Muster bei Angriffen Experte erkennt Taktik bei russischen "Kamikaze-Drohnen"
Sie fliegen nachts und entlang eines großen Flusses: Bei den russischen Drohnenangriffen auf die Ukraine gibt es ein Muster.
Die russischen Angriffe mit sogenannten "Kamikaze-Drohnen" auf Ziele in der Ukraine werden nach Ansicht eines Experten bewusst nachts und entlang des Flusses Dnipro gesetzt. "Logischerweise ist nachts am Himmel nicht alles erkennbar", sagte Oberst Wladislaw Selesnjow der ukrainischen Agentur RBK-Ukraina am Montag.
Die Flugroute aus südlicher Richtung entlang des Dnipro sei zudem gewählt worden, um die ukrainische Luftabwehr nach Möglichkeit zu umfliegen, so Selesnjow. Die relativ langsamen Drohnen aus iranischer Produktion sind ein leichtes Ziel für die Flugabwehr, doch die großen Mengen der eingesetzten unbemannten Flugapparate und die ständige Luftraumüberwachung sind eine große Herausforderung für die ukrainische Luftabwehr.
Dazu kommt der Kostenfaktor – eine aus billigen Teilen hergestellte Drohne muss mit teuren Waffensystemen abgeschossen werden. Herabstürzende Trümmerstücke der Drohnen richten zudem erhebliche Schäden an.
Seit Tagen greift Russland nachts ukrainische Städte mit Kampfdrohnen vom iranischen Typ Schahed-136 an. Das russische Militär setzt "Kamikaze-Drohnen" ein, weil sie sich am Ende ihres Fluges senkrecht auf ihr Ziel herabstürzen. Der Dnipro ist der drittlängste Fluss in Europa und fließt durch Russland, Belarus und die Ukraine.
Selenskyj sieht Abnutzungstaktik – ukrainischer Angriff auf Sewastopol
Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj warnte angesichts der Drohnenangriffe vor einem möglichen "Abnutzungskrieg". "Wir haben Informationen, dass Russland einen langfristigen Angriff von Schahed-Drohnen plant", sagte Selenskyj am Montagabend in seiner täglichen Videoansprache. Russland wolle damit Abnutzung erreichen. "Die Erschöpfung unserer Leute, unserer Luftverteidigung, unserer Energie", sagte er.
Auch Russland meldet immer wieder Drohnenangriffe von ukrainischer Seite. Am Montagabend berichtete die russische Staatsagentur Tass, dass über dem Marinehafen Sewastopol zwei ukrainische unbemannte Fluggeräte abgeschossen worden seien. "Unsere Luftverteidigung setzte die Abwehr der Angriffe fort", wurde der von Moskau eingesetzte Gouverneur Michail Raswoschajew zitiert.
Sewastopol ist der Hauptstützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte. Der Hafen war bereits mehrfach Ziel ukrainischer Drohnenangriffe, zuletzt am 30. Dezember. Im Oktober hatte das ukrainische Militär mit Sprengstoff beladene Drohnen-Boote gegen die russische Flotte bei Sewastopol eingesetzt. Über deren Wirkung gibt es von beiden Seiten widersprüchliche Angaben.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa