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Gegenoffensive der Ukraine: "Kämpfe ohne Positionswechsel"


Schleppende Gegenoffensive?
"Überall gehen erbitterte Kämpfe weiter"

Von t-online, wan

08.07.2023Lesedauer: 3 Min.
Ein ukrainischer Soldat spricht über Funk mit seinem Team, bevor eine Panzerhaubitze abfeuert (Archivbild).Vergrößern des Bildes
Ein ukrainischer Soldat spricht über Funk mit seinem Team, bevor eine Panzerhaubitze abfeuert (Archivbild). (Quelle: Evgeniy Maloletka)
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Die Gegenoffensive der Ukraine verläuft langsam. Deren Verbündete sprechen bereits von Munitionsmangel.

Die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar wird nicht müde, von Fortschritten bei der Gegenoffensive zu sprechen. Auf ihrem Telegram-Kanal gibt sie tägliche Wasserstandsmeldungen, in welchen Bereichen die ukrainischen Truppen wieder ein paar Meter Gebiet erobert haben. "In Bachmut sitzt der Feind in der Falle", schreibt sie am Freitag, "unsere Truppen machten dem Feind die Bewegung so schwer wie möglich."

Aber immer wieder gibt es auch Rückschritte, wie selbst Maljar einräumt. In einigen Dörfern setze Russland seine Offensiven fort, noch hielt aber die ukrainische Verteidigung dem Stand. Unabhängig überprüfen lassen sich solche Berichte nur schwer. Beobachter und Experten sind sich aber einig darin, dass es viele kleine Scharmützel gibt und Fortschritte nur in kleinen Schritten gemacht werden. Selbst Maljar schrieb: "Überall gehen erbitterte Kämpfe weiter, ohne dass es zu einem Positionswechsel kommt."

Selenskyj: "Offensive ist nicht schnell"

Dass die so lange angekündigte und erwartete Gegenoffensive eher schleppend vorankommt, hat selbst der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eingeräumt. Er gab zu, dass die Gegenoffensive seiner Armee "nicht schnell" vorangehe, versicherte jedoch, dass Kiews Truppen weiter vorrückten. "Die Offensive ist nicht schnell, das steht fest", sagte Selenskyj am Donnerstag in Prag nach einem Treffen mit dem tschechischen Staatschef Petr Pavel vor Journalisten. "Aber trotzdem rücken wir vor und ziehen uns nicht zurück, wie es die Russen tun", ergänzte er.

Video | Ist die ukrainische Gegenoffensive gescheitert?
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Quelle: t-online

Streumunition soll Zeit schaffen

Die Befürchtung, dass ein langsamer Kriegsverlauf auch Auswirkungen auf die Ausstattung mit Munition für die Ukraine hat, war wohl ein Grund, warum sich US-Präsident Joe Biden für die Lieferung von Streubomben entschieden hat. Er nannte es eine Übergangslösung.

"Dies ist ein Krieg, der mit Munition zu tun hat. Und die Munition geht ihnen aus, und wir haben nur noch wenig davon", sagte Biden in einem Interview mit dem CNN-Journalisten Fareed Zakaria, das am Freitag in Teilen veröffentlicht wurde. Deshalb habe er schließlich die Empfehlung des Verteidigungsministeriums angenommen, Streumunition "nicht dauerhaft, sondern für eine Übergangszeit" zu liefern, bis die USA wieder in der Lage seien, mehr von der benötigten Artillerie zu produzieren. Lesen Sie hier mehr über die Entscheidung der USA, Streubomben zu liefern. Auch Colin H. Kahl, zuständig für Verteidigungspolitik im Pentagon, sieht die Gegenoffensive "langsamer, als wir erhofft haben." Die Entscheidung, die Streubomben zu liefern, sei auch aus der "Dringlichkeit des Moments" heraus getroffen worden.

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Angeblich hohe Verluste auf russischer Seite

Dennoch hält die Ukraine an ihrer derzeitigen Strategie – kleine, aber stetige Gebietsgewinne und Angriffe auf den russischen Nachschub – offenbar fest. "Unsere Truppen vernichten dort tatsächlich die Ausrüstung und Waffen des Feindes, zerstören Waffendepots und greifen die Standorte des russischen Militärs an – was die Offensiv- und Verteidigungsfähigkeiten des Feindes erheblich verringert", schreibt Hanna Maljar.

Im Süden würden 5,3 Mal so viele russischen Soldaten getötet als ukrainische, behauptet sie. Auch das lässt sich nicht unabhängig bestätigen. Laut Hanna Maljar hätten einige russischen Einheiten sich bereits geweigert, ob der großen Verluste weiterzukämpfen.

Geheimdienstchef: Unsere Aufgabe ist größer als Bachmut

So schwierig wie die Überprüfung solcher Zahlen ist auch die Einschätzung der militärischen Lage. Das amerikanische "Institute for the Study of War" sah in seinem täglichen Lagebericht sogar Veränderungen zugunsten der Ukraine. "Die ukrainischen Streitkräfte erzielten im Gebiet Bachmut taktisch erhebliche Fortschritte und setzten am 7. Juli ihre Gegenoffensive in mindestens drei anderen Frontabschnitten fort", hieß es dort. Aufnahmen, die laut Institut lokalisiert werden konnten, hätten Erfolge nahe Bachmut gezeigt.

Ungemach könnte laut der Einschätzung aber im Süden drohen. Erste Berichte legen nahe, dass Russland einen Großteil seiner Osttruppen in diese Region verlegt habe. Das könne aber auch daran liegen, dass hier es Moskau hier langsam an Soldaten fehlt.

Der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow, ist noch immer optimistisch: "Ich möchte mich an diese bekannte Geschichte mit Bachmut erinnern. Die Russen haben es mehr als zehn Monate lang angegriffen. Unsere Aufgabe ist etwas größer als Bachmut, aber wir haben etwas weniger Zeit als zehn Monate", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. "Die Gegenoffensive ist im Gange. Im Großen und Ganzen, sagen wir mal so: Es passiert. Es wird Erfolg geben, aber später", sagte er.

Verwendete Quellen
  • telegram.com: Kanal von Hanna Maljar
  • reuters.com: "Ukraine spy chief says nuclear threat at Zaporizhzhia plant subsiding" (englisch)
  • theguardian.com: "Biden says sending cluster bombs to Ukraine was ‘difficult decision’ – as it happened" (englisch)
  • understandingwar.org: "Russian Offensive Campaign Assessment, July 7, 2023" (englisch)
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