"Wir sollten zurückkehren" Kadyrow droht Deutschland: Der Osten ist "unser Territorium"
Der tschetschenische Machthaber Ramsan Kadyrow will die russische Armee zurück in den Osten Deutschlands schicken. Auch Kanzler Scholz droht er in einem neuen Interview.
Ramsan Kadyrow meldet sich zurück – mit einem verbalen Angriff gegen Deutschland und seinen Kanzler: Der Präsident der russischen Teilrepublik Tschetschenien will offenbar, dass russische Soldaten in Ostdeutschland einmarschieren. "Wir sollten dahin zurückkehren, es ist unser Territorium", sagte Kadyrow in einem am Montag ausgestrahlten Interview des Kanals Rossija-1, das Flaggschiffs des staatlichen russischen Fernsehens.
"Sie (die Deutschen) hätten bestraft werden sollen als Verräter, sodass sie ihren Platz verstehen würden", sagte Kadyrow. Der Rückzug der sowjetischen Truppen in den 90er-Jahren aus dem heutigen Ostdeutschland sei eine falsche Entscheidung der damaligen Führung gewesen, die wieder geändert werden müsse. Jetzt müsse man langsam wieder dort eindringen, "damit wir sie jederzeit kontrollieren können", so Kadyrow.
Ein Berater des ukrainischen Innenministeriums, Anton Gerashchenko, hatte Ausschnitte des Propaganda-Interviews mit englischer Übersetzung in den sozialen Netzwerken geteilt und für viel Wirbel gesorgt. Demnach wetterte Kadyrow auch gegen Kanzler Olaf Scholz. Der habe den russischen Präsidenten besucht und sich "weich wie ein Pandabär" gegeben. Jetzt spreche er vom Rednerpult mit hasserfüllten Äußerungen über Russland. Olaf Scholz solle "in die Schnauze" gehauen werden, so Kadyrow.
Kadyrow lehnt Verhandlungen mit Ukraine strikt ab
In einem weiteren Video von dem Interview, das auf Twitter kursiert, zeigt Kadyrow sich überzeugt, dass Russland seine Ziele in der Ukraine bis Ende des Jahres erreichen kann. "Ich glaube, dass wir bis Ende des Jahres die uns heute gestellte Aufgabe zu hundert Prozent erfüllen werden." Es wäre zudem falsch, mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu verhandeln.
Russland habe die Kraft, um die ukrainische Hauptstadt Kiew, die zweitgrößte Stadt Charkiw und die wichtigste Hafenstadt Odessa einzunehmen. Verhandlungen mit der ukrainischen Regierung über einen Waffenstillstand oder gar Frieden, die derzeit ohnehin nicht stattfinden, lehnte Kadyrow strikt ab. "Wenn wir uns mit Selenskyj an den Verhandlungstisch setzen, ja, ich denke, das ist falsch."
"Wir zeigen Resultate, von denen der Westen, die Nato-Staaten und die EU nicht einmal zu träumen wagen". Dann drohte Kadyrow, man werde bis nach Polen durchmarschieren.
Einige Nutzer auf Twitter bemerkten zu den Videoausschnitten, dass Kadyrows Äußerungen vor allem russischer Propaganda dienten. Es wurde darüber spekuliert, ob seine Attacke eine Reaktion auf die von Deutschland angekündigten Kampfpanzer-Lieferungen sein könnte.
"Putins Bluthund" hat eigene Truppen in der Ukraine im Einsatz
Kadyrow ist ein ehemaliger Kämpfer der tschetschenischen Separatisten. Ende der 90er Jahre wechselte er die Seiten und schloss sich zusammen mit seinem Clan der prorussischen Regierung in der Kaukasusrepublik an. Der russische Staatschef Wladimir Putin selbst machte Kadyrow 2007 zum Präsidenten von Tschetschenien, einer autonomen Republik der Russischen Föderation.
Kadyrow spielt auch eine wichtige militärische Rolle im Ukraine-Krieg. Kadyrow hat wie der Chef des Söldner-Truppe "Wagner", Jewgenij Prigoschin, eigene Truppen in der Ukraine im Einsatz, die weitgehend unabhängig vom russischen Oberkommando agieren und denen besondere Brutalität nachgesagt wird. Nicht umsonst wird Kadyrow auch als "Putins Bluthund" bezeichnet. Seine Einheiten waren unter anderem an der Belagerung des Stahlwerks Asowstal in Mariupol beteiligt.
Mit Prigoschin und anderen nationalistischen Hardlinern hat Kadyrow ein informelles Bündnis geschmiedet, dass den Krieg gegen die Ukraine unterstützt und sich für ein massives Vorgehen einsetzt. Gleichzeitig wird von Machtkämpfen zwischen Kadyrow Prigoschin berichtet. Dabei soll es auch um die Gunst von Kremlchef Wladimir Putin gehen.
- Telegramkanal vom Ramsan Kadyrow
- Mit Material der Nachrichtenagentur Reuters
- twitter.com: @Gerashchenko_en