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Freiwilliger über Erfahrungen in der Ukraine: "Wie im Ersten Weltkrieg"


Ex-Marinesoldat
Freiwilliger in der Ukraine: "Wie im Ersten Weltkrieg"

Von t-online, lec

Aktualisiert am 14.07.2023Lesedauer: 3 Min.
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Heftige Schlachten in der Ostukraine – die ukrainische Gegenoffensive läuft an. (Quelle: MARKIIAN LYSEIKO)
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Der Krieg in der Ukraine scheint so nah zu sein – und ist doch so weit weg. Ein britischer Kriegsveteran und Freiwilliger berichtet über seine Erfahrungen an der Front in der Ukraine.

Seit mehr als 500 Tagen tobt der Krieg in der Ukraine. Bisher kann die ukrainische Armee gegen die russischen Aggressoren bestehen. Grund dafür sind neben den westlichen Waffenlieferungen auch die vielen internationalen Kämpfer, die in den Schützengräben aufseiten der ukrainischen Armee ausharren. Unter ihnen ist auch der 58-jährige Alan. Er ist ein ehemaliger britischer Marinesoldat und gehört zu einer kleinen Gruppe ausländischer Freiwilliger in der und für die Ukraine – das Bataillon "Da Vinci Wolves".

Schon seit Beginn des russischen Angriffskrieges kämpft Alans Bataillon in der Ukraine; er selbst hat sich der Gruppe im September 2022 angeschlossen. Im britischen "Guardian" berichtet er über seine Erfahrungen an der Front. Aus Sicherheitsgründen möchte Alan nur unter seinen Vornamen aufgeführt werden.

Alan kämpfte in der Nähe von Bachmut

Anfang 2023 verbrachten die "Da Vinci Wolves" Monate im Nahkampf mit den berüchtigten Wagner-Söldnern unter der Führung von Jewgeni Prigoschin. Die Aufgabe von Alans Bataillon bestand darin, die sogenannte Straße des Lebens – eine essentielle Versorgungsroute zur Stadt Bachmut – für die ukrainischen Truppen offenzuhalten.

Zwischen den russischen Söldnern und den ukrainischen Einheiten spielten sich harte Kämpfe ab, berichtet Alan: In jeder Straße der ostukrainischen Großstadt tobten die Gefechte, auch fanden brutale Häuserkämpfe statt. Bachmut, das dem Erdboden weitestgehend gleichgemacht wurde, befindet sich momentan in russischer Hand.

Alan ist Kriegsveteran und kämpfte bereits in den Balkankriegen. Zudem arbeitete er als Sanitäter in mehreren Krisengebieten und war als privater Militärunternehmer im Irak und in Afghanistan. Die Hinrichtung von Zivilisten in den Städten Butscha und Irpin in der Region um die Hauptstadt Kiew habe Alan bewegt in der Ukraine zu kämpfen: "Ich musste etwas tun, um zu helfen, selbst in meinem Alter."

Alan über die russische Armee

Über seine Erfahrungen im Krieg in der Ukraine sagt er: "Wir befanden uns praktisch in Bunkern und Schützengräben wie im Ersten Weltkrieg. Von russischer Seite gab es ununterbrochen Artillerie. Man musste den Kopf ständig unten halten."

Seine Gegner, die russischen Soldaten, beschreibt er als "keine sehr guten Soldaten", jedoch seien sie "nicht dumm". Alan sagt, "es wäre töricht anzunehmen, dass es keine anständigen oder motivierten russischen Truppen gibt". Besonders erprobt seien die russischen Soldaten laut Alan in der elektronischen Kriegsführung und dem Gefecht mit Artillerie. Jedoch seien einige von ihnen "völlig untrainiert" und würden ohne jeglichen "Selbsterhaltungsgedanken" agieren; Bedenken, auf russische Soldaten zu schießen, habe Alan nicht.

Sein letzter Krieg

Die Freiwilligen des "Da Vinci Wolves-Bataillons" haben keinen offiziellen Vertrag mit den ukrainischen Streitkräften unterschrieben – Russland bezeichnet sie als eine rechtsextreme, nationalistische Gruppe und befeuert damit ihr Narrativ, der Krieg sei notwendig, um die Ukraine zu "entnazifizieren". Alan sagt darüber: "Die Jungs, mit denen ich zusammen kämpfe, sind Patrioten. Einen Nazi auf dieser Seite des Kriegs habe ich noch nicht getroffen."

Trotz der langsamen Fortschritte der derzeitigen ukrainischen Gegenoffensive gibt sich Alan optimistisch und erklärt die Strategie dahinter. "Das ukrainische Militär sucht nach einer Schwachstelle in den Verteidigungspositionen Russlands. Wenn es eine Lücke gibt, wird die Ukraine ihr Bestes geben, diese zu nutzen. Früher oder später wird Russlands Logistik scheitern."

Auf die Frage, wie lange er noch kämpfen wolle, erwidert er: "Es ist wahrscheinlich bald Zeit, mein Gewehr an den Nagel zu hängen." Doch zuvor will er seinen letzten Krieg zugunsten der Ukraine zu Ende bringen. "Wenn das fertig ist, gehe ich nach Hause."

Verwendete Quellen
  • theguardian.com: "It was like in world war one: the foreign volunteers fighting in Ukraine" (englisch)
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