"Effektive Methode" Attacke auf Schwachstelle von Putins Truppen
Fast zwei Drittel der ukrainischen Seedrohnen werden bei Angriffen zerstört. Das sei aber Teil der Strategie, sagt Geheimdienstchef Kyrylo Budanow.
Ukrainische Seedrohnen richten immer wieder Schäden an russischen Schiffen an, besonders nahe der Halbinsel Krim. Die Kamikaze-Gefährte werden meist in der Nacht losgeschickt und steuern automatisch auf ihr Ziel zu. Haben sie es erreicht, explodiert die Sprengladung. Zwar gibt es immer wieder Meldungen von vereinzelten Drohnenangriffen. Nach Angaben des ukrainischen Militärgeheimdienstchefs Kyrylo Budanow schickt Kiew aber wesentlich mehr Drohnen aufs Meer als bislang bekannt.
Eine genaue Zahl will der Top-Spion in einem Interview mit Radio Svoboda zwar nicht nennen, spricht jedoch "von einer ganzen Menge". Dabei gebe es erhebliche Verluste. Etwa 60 bis 70 Prozent der ukrainischen Seedrohnen würden von der russischen Abwehr entdeckt und zerstört. Das besorgt den Generalmajor aber wenig.
"Da es reale Verluste gibt und der Preis einer solchen Drohne und der Preis eines Kriegsschiffes nicht vergleichbar sind, kann man sagen, dass es sich hierbei um eine recht effektive Methode handelt", sagte Budanow. Zwar fange Russland fast zwei Drittel ab. "Das Problem für sie ist aber das Drittel, das durchkommt." Mittlerweile hätte die Ukraine auch eine Serienproduktion dieser Spezialwaffen begonnen.
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Selbst bei Zerstörung noch Wirkung
Und selbst wenn eine Drohne abgefangen wird, kann sie noch Wirkung zeigen. Es gebe Fälle, in denen das Gefährt nahe eines Schiffes entdeckt und zerstört wurde – das Schiff habe dann aber auch wegen Kollateralschäden repariert werden müssen. So sei eines der autonomen Boote bei einem Angriff auf Sewastopol entdeckt worden. "Es wurde zerstört, als es sich der russischen Fregatte "Admiral Essen" näherte", erzählt Budanow. Aber die Schockwelle der Explosion in etwa 100 Meter Entfernung habe Schäden an Sensoren und elektronischen Einrichtungen am russischen Kriegsschiff verursacht. "Es musste für dreieinhalb Monate in Reparatur", erzählt Budanow. Unabhängig geprüft werden, konnten die Angaben Budanows bisher nicht.
Die Flotte der unbemannten Seedrohnen habe nicht zum Ziel, die russische Marine zu zerstören. Budanow weiß, dass es dazu mehr braucht. Die Strategie ist eine andere: Verunsicherung. Die massiven Angriffe hätten die russische Flotte paralysiert, so der Geheimdienstchef. "Deren Schiffe fahren in nördlicher Richtung nicht weiter als bis dorthin, wo es Angriffe auf Sewastopol gegeben hat." Nach Ansicht des britischen Geheimdienstes habe die Ukraine eine Achillesferse gefunden: die russischen Versorgungslinien über das Meer. Sie könnten nun mit Drohnen zumindest gestört werden.
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Drohnen griffen russische Kriegsschiffe an
Im vergangenen Jahr hatte die Ukraine den Hafen von Sewastopol angegriffen, in dem sich die russische Schwarzmeerflotte befindet. Dabei wurden das Flaggschiff "Admiral Makarow" und ein Minensuchboot beschädigt. Russland hat seitdem den Schutz des Hafens ausgebaut und setzt unter anderem auch mehr Delfine ein, die vor Eindringlingen warnen sollen.
Im Juli und August gab es weitere, nach Angaben der Ukraine erfolgreiche, Angriffe auf die Krim-Brücke sowie zwei russische Kriegsschiffe. Der britische Geheimdienst nannte eine Attacke auf ein Landungsschiff in Noworossijsk einen "herben Schlag gegen die Schwarzmeerflotte". Denn diese hatte bereits Schiffe aus Sewastopol in den Alternativhafen verlegt, um sie besser zu schützen.
Im Einsatz sind dabei meistens die "Sea Baby"-Drohnen. Sie sind Kamikaze-Boote, die bis zu 850 Kilogramm Sprengstoff transportieren können. Sie sind Medienberichten zufolge vom ukrainischen Geheimdienst SSU zusammen mit dem privaten Sektor entwickelt worden. Eine weitere Seedrohne ist die "Magura V5", etwa fünf Meter lang. Sie kann Strecken von bis zu 800 Kilometer zurücklegen.
- radiosvoboda: "Буданов про морські дрони: 60-70% їх знищують, але це ефективна зброя" (ukrainisch)
- armadainternational.com: "Has Russia destroyed Ukraine’s naval drone capability?" (englisch)
- x.com: Tweets von DefenceHQ