Machthaber droht Kreml: Deutsche Waffen gegen Russland "gefährlicher Schritt"
In der vergangenen Woche erlaubte unter anderem die USA den Einsatz ihrer Waffen gegen Ziele in Russland. Machthaber Putin spricht nun eine Drohung aus.
Der russische Autokrat Wladimir Putin hat vor dem Einsatz deutscher Waffen gegen Ziele in Russland gewarnt. Dies würde einen "gefährlichen Schritt" und den Ruin der Beziehungen zwischen Berlin und Moskau bedeuten, sagte Putin am Mittwoch laut der Nachrichtenagentur AP vor internationaler Presse in St. Petersburg.
Laut den Nachrichtenagenturen dpa und Reuters bezog sich Putin dabei auch auf mögliche Lieferungen von deutschen Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine, nach denen er laut den Berichten gefragt wurde. "Als deutsche Panzer zum ersten Mal auf ukrainischem Boden auftauchten, löste das in Russland bereits einen moralisch-ethischen Schock aus", sagte Putin.
Die Einstellung zu Deutschland sei in der russischen Gesellschaft immer gut gewesen. "Wenn nun gesagt wird, dass (in der Ukraine) auch noch irgendwelche Raketen auftauchen, die Angriffe auf Objekte auf russischem Gebiet durchführen können, dann zerstört das natürlich endgültig die russisch-deutschen Beziehungen", so Putin.
Putin droht mit "asymmetrischer Antwort"
Die russisch-deutschen Beziehungen sind durch Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine allerdings ohnehin auf einem Tiefpunkt. Welche Bereiche im Fall von Taurus-Lieferungen aus seiner Sicht noch weiter "zerstört" würden, sagte Putin nicht.
Dafür äußerte sich der Machthaber dazu, wie eine Antwort Russlands auf Angriffe auf russisches Staatsgebiet mit westlichen Waffen aussehen könnte. Der Autokrat drohte in diesem Fall mit einer "asymmetrischen Antwort".
In St. Petersburg sagte Putin: "Wir denken darüber nach, dass falls jemand es für möglich hält, Waffen in die Kampfzone zu liefern, um Angriffe auf unser Gebiet durchzuführen (...), warum wir dann nicht das Recht haben sollten, solche Waffen in Weltregionen aufzustellen, wo Angriffe auf sensible Objekte derjenigen Länder ausgeführt werden, die das in Bezug auf Russland tun?" Dann fügte er hinzu: "Das heißt, dass die Antwort asymmetrisch sein kann. Wir denken darüber nach."
Bundesregierung erlaubt Einsatz deutscher Waffen gegen Ziele in Russland
Deutschland hat seit der russischen Invasion 2022 wie andere westliche Verbündete auch der Regierung in Kiew Waffen zur Verfügung gestellt. Die meisten von ihnen eignen sich nicht für Angriffe auf Ziele im russischen Hinterland. Eine Taurus-Lieferung ist in der Vergangenheit immer wieder gefordert worden, damit die Ukraine sich besser gegen den russischen Angriffskrieg verteidigen kann. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) aber hat sich bislang immer dagegen ausgesprochen.
Stattdessen erlaubte Deutschland – ebenso wie die USA – der Ukraine kürzlich, mit aus dem Westen gelieferten Waffen russische Ziele anzugreifen, um Angriffe auf die Metropole Charkiw im Grenzgebiet abzuwehren.
Putin hat zudem die Zahl der ukrainischen Kriegsgefangenen nach mehr als zwei Jahren Invasion in dem Nachbarland auf mehr als 6.000 beziffert. Die Zahl sei deutlich höher als die der russischen Soldaten und Offiziere in ukrainischer Gefangenenschaft, sagte der Machthaber. Die Ukraine habe 1.348 Russen in Gefangenschaft, Russland hingegen habe 6.365 Gefangene des Nachbarlandes. Unabhängig ließ sich das nicht überprüfen.
Putin will keine Angaben zu russischen Verlusten machen
Putin sagte auf eine Frage, wie hoch die russischen Verluste in dem Krieg seien, dass keine Konfliktpartei konkrete Angaben dazu mache. Aber die Zahlen verhielten sich in einem ähnlichen Verhältnis wie bei den Gefangenen. Auch hier behauptete er, dass die Ukraine deutlich höhere Verluste als Russland in dem Krieg verzeichne. Die ukrainische Seite dagegen betont, dass deutlich mehr russische als eigene Soldaten in dem Krieg fielen.
Die Ukraine beziffert die Zahl der getöteten und verletzten russischen Soldaten auf mehr als eine halbe Million. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte im Februar die Zahl der getöteten Soldaten in den eigenen Reihen mit 31.000 angegeben.
Kremlchef äußert sich zur US-Wahl
Angesichts der im November anstehenden Präsidentschaftswahl in den USA erwartet Putin keine Änderung der US-Politik gegenüber Russland. "Für uns hat das Ergebnis keine große Bedeutung", sagte Putin. Russland werde mit dem Präsidenten arbeiten, den die US-Bürger wählten. In der Vergangenheit hatte Putin gesagt, dass ihm ein Wahlsieg von Amtsinhaber Joe Biden lieber sei, weil der Präsident berechenbarer sei. Mehr dazu lesen Sie hier.
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Putin kritisierte zugleich die Gerichtsverfahren gegen Ex-Präsident Donald Trump, der bei der Wahl am 5. November gegen Biden antreten will. Die Justiz in den USA werde für den politischen Kampf genutzt, behauptete der Kremlchef. Trump werde mit lange zurückliegenden Dingen konfrontiert, was auf politische Verfolgung schließen lasse. Viele Menschen verstünden das und unterstützten ihn deshalb. Eine Übersicht über die Prozesse gegen Donald Trump lesen Sie hier.
Der Despot im Kreml steht selbst international in der Kritik, politische Gegner bei Präsidentenwahlen in Russland gezielt ausschalten zu lassen. Russlands Justizapparat gilt Willkürinstrument zur Durchsetzung des Machterhalts des Kremlchefs.
Putin ist Gastgeber des 27. St. Petersburger Internationalen Wirtschaftsforums. Bei dem jährlichen Treffen von Unternehmern aus aller Welt will sich Russland trotz der Sanktionen des Westens im Zuge des Moskauer Angriffskrieges gegen die Ukraine als ökonomisch starke Rohstoffmacht präsentieren. Das Medien-Treffen im markanten Wolkenkratzer Lachta-Zentrum des Gasriesen Gazprom ist die erste internationale Begegnung dieser Art seit Beginn von Putins Krieg gegen die Ukraine am 24. Februar 2022.
- apnews.com: "Putin warns Germany that use of its weapons by Ukraine to strike Russia will mark ‘dangerous step’" (englisch)
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, Reuters und AFP