Überraschendes Statement Biden oder Trump? Das sagt Putin zur US-Wahl
Russlands Alleinherrscher Wladimir Putin überrascht mit seiner Präferenz, wenn es um den nächsten US-Präsidenten geht. Doch an seinen Aussagen dürften Zweifel bestehen.
Wladimir Putin findet nach eigenen Worten eine weitere Amtszeit von US-Präsident Joe Biden wünschenswerter als eine Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus. Auf die Frage eines Journalisten, welchen Sieger bei der US-Präsidentschaftswahl am 5. November sich Russland wünsche, antwortete Putin am Mittwoch in Moskau: "Biden, er ist erfahrener. Er ist vorhersehbar, er ist ein Politiker der alten Schule."
Die russische Regierung werde aber "mit jedem US-Führer zusammenarbeiten, in den das US-Volk Vertrauen hat", versicherte Putin in dem für das russische Staatsfernsehen produzierte Interview. Der Kreml veröffentlichte auf seinem Telegram-Kanal vorab Auszüge des Interviews für die Sendung "Moskau. Kreml. Putin".
Die Aussagen des russischen Autokraten dürften manche Beobachter überraschen. 2016 hatte Putin sich noch öffentlich für Trump als US-Präsidenten ausgesprochen. Später untersuchte der US-Sonderermittler Robert Mueller eine mögliche Wahlbeeinflussung der amerikanischen Öffentlichkeit durch Russland zugunsten Trumps.
Putin: Widersprüchliches Verhältnis zu Biden
Zwar konnte Mueller keine eindeutigen Beweise für eine Zusammenarbeit des Trump-Teams mit Moskau finden. Dennoch kam der Untersuchungsbericht zu dem Schluss, dass Trumps Vertraute in nahezu einem Dutzend Fällen die Justiz bei den Ermittlungen zu behindert versucht und mögliche Beweise damit unzugänglich gemacht haben.
Dennoch dürften Zweifel an Putins Präferenz für Biden bestehen. Bei einer Konferenz in Helsinki hatte der russische Machthaber sich klar für Trump als US-Präsidenten ausgesprochen. Auf die Frage, ob er sich 2016 Trump im Weißen Haus gewünscht habe, antwortete er: "Ja, das habe ich. Ja, das habe ich in der Tat. Weil er angekündigt hat, die US-Beziehungen auf ein normales Niveau zurückzubringen".
Erst vor wenigen Monaten hatte Putin den US-Eliten und speziell Joe Biden einen Mangel an Respekt vorgeworfen. Bei dieser Gelegenheit betonte er auch, dass er seit dessen Amtsübernahme in einem widersprüchlichen Verhältnis zum US-Präsidenten stehe.
Kleiner Seitenhieb auf Biden
Zu verbreiteten Bedenken wegen Bidens hohen Alters von 81 Jahren sagte der russische Präsident: "Als ich Herrn Biden vor drei Jahren getroffen haben, haben die Leute tatsächlich bereits über seine Unzulänglichkeiten gesprochen, aber ich habe nichts dergleichen gesehen." US-Umfragen zufolge bestehen bei den Wählern in den Vereinigten Staaten große Bedenken hinsichtlich der Amtsfähigkeit des Demokraten angesichts seines hohen Alters.
Wiederholt hatte Biden in der Vergangenheit bei öffentlichen Auftritten die Namen von Staatsoberhäuptern verwechselt oder war körperlich aufgefallen, indem er zum Beispiel über einen Sandsack stolperte. Unlängst verwechselte Biden etwa den verstorbenen Altkanzler Helmut Kohl mit der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel, außerdem den verstorbenen französischen Staatschef François Mitterrand mit Amtsinhaber Emmanuel Macron.
Auch Putin erinnerte in dem Interview an einen für den US-Präsidenten peinlichen Zwischenfall. Biden hatte sich im Juni beim Aussteigen aus einem Hubschrauber den Kopf gestoßen. "Nun, wer von uns hat sich nicht schon einmal den Kopf gestoßen?", sagte Putin.
Zu Donald Trump sagte er, der ehemalige Präsident sei als Politiker bezeichnet worden, der nicht in das System passe. "Er hat seine eigene Meinung zu dem Thema, wie die Vereinigten Staaten die Beziehungen zu ihren Verbündeten entwickeln sollten".
Auch deutliche Kritik an Biden
Zugleich äußerte Putin am Mittwoch deutliche Kritik an der US-Außenpolitik unter Biden. "Was wir untersuchen müssen, ist die politische Haltung, und die der gegenwärtigen Regierung ist extrem schädlich und falsch", sagte der Kreml-Chef. Biden ist ein entschiedener Unterstützer der Ukraine, gegen die Russland seit bald zwei Jahren eine Militäroffensive führt.
Biden hat Putin immer wieder scharf kritisiert. Sein republikanischer Amtsvorgänger Trump hat dem Kreml-Chef hingegen wiederholt seine Bewunderung ausgesprochen. Außerdem hatte Trump am Samstag bei einer Kundgebung gesagt, er würde Nato-Ländern, die nicht genug für Verteidigung ausgäben, bei einem Angriff nicht zu Hilfe kommen. Er würde dann Russland sogar ermutigen, mit ihnen zu tun, "was immer sie wollen".
Damit hatte er bei den Partnerländern der USA und US-Präsident Biden scharfe Kritik ausgelöst. "Um Himmels willen, das ist dumm, das ist beschämend, das ist gefährlich, das ist unamerikanisch", sagte Biden dazu.
- guardian.co.uk: What the Mueller report tells us about Trump, Russia and obstruction (englisch)
- bloomberg.com: Putin Says ‘Predictable’ Biden Better for Russia Than Trump (englisch, kostenpflichtig)
- politico.com Putin: I wanted Trump to win the election (englisch)
- usnews.com: Putin Responds to Biden: Russia Can't Be 'Put Down' and U.S. Should Learn Respect (englisch)
- Mit Material der Nachrichtenagenturen Reuters, dpa und AFP
- Eigene Recherche