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Ukraine-Krieg: Drohnenangriff auf Wagner-Söldner im Sudan?


Serie von Drohnenattacken
Greift die Ukraine Wagner-Verbündete in Afrika an?

Von t-online, sic

Aktualisiert am 20.09.2023Lesedauer: 5 Min.
Ukrainischer Soldat mit Drohne (Symbolbild): Mit den von den USA gelieferten 3D-Druckern können die Ukraine bald ihre eigenen Ersatzteile drucken.Vergrößern des Bildes
Ukrainischer Soldat mit Drohne (Symbolbild): Hat eine Spezialeinheit im Auftrag Kiews einen Angriff in Afrika durchgeführt? (Quelle: IMAGO/Maxym Marusenko)
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Eine von der russischen Söldnertruppe Wagner unterstützte sudanesische Miliz wurde Ziel eines Drohnenangriffs. Nun gibt es einen brisanten Verdacht: Offenbar steckte die Ukraine dahinter.

Es wäre ein völlig neuer Schauplatz des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine – weit weg vom ukrainischen Schlachtfeld, weit weg von Europa: Ukrainische Spezialkräfte sollen eine Miliz im Sudan angegriffen haben, die von der russischen Söldnertruppe Wagner unterstützt wird. Das berichtet der US-Sender CNN.

Die Recherche bezieht sich auf eine Serie von Drohnenangriffen Anfang September auf die Rapid Support Forces (RSF), eine paramilitärische Gruppe, die derzeit mit den regulären Streitkräften Sudans um die Vorherrschaft in dem nordostafrikanischen Land kämpft.

Demnach haben sich mindestens 14 Attacken in der Stadt Omdurman und ihrer Umgebung zugetragen. Omdurman liegt gegenüber der sudanesischen Hauptstadt Khartum am westlichen Ufer des Flusses Nil. Die Städte werden unter anderem durch die Schambat-Brücke miteinander verbunden, auf der es ebenfalls zu Angriffen gekommen sein soll.

Eine ukrainische Operation 4.000 Kilometer von Kiew entfernt?

"Ukrainische Spezialkräfte sind wahrscheinlich dafür verantwortlich", zitiert CNN eine nicht namentlich genannte Quelle in den ukrainischen Streitkräften. Demnach sei der Angriff die Arbeit eines "nicht-sudanesischen Militärs". Daneben führt der Sender weitere Indizien an, die darauf hindeuten, dass Kiew hinter der Operation in dem knapp 4.000 Kilometer entfernten Land stecken könnte.

Für mindestens acht der betreffenden Attacken seien nämlich kommerzielle Drohnen des chinesischen Herstellers DJI eingesetzt worden. Diese nutzen auch die ukrainischen Streitkräfte in erheblichem Ausmaße zur Aufklärung, aber auch als Waffensysteme in ihrem Verteidigungskampf gegen die russischen Invasionstruppen. Mehr zum Einsatz von Drohnen im Krieg in der Ukraine lesen Sie hier.

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Diese Hinweise allein wären jedoch nicht ausreichend, um eine ukrainische Urheberschaft zu vermuten. CNN hat zudem Videoausschnitte analysiert, die es von den Angriffen gibt und die mittlerweile auch in den sozialen Netzwerken kursieren. Eines der Videos zeigt den Bildschirm eines Drohnen-Controllers, der das Fluggerät steuert. Darauf ist neben englischer Schrift auch ein Schriftzug in ukrainischer Sprache erkennbar: “Зупинити" ("Stop", d. Red.).

Zudem spiegelt sich die Person, die die Drohne steuert, in dem Bildschirm. Laut CNN handelt es sich dabei augenscheinlich um einen Nicht-Sudanesen, obwohl eine Sturmhaube das Gesicht der Person weitestgehend verdeckt. Nicht zuletzt bestätigte der niederländische Drohnenexperte Wim Zwijnenburg dem Sender, dass es sich wohl um den allerersten Einsatz sogenannter First-Person-View-Drohnen (FPV) auf dem afrikanischen Kontinent handle. FPV-Drohnen erlauben der Person am Steuer, mittels einer Brille oder eines Bildschirms die Perspektive der Drohne einzunehmen.

Was haben die Wagner-Söldner mit den Angriffen zu tun?

Sechs Angriffe seien mit solchen Drohnen auf Pick-up-Geländewagen durchgeführt worden, die die Schambat-Brücke zwischen Omdurman und Khartum passieren wollten. Acht weitere Angriffe seien gegen geparkte Fahrzeuge, Gebäude und bewaffnete Einheiten in Omdurman sowie im Vorort Ombada geflogen worden, schreibt CNN. In Ombada hat in der vorhergehenden Woche die sudanesische Armee Luftangriffe auf Stellungen der Antiregierungsmiliz RSF durchgeführt.

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Doch was hat die russische Söldnergruppe Wagner mit all dem zu tun? Eines der von CNN analysierten Videos soll mindestens drei ausländische Kämpfer zeigen, die offenbar ein Gebäude angreifen. Die Soldaten sollen mit Nachtsichtgeräten und einer von ihnen zudem mit einem Raketenwerfer ausgestattet sein. Die Soldaten sollen sich in der Nähe der Stelle in Omdurman befunden haben, wo der – mutmaßlich mit ukrainischer Hilfe ausgeführte – Drohnenangriff stattgefunden haben soll. Ob die "ausländischen Kämpfer" Wagner-Söldner sind und ob die Drohnenattacke sich gegen sie richtete, ist unklar.

