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Ukraine-Krieg: Soldaten erheben schwere Vorwürfe


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"Dafür bin ich nicht hier"
Soldaten erheben schwere Vorwürfe gegen ukrainische Fremdenlegion


Aktualisiert am 23.08.2022Lesedauer: 3 Min.
Internationale Freiwillige in der Ukraine: "Ich habe selbst seinen Befehl gehört, alle Möbel, Elektrogeräte und Wertsachen mitzunehmen".Vergrößern des Bildes
Internationale Freiwillige in der Ukraine: "Ich habe selbst seinen Befehl gehört, alle Möbel, Elektrogeräte und Wertsachen mitzunehmen". (Quelle: Screenshot/Twitter @visionergeo)
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Freiwillige aus aller Welt kämpfen in der Ukraine gegen die russische Armee. Jetzt berichten Kämpfer von Selbstmordmissionen und Plünderungen.

Selbstmörderische Missionen, Plünderungen und ein polnischer Gangster als Kommandeur: Es sind schwere Vorwürfe, die ausländische Kämpfer in der Ukraine gegen ihre Einheit erheben und in einem 78-seitigen Bericht zusammengetragen haben. Doch ihre Beschwerden bei der politischen Führung in Kiew blieben offenbar monatelang ungehört, und so wandten sich die Freiwilligen jetzt an die Zeitung "The Kyiv Independent".

Die Vorwürfe betreffen demnach jenen Teil der Fremdenlegion, der dem ukrainischen Militärgeheimdienst GUR untersteht. Diese Gruppe besteht aus bis zu 500 Kämpfern, was einem Drittel des gesamten internationalen Bataillons entspricht. Der größere Teil der Legion wird unmittelbar vom ukrainischen Heer befehligt; von dort wurde bislang nichts bekannt über interne Missstände. Umso haarsträubender klingen die Anschuldigungen gegen die kleinere Einheit.

"Die drei sind die dicksten Kumpel"

Deren Aufsicht liegt eigentlich bei Kyrylo Budanov, den Präsident Wolodomyr Selenskyj erst Ende Juli zum Chef des Geheimdienstkomitees ernannte. Doch über die täglichen Einsätze der Freiwilligen entscheidet offenbar ein ziemlich dubioses Dreiergespann bestehend aus Taras dem Jüngeren, Taras dem Älteren und Sasha. "Die drei sind die dicksten Kumpel", zitiert "The Kyiv Independent" ein Mitglied der Einheit aus den USA.

Den beiden Taras werfen die Soldaten vor, sie wiederholt auf Selbstmordmissionen geschickt zu haben. So berichtet ein US-Kämpfer, wie seine Stellung bei Mykolajiw im Süden der Ukraine von den Russen entdeckt und mit Artillerie beschossen worden sei; die nachgelagerte Einheit sei daraufhin geflüchtet und habe sie ihrem Schicksal überlassen. Ein Kämpfer sei bei dem Angriff getötet worden, drei weitere seien schwer verletzt.

Kapuscinski flüchtete 2014 aus Polen

Gegen seinen Protest habe Taras der Ältere später eine andere Einheit an dieselbe Stelle geschickt, obwohl die Russen die Position kannten, berichtet der US-Kämpfer. Auch bei diesem Einsatz hätten die Russen zugeschlagen und diesmal vier Kämpfer getötet, mehrere verletzt und einen gefangen genommen. Es handle sich um Andrew Hill, den in der "Volksrepublik Donezk" ein Schauprozess und womöglich die Hinrichtung erwartet. Übertroffen wird die Inkompetenz der beiden Taras aber von der kriminellen Energie von Sasha Kuchynsky.

Dieser heißt den Recherchen von "The Kyiv Independent" zufolge eigentlich Piotr Kapuscinski, ist polnischer Staatsbürger und wird in Polen wegen Betrugs gesucht. Dort soll Kapuscinski Mitglied einer kriminellen Vereinigung gewesen sein. Er wurde zu acht Jahren Gefängnis verurteilt und flüchtete 2014 in die Ukraine. Dort wurde 2016 wegen schweren Raubes und sexueller Übergriffe gegen ihn ermittelt, er verbrachte ein Jahr im Gefängnis. Polen beantragte seine Auslieferung, doch die Ukrainer wollten ihm selbst den Prozess machen.

Kapuscinski befahl Plünderungen

Doch stattdessen tauchte Kapuscinski unter, fiel im Mai 2021 noch mal wegen illegalen Waffenbesitzes auf, wurde gegen Kaution aber wieder freigelassen. Nach der russischen Invasion im Februar schloss sich Kapuscinski den ukrainischen Streitkräften an. Für vorbestrafte Ukrainer ist das möglich; unklar ist, warum die Armee auch einen vorbestraften Ausländer aufnahm und diesem auch noch Befehlsgewalt übertrug. In der Fremdenlegion hatte Kapuscinski alias Kuchynsky jedenfalls ziemlich bald einen üblen Ruf.

Versoffen soll er sein und übergriffig, vor allem gegen Frauen. Eine Ärztin habe die Einheit und schließlich die Ukraine wieder verlassen, nachdem Kapuscinski sie immer wieder belästigt habe, berichten die Kämpfer. Zweimal habe er Kämpfern seiner Einheit eine Waffe vorgehalten, sie angeschrien und die Herausgabe von Ausrüstung verlangt, die die Kämpfer von ihren Einsätzen mitgebracht hatten.

Bei der Schlacht um Sjewjerodonezk im Juni befahl Kapuscinski, ein Einkaufszentrum zu plündern: "Ich habe selbst seinen Befehl gehört, alle Möbel, Elektrogeräte und Wertsachen mitzunehmen", erinnert sich ein kanadischer Freiwilliger. Solche Befehle habe es immer wieder gegeben. Ein Freiwilliger aus Kolumbien sagt: "Dafür bin ich nicht in die Ukraine gekommen." Kapuscinski selber habe sich nicht zu den Vorwürfen äußern wollen und an die Armeeführung verwiesen, berichtet "The Kviy Independent". Das Büro von Präsident Selenskyj habe auf Anfrage nicht reagiert.

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