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Gegen Putin: Brutale Söldnertruppe aus Nazis und Kriegsverbrechern


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Kriegsverbrecher und Hitler-Fans
Die brutale Söldnertruppe, die sich gegen Putin stellt


Aktualisiert am 04.01.2023Lesedauer: 5 Min.
"Rusitsch": Alexei Michalkow, Jan Petrowski und Jewgeni "Topaz" Rasskazow sind zentrale Figuren der Neonazi-Söldnertruppe.Vergrößern des Bildes
"Rusitsch": Alexei Michalkow, Jan Petrowski und Jewgeni "Topaz" Rasskazow sind zentrale Figuren der Neonazi-Söldnertruppe. (Quelle: Screenshot Telegram, Montage: t-online/UF)

Die Nazi-Söldnertruppe "Task Force Rusitsch" hat die russische Kriegsstrategie heftig kritisiert. Die Anführer der Paramilitärs sind brutale Kriegsverbrecher.

Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine hat viele Unterstützer. An der Seite der russischen Armee kämpfen auch verschiedene paramilitärische, ultranationalistische Gruppen. Die "Wagner"-Truppe ist eine der bekanntesten. Auch die sogenannte "Task Force Rusitsch", eine Spezialeinheit brutaler Neonazis, hat ihre Söldner an die Front geschickt. Doch die Ansichten über die Kriegsführung gehen auseinander. Der wichtige "Rusitsch"-Kämpfer Jewgeni "Topaz" Rasskazow hat die russische Militärstrategie mit deutlichen Worten kritisiert, erklärt die Mobilisierung für gescheitert und wrift Eingezogenen Schauspielerei vor. Doch was steckt hinter der Gruppe, die so deutlich Kritik übt? An der Spitze steht ein Mann, der bekannt wurde dadurch, dass er einem Hundewelpen den Kopf abgeschnitten hat und der deutsche Rechtsaußen-Politiker getroffen hat.

Neonazis bilden Spezialeinheit

Die Geschichte der "Task Force Rusitsch" beginnt spätestens 2014 in St. Petersburg. Ihr Gründer Alexei Milchakow schart Kämpfer für den Kriegseinsatz in der Ukraine um sich. Zuvor soll er einschlägige Militärtrainings absolviert haben. Mittlerweile führt er die paramilitärische Einheit zusammen mit Jan Petrowski, sie kennen sich bereits seit 2011. Beide sind mit ultranationalistischen russischen Organisationen vernetzt. t-online hat die Spuren der brutalen Söldner in den vergangenen Jahren verfolgt.

Die brutalen Anfänge des "Rusitsch"-Gründers

Ein Posting am 5. August 2011 machte Alexei Milchakow russlandweit bekannt. Der damals 20-Jährige hatte Fotos von sich und dem abgetrennten Kopf eines Hundes verbreitet, den er an den Ohren vor der Kamera baumeln ließ. Er hatte das Tier mit dem Messer geschlachtet und sinngemäß erklärt, so müsse man mit Gesindel auf der Straße umgehen, mit Hunden wie mit Obdachlosen.

Von ihm kursieren zudem Fotos, die ihn schwer bewaffnet in Bundeswehruniform vor der Flagge der paramilitärischen "Russischen nationale Einheit" zeigen.

Bekannt ist zudem, dass Milchakow schon früh Waffen besaß, damit selbst auf die Antifa geschossen haben will und an einem Raub beteiligt gewesen sein soll. Heute sind seine alten Social-Media-Profile, die das belegen könnten, gelöscht oder auf privat geschaltet. Aber es existieren Screenshots. Aus denen geht hervor, dass er sich damals "Fritzpz88" nannte und unter anderem angab, Deutsch und Norwegisch zu sprechen. Er präsentierte sich als Fan von Adolf Hitler und fotografierte sich mit einer Hakenkreuz-Fahne.

