t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePolitikUkraine

Ukraine-Krieg: Jetzt legt Wladimir Putin seine Sicht der Dinge dar


"Katastrophale Verluste"
Jetzt legt Putin seine Sicht der Dinge dar

Von t-online, cc

Aktualisiert am 15.06.2023Lesedauer: 3 Min.
Alleinherrscher Wladimir Putin während eines Treffens mit russischen Kriegsberichterstattern im Kreml (Archivbild).
"Daran ist nichts Gutes": Wladimir Putin gesteht auch Fehler Russlands ein. (Quelle: Glomex)

Russlands Machthaber spricht vor ausgewählten Pressevertretern über den Krieg. Zwei Stunden lang legt er seine Sicht der Dinge dar. Und erhebt neue Drohungen.

Wladimir Putin oder wie er die Welt sieht: Der russische Alleinherrscher hat sich das erste Mal seit längerer Zeit zum Stand der ukrainischen Gegenoffensive und zum Zustand der eigenen Armee geäußert. Für den Diktator ungewöhnlich legte er in einem zweistündigen Gespräch mit russischen Militärkorrespondenten und Bloggern auch Zahlen vor und erklärte, warum es keiner weiteren Mobilmachung im Land bedürfe.

"Meiner Berechnung nach hat die Ukraine 25 bis 30 Prozent der vom Ausland gelieferten Technik verloren", sagte er am Dienstag in Moskau. Putin sprach von "katastrophalen Verlusten der Ukrainer", diese seien zehnmal höher als auf russischer Seite. "Nicht an einem Frontabschnitt hat der Gegner Erfolg gehabt", behauptete der Kremlchef.

Das Verteidigungsministerium in Kiew und Präsident Wolodymyr Selenskyj hatten in den vergangenen Tagen die Rückeroberung mehrerer kleiner Ortschaften und Siedlungen im Süden des Landes sowie Fortschritte beim Kampf um die Stadt Bachmut gemeldet. Fotos von den durch ukrainische Truppen eroberten Orten konnten diese Meldungen größtenteils belegen.

Bilder von erbeutetem westlichen Kriegsgerät zweifelhaft

Der Kremlchef legte hingegen für seine Behauptungen keine weiteren Beweise vor. Konkrete Zahlen zu den angeblich "katastrophalen Verlusten" der Ukraine nannte er nicht. Stattdessen verwies Putin auf das Verteidigungsministerium in Moskau.

Empfohlener externer Inhalt
X
X

Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.

Konkreter wurde der russische Machthaber lediglich beim technischen Militärgerät, etwa bei den Kampf- und Schützenpanzern. Putins Angaben nach habe die Ukraine über 160 Panzer und mehr als 360 gepanzerte Fahrzeuge verloren. Die eigenen Verluste bezifferte er auf 54 Panzer, wobei ein Teil davon wieder repariert werden könne.

Tatsächlich waren in den vergangenen Tagen Bilder von zerstörten europäischen Leopard-2-Kampfpanzern und amerikanischen Bradley-Schützenpanzern aufgetaucht, mit denen die ukrainischen Truppen Frontdurchbrüche in der Region Saporischschja erzielen wollten. Diese haben die russischen Truppen offenbar zurückgeschlagen. Dagegen hatten sich Bilder von angeblich von den Russen erbeutetem westlichem Militärgerät als zweifelhaft erwiesen.

Das russische Verteidigungsministerium hatte zuletzt ebenfalls von hohen Verlusten der Ukrainer gesprochen und die Abwehr aller Angriffe vermeldet. Allerdings haben sich die Angaben des Ministeriums in der Vergangenheit mehrfach als übertrieben und teilweise falsch herausgestellt.

Putin hält neue Mobilmachung angeblich nicht für nötig

In den vergangenen Tagen hatten Experten auch spekuliert, ob Russland angesichts der herben Verluste im Ukraine-Krieg eine neue Mobilmachung ausruft oder diese bereits in Gang gesetzt hat. Entsprechende Gesetzesverschärfungen, unter anderem mit dem Wegfall von Ausnahmeregelungen für Wissenschaftler, Kriminelle oder Kranke, hatten darauf hingedeutet, dass der Kreml längst an einer verdeckten Mobilmachung arbeitet.