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Der US-Sender berichtet zudem, dass die Wagner-Söldner zwei Tage vor den Angriffen einen großen Waffenkonvoi mithilfe der RSF-Miliz aus dem benachbarten Tschad in den Sudan geschleust haben sollen. Dafür seine die RSF-Basis Al-Zurug im Südwesten des Sudan genutzt worden.

CNN bezieht sich dabei auf eine nicht namentlich genannte Quelle im sudanesischen Regierungsapparat sowie auf Satellitenbilder der Militärbasis, die den Transport von mehr als 100 Fahrzeugen zeigen soll. Die sudanesische Quelle der Senders soll ebenfalls von mehreren mit Waffen beladenen Lastwagen gesprochen haben.

Wagner unterstützt die RSF-Miliz im Sudan

Die Wagner-Söldner sollen die RSF-Miliz schon seit Längerem unterstützen. Nach dem Militärputsch im Sudan 2021 gaben Russland und die Söldnertruppe der Militärregierung in Khartum Rückendeckung, die von General Abdel Fattah al-Burhan und RSF-Chef Mohammed Hamdan Dagalo angeführt wurde. Mit der Zeit kristallisierte sich der RSF-Anführer – genannt Hemedti – jedoch als bevorzugter Verbündeter der Wagner-Söldner heraus.

Im vergangenen April versuchte die RSF-Miliz, die Macht im Sudan vollständig an sich zu reißen. Seitdem gibt es blutige Kämpfe zwischen der paramilitärischen Einheit und den regulären Streitkräften in dem afrikanischen Land. Es soll bereits zahlreiche zivile Opfer gegeben haben. Mit Ausbruch der Kämpfe stellte die Wagner-Gruppe laut CNN die Unterstützung für die reguläre Armee des Sudan vollständig ein – und stärkt nunmehr lediglich die RSF-Miliz. Diese soll CNN zufolge 90 Prozent ihrer Waffen von Wagner beziehen.

Auch der Tod des Wagner-Chefs Jewgeni Prigoschin und seines Stellvertreters Dmitri Utkin bei einem Flugzeugabsturz am 23. August in Russland soll der Unterstützung keinen Abbruch getan haben. Die Wagner-Gruppe gilt als Russlands Instrument, um in Afrika Macht und Einfluss zu gewinnen. Sie ist nachweislich im Sudan, in Mali, der Zentralafrikanischen Republik und Libyen aktiv. Dabei geht es besonders um Einnahmen aus dem Abbau von Rohstoffen wie etwa Gold. Diese finanzieren auch Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Seit dem Tod Prigoschins wird darüber spekuliert, ob die russische Führung die vollständige Kontrolle über die Söldnertruppe Wagner übernehmen will. Prigoschin hatte sich Ende Juni offen gegen die Führung im russischen Verteidigungsministerium gestellt und wollte mit dem sogenannten Marsch auf Moskau ihre Absetzung bewirken. Der Aufstand scheiterte. Es wird vermutet, dass Prigoschins überraschender Tod im Zusammenhang mit diesen Ereignissen steht.

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Russland und die Ukraine wollen Einfluss in Afrika

Ob die Ukraine den Angriff tatsächlich durchgeführt hat und welche Motive möglicherweise dahinterstehen, ist nicht bekannt. Aus Kiew gibt es bisher keine offizielle Bestätigung. Der afrikanische Kontinent ist jedoch nicht nur für Russland, sondern auch für die Ukraine von Bedeutung: Allein im vergangenen Jahr habe der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba auf drei Reisen mehr als zehn afrikanische Länder besucht, schreibt CNN. "Unsere Strategie besteht nicht darin, Russland zu ersetzen, sondern Afrika aus dem Griff Russlands zu befreien", sagte Kuleba in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP.

Im Zusammenhang mit dem Aus des Getreideabkommens zwischen Russland und der Ukraine unterstreicht Kiew immer wieder die negativen Auswirkungen für Staaten in Afrika. Ende Juli legten afrikanische Staaten auf dem Russland-Afrika-Gipfel in Sankt Petersburg einen Friedensplan für die Ukraine vor. Besonders steigende Lebensmittelpreise infolge des Krieges belasten den Kontinent.

Afrika gilt mit Blick auf den Krieg in der Ukraine als gespalten. Von 30 afrikanischen Staaten schlossen sich im Februar 24 nicht einer UN-Resolution an, die den Abzug aller russischen Truppen aus der Ukraine forderte. Die meisten der Staaten enthielten sich.

Verwendete Quellen
  • cnn.com: "Exclusive: Ukraine’s special services ‘likely’ behind strikes on Wagner-backed forces in Sudan, a Ukrainian military source says"
  • tagesschau.de: "Worauf afrikanische Staaten hoffen"
  • dw.com: Ukraine: "Afrikanische Staaten wollen Ende des Kriegs"
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