Der nationalsozialistische Waffennarr landete beim Militär. Es wurde zunächst ruhiger um ihn – bis 2014. Er selbst dokumentierte, wie er mit einem Konvoi für sogenannte "humanitäre Hilfe" in den Donbass in den Krieg zog. Er kämpfte dort im "Fledermaus"-Bataillon, der schnellen Eingreifgruppe der prorussischen Separatisten in der Region Luhansk.

Russische Medien berichten zunächst kritisch

Im Russland von damals wurde sein Einsatz sofort kritisch kommentiert: "Ein Faschist und Schlächter aus Sankt Petersburg ist ausgezogen, um für die Aufständischen zu kämpfen", schrieb die zweitgrößte russische Tageszeitung "Moskowski Komsomolez" im Juli 2014. Milchakow postete derweil seinen "Fledermaus"-Ausweis mit der Nummer 1488. Auch das ein eindeutiger Code für Rassismus und Hitler-Verehrung.

Er leitete einen Einsatz, der seinen Ruf als gnadenloser Brutalo begründete: In einem Hinterhalt an einer Autobahn besiegten seine Truppen ein ebenfalls für Grausamkeiten berüchtigtes ukrainisches Freiwilligenkorps, töteten dort Dutzende Männer. Milchakow macht keine Gefangenen.

Mitgründer Petrowski wird zum Co-Anführer

Es existiert von dem Kampf auf der Autobahn ein Foto von Milchakow vor einer brennenden Leiche. Auch ein zweiter Mann posiert vor der Leiche. Das ist sein Mitstreiter Jan Petrowski, beide Kämpfer wirken zufrieden.

Milchakow verbreitete auch Fotos von einem abgeschnittenen Ohr. Er gilt seitdem als Kriegsverbrecher. Am 16. Februar 2015 landete der damals 24-Jährige mit "Ministern" und hohen Militärs der selbsternannten Donbass-Republiken auf der EU-Sanktionsliste. "Ich bin ein Nazi. Ich mag es, menschliche Ohren abzuschneiden, und nicht nur Ohren. Und der Geruch von brennendem Menschenfleisch ist lecker", sagt er in einem Interview in Anzug und Krawatte.

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Sie ritzten bei dem Einsatz ein Symbol in das Gesicht eines gefallenen Soldaten. Es ist das Zeichen, unter dem das grausame Wirken von Milchakow und Petrowski seit 2014 steht: das Kolvorat, ein achtarmiges slawisches Hakenkreuz, das Zeichen von "Rusitsch".

Petrowskis Rufname ist "Slawe", Milchakow nennt sich "Serbe". Auf Milchakows Unterarm ist tätowiert: "Kosovo ist Serbien". Er posiert neben einer Frau namens Dragana Trikovic. Sie gehört zur sogenannten "Eurasischen Bewegung" des russischen Faschisten Alexander Dugin und pflegt Verbindungen zu deutschen AfD-Politikern.

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Milchakow und Petrowski kamen selbst in direkten Kontakt zu einer deutschen Partei vom rechten Rand: Als NPD-Angehörige im März 2015 in Sankt Petersburg an einem Treffen teilnahmen, das sich "Russisches Konservatives Forum" nennt, standen die beiden Paramilitärs prominent auf der Teilnehmerliste. Milchakow gibt dort von sich: "Wäre Hitler schon 1939 gestorben und hätte die Sowjetunion nicht seinetwegen so viele Leute verloren, wäre er einer der besten Führer."

Fast alle hochrangigen Neonazis machten Fotos mit ihnen. Der angereiste NDP-Chef Udo Voigt zwar nicht, dafür aber zwei andere damalige Parteifreunde, Karl Richter und Jens Pühse. Sie stehen heute unterschiedlich dazu: Richter hat inzwischen die NPD verlassen, die ihm zu wenig radikal ist, und stand im September bei einer prorussischen Demo auf dem Podium. Pühse hat sich deutlich vom russischen Angriffskrieg distanziert und Solidarität mit dem ukrainischen Volk gefordert.