Empfohlener externer Inhalt
X
X

Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.

Eine neue Welle der Mobilmachung ist in Russland nach Angaben Putins angeblich nicht notwendig. Er begründete dies mit der angeblich hohen Zahl an freiwilligen Armeebewerbern. Seit Januar hätten mehr als 150.000 Russen Verträge als Zeitsoldaten beim Militär unterzeichnet, sagte der Staatschef.

Auch bezeichnete der Machthaber eine Verhängung des Kriegsrechts in Russland als unnötig. "Im ganzen Land irgendein besonderes Regime wie das Kriegsrecht auszurufen, ergibt überhaupt keinen Sinn, es gibt heute keine Notwendigkeit dafür", sagte Putin vor den ausgewählten Pressevertretern. Diese hatten auf den zunehmenden Beschuss der russischen Region Belgorod an der Grenze zur Ukraine und das Eindringen pro-ukrainischer Truppen auf russisches Territorium verwiesen.

Empfohlener externer Inhalt
X
X

Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.

Laut Putin dienten die Angriffe von ukrainischer Seite der Ablenkung, um Russland zu zwingen, Militär von der Front dorthin abzuziehen. Derzeit seien keine ukrainischen Soldaten mehr dort.

Er drohte allerdings damit, weitere Teile ukrainischen Territoriums zu erobern, um den Schutz der grenznahen russischen Regionen zu gewährleisten. Demnach stellten seine Truppen in der Ukraine eine Art "Pufferzone" her, "um zu gewährleisten, dass ukrainische Kräfte nicht mehr auf russisches Gebiet gelangen" könnten.

Putin verspricht besseren Schutz russischer Gebiete

Putin stellte nach den Drohnenattacken gegen die Hauptstadt Moskau und andere Großstädte aber auch einen besseren Schutz durch die Flugabwehr in Aussicht. Es handle sich um eine nicht einfache, aber lösbare Aufgabe, sagte er. Die Flugabwehr sei bisher eher auf Raketen und Flugzeuge ausgerichtet gewesen, weniger auf die leichten kleinen Flugobjekte. Die Drohnenattacken hatten teils schwere Schäden an Gebäuden hinterlassen.

Russland selbst greift das Nachbarland Ukraine fast täglich mit Drohnen an. Während Putin vor den Pressevertretern sprach, töteten russische Raketen in der Ukraine am Dienstag elf Menschen. Unter anderem war die Hafenstadt Odessa Ziel der Angriffe.

Aus Kiew hieß es hinter vorgehaltener Hand, dass sich deshalb in Moskau niemand wundern müsse, wenn einige Drohnen wieder nach Hause wollten. Offiziell bestreitet die Ukraine aber, etwas mit den Angriffen zu tun zu haben.

Putin drohte dem Nachbarland auch mit noch schwereren Angriffen, sollte der Beschuss russischen Staats- und Grenzgebiets nicht aufhören. Russland könne eine so weit entfernte "Sanitärzone" schaffen, dass sein Territorium von der Ukraine nicht mehr erreichbar sei. Was genau er damit meinte, sagte Putin nicht.

Verwendete Quellen
  • pbs.org: "Putin threatens to seize more of Ukraine to block counteroffensive on border regions" (englisch)
  • tass.com: "Russia may consider creation of ‘sanitary zone’ on Ukrainian soil — Putin" (englisch)
  • wdhn.com: "Putin mixes threats of new offensive in Ukraine with offers of peace talks" (englisch)
  • guardian.co.uk: "West prepares for Putin to use ‘whatever tools he’s got left’ in Ukraine" (englisch)
  • journalofdemocracy.org: "What Putin Fears Most" (englisch)
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und AP
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Neueste Artikel



TelekomCo2 Neutrale Website