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Ukraine-Krieg: Andrei Troschew – Prigoschin-Gegner soll Söldner führen


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Kampf um das Wagner-Erbe
Putin holt neuen Söldnerboss – und demütigt Prigoschin


Aktualisiert am 29.09.2023Lesedauer: 3 Min.
Wladimir Putin: Nach dem Flugzeugabsturz von Prigoschins Privatjet war ihm eine Verbindung mit dessen Tod vorgeworfen worden.Vergrößern des Bildes
Wladimir Putin: Nach dem Flugzeugabsturz von Prigoschins Privatjet war ihm eine Verbindung mit dessen Tod vorgeworfen worden. (Quelle: Vladimir Astapkovich/imago-images-bilder)
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Andrej Troschew soll im Auftrag des Kreml "Freiwilligenverbände" in der Ukraine führen. Sein früher Chef Jewgeni Prigoschin dürfte sich im Grab umdrehen.

Selbst im Tod scheint Kremlchef Putin seinen früheren Weggefährten Jewgeni Prigoschin noch demütigen zu wollen. Nach dem gescheiterten Aufstand der Wagner-Gruppe Ende Juni hat Putin die Privatarmee Prigoschins systematisch entmachtet. Ende August starb die gesamte Führung inklusive Prigoschin unter dubiosen Umständen bei einem Flugzeugabsturz. Und jetzt fällt das Erbe des Wagner-Gründers ausgerechnet an einen Mann, den Prigoschin für einen Verräter hielt.

Andrej Troschew war der erste hochrangige Wagner-Kommandeur, der beim "Marsch der Gerechtigkeit" Ende Juni ausscherte. Mehrere Hundert Wagner-Kämpfer rückten damals auf Moskau vor, Troschew soll den Kreml frühzeitig vor der Gefahr gewarnt haben. Kurz vor Moskau sagte Prigoschin den Aufstand schließlich ab, aber Troschew hatte Prigoschins Vertrauen verloren. Zwei Tage später warf Prigoschin seinen langjährigen Vertrauten bei Wagner raus. Jetzt soll Troschew im Auftrag des russischen Verteidigungsministeriums "die Bildung von Freiwilligeneinheiten" für den Krieg gegen die Ukraine beaufsichtigen, sprich: neue Söldnereinheiten aufbauen.

Troschew soll mit Prigoschins Erbe aufräumen

Schon bei einem Treffen kurz nach der Rebellion soll Putin Troschew als neuen Chef der Wagner-Gruppe ins Spiel gebracht haben – doch der Kompromissvorschlag scheiterte am Widerstand Prigoschins. Nach dem Tod der Wagner-Führung, inklusive Prigoschins "rechter Hand" Dmitri Utkin, steht nun niemand Troschew im Weg. Viel ist von der Truppe ohnehin nicht übrig: Der Kreml hat ihre Finanzierung eingestellt, viele Söldner wurden entlassen oder in der regulären Armee verteilt. Auch die Wagner-Aktivitäten in afrikanischen Ländern scheint Moskau zu sabotieren. Die Berufung Troschews ist wohl der nächste Angriff auf die Eigenständigkeit der einst berüchtigten Privatarmee.

Der Armeeveteran sei kriegserprobt und wisse, was zu tun sei, "damit die Kampfeinsätze am besten und erfolgreichsten erledigt werden", lobte Putin in einem am Freitag veröffentlichten Video. Details zu Treschows Mission nannte Putin nicht. Unter dem Markennamen Wagner werden die neuen Söldnereinheiten wohl nicht auftreten, doch unter den Kämpfern dürften viele frühere Mitglieder der Truppe sein. Nach Angaben der ukrainischen Armee beteiligen sich inzwischen wieder mehrere Hundert frühere Wagner-Söldner an den Kämpfen um die Stadt Bachmut im Osten des Landes, jetzt aber unter dem Befehl des russischen Verteidigungsministeriums.

Troschew kämpfte in vielen Kriegen

Als kriegserprobt lässt sich der pensionierte Oberst der russischen Armee wohl mit Recht bezeichnen. Troschew kämpfte schon in den 80er-Jahren im Krieg gegen Afghanistan, damals noch in der Roten Armee. Für seinen Einsatz erhielt er zweimal den "Orden des Roten Sterns" und wurde außerdem als "Held Russlands" ausgezeichnet. In den 2000er-Jahren beteiligte sich Troschew am zweiten Krieg gegen Tschetschenien, der dem damals noch neuen Präsidenten Putin zu Ansehen in Russland verhalf.

Nach seinem Ruhestand 2012 stellte sich Troschew weiter in den Dienst des Kremls – als Leiter der Logistikeinheit der Wagner-Truppe in Syrien. Seit 2013 beteiligen sich die russischen Söldner an dem Bürgerkrieg in dem Land, ohne Unterstützung aus Moskau wäre Diktator Baschar al-Assad wohl nicht mehr an der Macht. Wie in jedem ihrer Einsatzgebiete haben die Wagner-Söldner auch in Syrien schlimmste Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen. Während Kremlchef Putin Treschow und andere für ihre Taten mit dem Titel eines "Helden der Russischen Föderation" ehrte, setzte ihn die Europäische Union Ende 2021 auf eine Sanktionsliste

Todesfalle Bachmut?

Als Stabschef der Wagner-Gruppe habe Troschew "einen entscheidenden Beitrag zur Kriegsführung Baschar al-Assads geleistet" und im Gegenzug direkt von dessen Regime profitiert, hieß es zur Begründung. Troschew soll in Syrien eng mit Wagner-Mitgründer Dimitri Utkin zusammengearbeitet haben. Großbritannien begründete seine Sanktionen gegen Troschew 2022 sogar mit dem Hinweis, dass dieser der "Vorstandsvorsitzende der Gruppe Wagner" sei und sich in dieser Funktion direkt an den "Verbrechen gegen die syrische Bevölkerung" beteiligt habe.

Kriegsherr Putin dürfte Troschew vor allem für seine unbedingte Loyalität schätzen, die er mit dem Verrat an Prigoschin einmal mehr unter Beweis gestellt hat. Mit Putin verbindet Troschew zudem die Herkunft: Beide stammen aus Sankt Petersburg. Widersprüchliche Angaben gibt es zum Alter des "Grauhaarigen" (Sedoj), wie Treschow in der Armee genannt wird. In manchen Quellen heißt es, er sei 61 Jahre alt, in anderen, er sei 70. Ob Troschews Kriegserfahrung ausreicht, um in der Ukraine das Blatt im Sinne Russlands zu wenden, ist allerdings fraglich. In seinem neuen Einsatzgebiet bei Bachmut sind die ukrainischen Truppen zuletzt auf dem Vormarsch gewesen: Für die russischen Truppen droht die Stadt zur Todesfalle zu werden.

Verwendete Quellen
  • sueddeutsche.de: Boss der Kriegsverbrecher (kostenpflichtig)
  • watson.ch: Bei Wagner rollen jetzt Köpfe – dieser Mann soll Prigoschin verraten haben
  • reuters.com: Putin discusses Ukraine war with top Wagner commander Troshev (englisch)
  • cnn.com: What we know about Andrey Troshev, the man Putin proposed as the new Wagner boss (englisch)
  • cnn.com: Ukraine says former Wagner fighters back in Bakhmut, now working as individuals for Russian Defense Ministry (englisch)
  • opensanctions.org: Andrey Nikolaevich TROSHEV
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