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Von den "Rusitsch"-Kämpfern war danach zunächst wenig zu hören: Von Sommer 2015 an kämpften sie nicht mehr im Donbass. Petrowski zog nach Norwegen und engagierte sich in der Szene der "Sons of Odin". Diese Bürgerwehr aus der Neonazi-Szene ist international aufgestellt. Dem deutschen Ableger gehörten einige Männer an, die ebenfalls in die Schlagzeilen gerieten: Als mutmaßliche Terroristen der "Gruppe S." stehen sie in Stuttgart vor Gericht. Petrowski bekam in Norwegen allerdings Ärger mit den Behörden und wurde im Oktober 2016 festgenommen und nach Russland abgeschoben.

Ausbildungen für Putins Jugendarmee

Milchakow war in seiner russischen Heimat und in Weißrussland weiter aktiv und stand im Fokus des Staatsschutzes UKZS, der als Teil des FSB in Russland gegen Extremisten und Oppositionelle vorgeht. UKZS-Kräfte nahmen Organisatoren von Trainingscamps fest, bei denen Milchakow Jugendliche ausgebildet hatte. Die Behörden gingen dagegen vor, dass 12- bis 18-Jährige unkontrolliert in Camps lernen sollten, "Feinde effektiv zu zerstören". Milchakow blieb unbehelligt. Inzwischen hat Putin per Dekret selbst eine Jugendarmee eingesetzt, "Junarmija", die den Nachwuchs für das Militär begeistern soll. Ihr Ausbilder: Milchakow.

Bevor er im Frühjahr beim Einsatz im Donbass nach US-Informationen verletzt wurde, war sogar aus Syrien fälschlicherweise sein Tod gemeldet worden: "Rusitsch" hatte mit "Wagner"-Söldnern unter anderem bei Palmyra gegen den IS gekämpft. Milchakow sendete per Foto aus einer russischen Bahn ein Lebenszeichen. Er und seine Leute blieben offenbar auf dem Radar des deutschen Geheimdienstes. Im Mai 2022 machte weltweit Schlagzeilen, dass der BND von der Kriegsbeteiligung von Neonazi-Gruppen in der Ukraine auf russischer Seite berichtete.

Symbol taucht in Berlin auf

Sicherheitsdienste haben Notiz genommen von Fotos, die aus Berlin gepostet wurden: "Rusitsch on Tour". Mutmaßliche Unterstützer hatten sich an verschiedenen Orten mit dem Abzeichen der "Task Force" fotografiert. Die Bilder aus der deutschen Hauptstadt entstanden vor dem Hintergrund von Brandenburger Tor und Siegessäule. Eine besondere Gefahrenlage bestehe nicht, heißt es. Auch Unterstützer des sogenannten "Islamischen Staats" hatten auf diese Weise von verschiedenen Orten in Deutschland Propaganda gemacht. Ermittlungen der Berliner Polizei gibt es nicht: Das Zurschaustellen des Symbols ist nicht strafbewehrt.

Die Fotos könnten aber durchaus auch als Versuch einer Drohung gemeint sein: "Rusitsch" hat in den vergangenen Monaten vermehrt Interesse am Westen gezeigt. So gab es einen Aufruf der Söldner im Telegram-Kanal, ihnen aus dem Baltikum Informationen zu Truppenbewegungen, Depots und Grenzposten zu liefern. Es sind Informationen, die der russische Geheimdienst eigentlich haben müsste. Dem britischen "Guardian" sagten Experten, das sei ein Zeichen dafür, dass die Neonazi-Truppe sich vom russischen Staat immer unabhängiger mache. Die Erklärung führt zurück zu "Rusitsch"-Kämpfer Topaz und seinem Telegram-Posting: Unzufriedenheit mit Strategie und Vorgehen im Krieg gegen die Ukraine.

Verwendete Quellen
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