Bericht der "Washington Post" Prigoschin wollte angeblich Waffen aus Nato-Land kaufen
In den geleakten Dokumenten zum Ukraine-Krieg soll es auch um eine Anfrage der Wagner-Söldnertruppe gehen. Demnach habe man in der Türkei um Waffen ersucht.
Die geheimen Dokumente zum Ukraine-Krieg, die in den vergangenen Tagen ans Licht gekommen sind, enthalten wohl auch eine angebliche Anfrage der Wagner-Söldnertruppe an ein Nato-Land. Wie die amerikanische Zeitung "Washington Post" berichtet, sollen Unterlagen darlegen, dass Jewgeni Prigoschins Mitarbeiter versuchten, in der Türkei Waffen zu kaufen.
Demnach habe es im Februar ein Treffen zwischen Mitarbeitern von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin und türkischen Kontakten gegeben. Dabei sei es um Waffen gegangen, die für Wagner-Einsätze in Mali und in der Ukraine bestimmt gewesen sein sollen. Die USA, legen die Dokumente nahe, sollen von dem Vorgang gewusst haben. Offenbar beruhten die Informationen auf abgehörter Kommunikation. In dem Bericht soll auch gestanden haben, dass Malis zwischenzeitiger Präsident Assimi Goïta bestätigt habe, dass sein Land die Waffen von der Türkei im Namen der Wagner-Truppe akquirieren wolle.
Am Donnerstag waren angeblich geheime Dokumente über US- und Nato-Pläne zur Stärkung des ukrainischen Militärs im Vorfeld einer geplanten Offensive gegen die russischen Besatzer im Internet aufgetaucht. Ob die Dokumente echt sind und wer sie veröffentlicht haben könnte, war zunächst unbekannt. Das Pentagon bekräftigte am Sonntag, man habe das Justizministerium formell um eine Untersuchung gebeten. Eine Vermutung: Es war ein Insider-Job.
Türkei versucht sich als Vermittler
Dem Zeitungsbericht nach ist es aber unklar, inwieweit die türkische Regierung über die Wagner-Anfragen offiziell Bescheid wusste und ob diese erfolgreich waren. Als Nato-Mitglied wären Waffenlieferungen an Wagner-Söldner etwas problematisch. Sollten die Nato-Partner nicht von dem Vorgang gewusst haben (und sich dieser bestätigen), könnte dies bei einigen Mitgliedern zumindest für Stirnrunzeln sorgen.
Die Türkei hat sich den westlichen Sanktionen nicht angeschlossen und versucht sich immer wieder als Vermittler. Präsident Recep Tayyip Erdoğan gilt als russenfreundlich und hat sich auch mit Kremlchef Putin getroffen.
Noch immer gibt es Widerstand aus Ankara, was die Nato-Mitgliedschaft Schwedens angeht. Waffen an Russland hat Ankara aber im Ukraine-Krieg nicht geliefert. Im Februar berichtete das Webportal "Trading Economics", dass die Lieferungen elektronischer Komponenten aus der Türkei nach Russland in 2022 einen Wert von 559,21 Millionen US-Dollar gehabt hätten – und einige Bauteile können auch in Waffen verwendet werden.
Die Ukraine hat bereits vor einem Jahr von türkischen Drohnenlieferungen profitiert. Die Bayraktar TB2-Modelle werden in der Türkei produziert, die genaue Zahl und die Umstände der Lieferungen sind aber nicht bekannt.
- washingtonpost.com: "Intelligence leak exposes U.S. spying on adversaries and allies" (englisch)
- tradingeconomics.com: "Turkey Exports of electrical, electronic equipment to Russia" (englisch)