Kiew erhält erste F-16 So gut sind westliche Kampfjets für die Ukraine ausgestattet
Auch wenn über die genaue Anzahl und Ausrüstung aus Sicherheitsgründen nicht viel bekannt ist, bleibt eines sicher: Die F-16 bieten der Ukraine ganz neue Möglichkeiten.
Die Ukraine hat fast zweieinhalb Jahre nach Kriegsbeginn ihre ersten F-16-Kampfjets erhalten. Die Flugzeuge wurden ungeduldig erwartet, sollen sie doch eine besondere Aufgabe für den Schutz der Ukraine erfüllen. Entsprechend modern ist auch die Ausstattung der am Sonntag präsentierten F-16.
Die Maschinen sind unter anderem ausgestattet mit modernen, integrierten Selbstschutzsystemen. Diese können Metallteile sowie Leuchtmunition abwerfen, mit denen anfliegende feindliche Flugabwehrraketen abgelenkt werden sollen. Hinzu kommen passive Abwehrsysteme, etwa zur elektronischen Kriegsführung, mit denen Radaranlagen des Gegners gestört werden können. Darüber hinaus verfügen die Flugzeuge über ein Raketenwarnsystem des Typs AN/AAR-60.
Bewaffnung zur Verteidigung des Luftraums
Auf den am Sonntag veröffentlichten Bildern war zudem die Bewaffnung der F-16 erkennbar: infrarotgesteuerte AIM-9-Dogfighting-Raketen und radargesteuerte AIM-120. Bei beiden Geschossen handelt es sich um Luft-Luft-Raketen, die vor allem zur Abwehr feindlicher Flugzeuge oder Raketen und ähnlicher Geschosse verwendet werden. Mit der AIM-9-Rakete sollen seit ihrer Indienststellung 1956 weltweit die meisten Flugzeuge abgeschossen worden sein.
Die Flugzeuge sollen insbesondere zur Luftverteidigung zum Einsatz kommen. Geliefert haben Dänemark, die Niederlande, Norwegen und Belgien, wie die "Kyiv Post" berichtet.
Die F-16-Kampfjets wurden in den USA entworfen und werden vom US-amerikanischen Rüstungskonzern Lockheed Martin produziert. Das Modell gilt als das am weitesten verbreitete Kampfflugzeug weltweit, was den Vorteil hat, dass es viele Ersatzteile und Ausbilder gibt – das hilft auch der Ukraine.
Mit welchen Waffensystemen die Kampfjets ausgerüstet sind, verraten Kiew und Verbündete zwar nicht, jedoch bekomme die Ukraine mit den F-16 "die Option, effektivere und signifikant komplexere Waffen präziser und mit größerer Reichweite abzufeuern", erklärte Luftwaffenexperte Justin Bronk im Podcast "Geopolitics Decanted" der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) zufolge. Demnach gehe man davon aus, dass die USA wärmesuchende, selbstgesteuerte Luft-Luft-Raketen vom Typ AIM-9X Sidewinder zur Verfügung stellen werden. Damit könnte sich die Ukraine auch gegen Marschflugkörper verteidigen.
F-16-Kampfjets sollen vielseitig einsetzbar sein
Zudem soll Kiew auch AIM-120-AMRAAM-Raketen erhalten – radargelenkte Luft-Luft Waffen von mittlerer bis hoher Reichweite, wie das "Wall Street Journal" berichtet. Auch der SPD-Haushaltsexperte Andreas Schwarz schlug vor, dem Land Lenkflugkörper vom Typ AMRAAM zu liefern, da diese ohnehin von der Bundeswehr ausgemustert werden sollten. Die Bundesregierung wolle demnach den Vorschlag prüfen, so die Nachrichtenagentur AFP. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Maschinen mit verschiedenen gelenkten Gleitbomben-Typen ausgestattet werden.
Der Vorteil der F-16-Kampfjets sind vor allem die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten der Maschinen. Sie können sowohl zur Luftnahunterstützung von Truppen an der Front als auch im Luftkampf gegen andere Flugzeuge und gegen anfliegende Raketen eingesetzt werden, berichtet die "SZ".
Werden wohl hauptsächlich zur Verteidigung genutzt
Laut Luftwaffenexperte Bronk werde man die Flugzeuge jedoch wohl primär für die Luftverteidigung nutzen. "Die F-16 sind erst einmal hauptsächlich für die Flugabwehr in der Tiefe wichtig", erklärte der Experte. So besteht die Hoffnung, dass die Flugzeuge eine bessere Chance bieten, sich gegen die russischen Gleitbomben verteidigen zu können, die der Ukraine zuletzt schwer zugesetzt hatten.
Über die gelieferte Anzahl der Flugzeuge ist aus Geheimhaltungsgründen offiziell ebenfalls nichts bekannt. Allerdings sollen bereits Ende Juli zehn Maschinen in der Ukraine angekommen sein. Ende des Jahres soll die Zahl dann auf 20 erhöht werden – und im folgenden Jahr dann nach und nach auf 80 Stück, so die "SZ".
Trotz der vielen Vorteile und modernen Waffensysteme wird der F-16-Kampfjet wohl nicht kriegsentscheidend sein – dafür kommen die Jets schlicht zu spät und auch in einer zu geringen Anzahl, wie die "SZ" berichtet.
- kyivpost.com: "Loaded for Bear: Ukraine’s F-16 Warplanes Have New Self-Protection and Latest Air Combat Ordnance"
- sueddeutsche.de: "Was die "F-16" in der Ukraine bewirken können"
- wsj.com: "U.S. to Arm Ukraine’s F-16 Jets With Advanced Weapons"
- Mit Material der Nachrichtenagentur AFP