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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Propagandist hetzt im Staatsfernsehen "Ich habe euch so satt, ihr dummen Rotznasen"
Die nukleare Gefahr in Saporischschja beschäftigt in seiner Sendung auch Wladimir Solowjow. Doch ein Experte hält sich nicht ganz an die Propaganda-Linie.
Die Ukraine und Russland werfen einander seit Tagen vor, einen Angriff auf das Atomkraftwerk in Saporischschja zu planen. Das mit sechs Reaktoren größte AKW Europas liegt in einem schwer umkämpften Gebiet und wird von russischen Kräften kontrolliert.
Die Ukraine hatte den Besatzern etwa vorgeworfen, "sprengstoffähnliche Gegenstände" auf zwei Reaktoren angebracht zu haben, um "den Eindruck eines Beschusses von ukrainischer Seite" zu erwecken. Experten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) konnten bisher laut eigenen Angaben keine Hinweise auf Sprengstoff vor Ort finden.
Kremlsprecher Dmitri Peskow warnte wiederum vor einem "subversiven Akt durch das Regime in Kiew". Eine Aussage der russischen Propaganda, die auch im russischen Staatsfernsehen aufgegriffen wird. Doch ein Militärexperte schlug in der Sendung von Chefpropagandist Wladimir Solowjow plötzlich andere Töne an.
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Die Ukraine und Russland werfen sich seit Tagen gegenseitig vor, das Atomkraftwerk (AKW) Saporischschja angreifen zu wollen.
Chef-Propagandist Wladimir Solowjow behauptet nun im russischen Staatsfernsehen, das Gerücht sei ursprünglich von den USA gestreut und von der russischen Seite aufgegriffen worden.
"Unsere Gemeinschaft von verängstigten Pseudo-Experten glaubt, dass Russland Atomwaffen hat, nur um mit unserem Arsch auf ihnen zu sitzen. Ich habe euch alle so satt, ihr dummen Rotznasen unterschiedlichen Alters, von denen keiner versteht, dass sie uns sowieso beschuldigen, wenn sie es wollen."
Statt sich darum zu sorgen, was andere sage, solle man sich lieber auf den Sieg des Kriegs konzentrieren, fügt er eindringlich hinzu.
Ein zugeschalteter Militärexperte soll die Situation einordnen – doch seine Antwort passt nicht ganz in die Linie der russischen Propaganda.
Nachdem Solowjow erklärt, Saporischschja anzugreifen, sei für Russland nicht sinnvoll und erfordere auch keinen Einsatz nuklearer Waffen, schaltet sich Vlad Shurygin ein:
“Es ist quasi unmöglich, die Reaktoren mit den Mitteln zu zerstören, die die Ukraine derzeit zur Verfügung hat. Diese Reaktoren gehören der letzten Generation an, ich glaube VVER-1000. Sie wurden mit vierfachem Redundanzsystem gebaut. Bis zu 90 Prozent davon sind derzeit in Kaltabschaltung.”
Solowjow wirft ein, dass es für die Ukraine politisch sinnvoller wäre, das Atomkraftwerk einzunehmen als es zu zerstören – und wechselt dann das Thema auf die Wagner-Söldner.
Einige Minuten danach folgt das Wetter – mit einem ganz speziellen Fokus. Der Wettermoderator präsentiert eine Karte mit einer möglichen Ausbreitung nuklearer Teilchen, sollte die Ukraine Saporischschja angreifen.
Das mit sechs Reaktoren größte AKW Europas liegt im umkämpften Gebiet Saporischschja und wird von russischen Kräften kontrolliert. Die Reaktoren sind schon seit September 2022 heruntergefahren.
Seit vergangenem Jahr halten sich zudem Experten der Internationalen Atomenergie-Organisation in dem Kraftwerk auf. Diese machten nach Angaben IAEA-Chef Rafael Grossi derzeit Fortschritte bei der Inspektion. Minen oder Sprengstoff seien bisher nicht gefunden worden.
Seine Aussage sowie die wütende Ansage von Solowjow sehen Sie im Video oben oder wenn Sie hier klicken.
- Youtube.com: Video des Russian Media Monitor
- mit Informationen der dpa