag erfolgt. Über das Ausmaß der Schäden lagen keine Angaben vor. Die Berichte konnten nicht unabhängig geprüft werden, weder das ukrainische noch das russische Militär bestätigten zunächst den Angriff.
Es wäre der zweite Einsatz von ATACMS-Raketen gegen Ziele auf russischem Staatsgebiet, seit Washington der Ukraine die Angriffe mit weitreichenden Waffen gegen militärische Objekte in Russland erlaubt hat. Der erste Angriff in der Vorwoche galt einem russischen Munitionslager in der Region Brjansk. Danach folgte ein weiterer Angriff, mutmaßlich mit britischen Storm-Shadow-Marschflugkörpern, gegen das Hauptquartier der bei Kursk eingesetzten russischen Streitkräfte. Diese wollen mit rund 50.000 Soldaten, unter ihnen auch 10.000 Kämpfer aus Nordkorea, das von der Ukraine seit dem Sommer besetzte Gebiet bei Kursk zurückerobern.
Ukraine meldet Zerstörung von russischem Treibstoffdepot
18.21 Uhr: Russland und die Ukraine haben sich erneut gegenseitig mit Drohnen und Raketen angegriffen. Die russische Armee fing nach eigenen Angaben acht von der Ukraine abgefeuerte ballistische Raketen ab, die ukrainische Armee meldet ihrerseits einen Angriff auf ein Treibstoffdepot in der zentralrussischen Region Kaluga. In den ukrainischen Großstädten Charkiw und Odessa wurden nach offiziellen Angaben durch russischen Beschuss mindestens 34 Menschen verletzt.
Die russische Armee teilt mit, die abgeschossenen ballistischen Raketen seien "aus amerikanischer Produktion", sie machte jedoch keine Angaben zum genauen Raketentyp oder ihrem Ziel. Bei einem ukrainischen Drohnenangriff in der russischen Grenzstadt Schebekino in der Region Belgorod wurden nach Angaben von Regionalgouverneur Wjatscheslaw Gladkow ein Zivilist getötet und ein weiterer verletzt.
Die ukrainische Armee erklärt, mehrere militärische Ziele auf russischem Gebiet getroffen zu haben. In der südlich von Moskau gelegenen Region Kaluga sei ein Treibstoffdepot der Gruppe Kaluganefteprodukt beschossen worden, die in den Angriffskrieg gegen die Ukraine verwickelt sei. Die Attacke habe "erhebliche" Zerstörungen verursacht.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
London: Sanktionen gegen 30 Öltanker der russischen "Schattenflotte"
15.28 Uhr: Die britische Regierung geht schärfer gegen die russische "Schattenflotte" aus Rohöl-Tankern vor. "30 Schiffe der russischen Schattenflotte, die allein im vergangenen Jahr für den Transport von Öl und Ölprodukten im Wert von mehreren Milliarden Pfund verantwortlich waren, wurden heute von Großbritannien mit Sanktionen belegt", teilt das Außenministerium in London mit. Auch die Versicherer im Hintergrund würden ins Visier genommen.
Russland wird bereits seit Langem vorgeworfen, zur Umgehung eines westlichen Preisdeckels für russische Ölexporte in Drittstaaten auf Schiffe zu setzen, die nicht in Hand westlicher Reedereien sind oder nicht von westlichen Versicherungen versichert wurden. "Dieser Schritt wird die Fähigkeit des Kremls, seinen illegalen Krieg in der Ukraine und seine bösartigen Aktivitäten weltweit zu finanzieren, weiter einschränken", hieß es zu den neuen Sanktionen in London weiter. Insgesamt habe Großbritannien nun Sanktionen gegen 73 Öltanker ausgesprochen.
Putin verspricht Rekruten Schuldenerlass
13.30 Uhr: Der Kreml will all denjenigen, die sich für den Angriffskrieg gegen die Ukraine verpflichten, Kreditschulden von bis zu zehn Millionen Rubel (etwa 91.000 Euro) erlassen. Damit sollen mehr Personen zum Kriegsdienst motiviert werden. Das entsprechende Gesetz hat Putin bereits am Samstag unterzeichnet. Hintergrund ist, dass Russland trotz bereits hoher Besoldung zu wenige Soldaten hat. Zuletzt gab es Berichte, dass bei den Kämpfen in der Ukraine täglich um die 1.000 russische Soldaten sterben. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Zahlen allerdings nicht.
Die neue gesetzliche Regelung gilt nun für Rekruten, Wehrpflichtige und Vertragssoldaten. Auch Frontsoldaten, die bereits im Einsatz sind, können von der Regelung profitieren, sofern ihnen aktuell keine Zwangsmaßnahmen wegen nicht abgezahlter Kredite drohen. Es ist nicht das erste Mal im mittlerweile fast drei Jahre andauernden Krieg, dass Kremlchef Wladimir Putin versucht, mit finanziellen Anreizen neue Soldaten zu rekrutieren.
- Eigene Recherche
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters