"Da haben wir nicht mit gerechnet" Leuchtturmwärter gesucht – 1.100 Menschen bewerben sich
Für die freie Stelle des Leuchtturmwärters auf Wangerooge sind Hunderte Bewerbungen eingegangen. Das bringt die Verwaltung an ihre Grenzen.
Auf der Suche nach einem neuen Leuchtturmwärter oder einer neuen Leuchtturmwärterin ist die kleine Nordseeinsel Wangerooge mit Bewerbungen überschüttet worden. Rund 1.100 Bewerbungen seien bei der Inselgemeinde eingegangen, sagte Rieka Beewen, Allgemeine Vertreterin des Bürgermeisters auf Wangerooge, der Deutschen Presse-Agentur (dpa). "Das ist wirklich verrückt", sagte sie. "Da haben wir nicht mit gerechnet."
Nach einer größeren medialen Berichterstattung hätten in den vergangenen Wochen Bewerbungen aus ganz Deutschland das Inselrathaus erreicht, teils auch aus dem europäischen Ausland, etwa aus Polen und Tschechien.
Auf die kleine Verwaltung der ostfriesischen Insel komme nun "ein Haufen Arbeit" zu, so Beewen, die auch Kurdirektorin ist. Denn im Rathaus der rund 1.200 Einwohnerinnen und Einwohner zählenden Urlaubsinsel arbeiten gerade mal ein Dutzend Verwaltungskräfte – nur eine Angestellte beschäftigt sich mit der Personalarbeit. "Da müssen wir ihr nun unter die Arme greifen", sagte Beewen mit Blick auf die Bewerberflut. "Das ist alleine nicht zu bewerkstelligen."
Kein Leuchtturmwärter im herkömmlichen Sinne gesucht
Der 39 Meter hohe, denkmalgeschützte Alte Leuchtturm ist eines der Wahrzeichen der Nordseeinsel. Anfang Februar hatte die Gemeinde den ungewöhnlichen Arbeitsplatz per Stellenanzeige ausgeschrieben. Die Insel sucht allerdings keinen Leuchtturmwärter im herkömmlichen Sinne – die gibt es schon seit Ende der 1990er-Jahre nicht mehr an Nord- und Ostsee. Der Leuchtturm, der seit 1969 nicht mehr in Betrieb ist, wird von der Insel touristisch genutzt, etwa als Aussichtsplatz. Laut Jobbeschreibung zählen zu den Aufgaben daher Ticketverkauf, Einlasskontrolle und der Verkauf von Souvenir-Artikeln.
Einige Bewerbungen seien sichtbar nur aus Spaß abgeschickt worden, der Großteil sei aber ernsthaft gemeint, sagte Beewen. Die Inselgemeinde will allen Bewerberinnen und Bewerbern antworten, zunächst würden alle Zuschriften nach und nach gesichtet. Dann soll zu Vorstellungsgesprächen eingeladen werden. Aus dem anvisierten Dienstbeginn Anfang Mai wird laut Beewen allerdings voraussichtlich nichts. Erst müssten alle Bewerbungen abgearbeitet werden.
Personalmangel auf vielen Nordseeinseln
Angesichts der großen Aufmerksamkeit hofft die Inselgemeinde nun, dass sich vielleicht manche der Bewerberinnen und Bewerber auch noch für andere freie Stellen auf der Urlaubsinsel interessieren. Denn wie auf vielen Nordseeinseln zählt der Personalmangel auch auf Wangerooge zu den drängendsten Sorgen der Insulaner. "Das ist ein totales Thema", sagte Beewen. "In der Kinderanimation haben wir zurzeit noch ein Loch und wir sind 14 Tage vor Ostern." Rund um Ostern beginnt an der Küste die Tourismussaison.
Die Kurdirektorin ist zuversichtlich, dass sich unter den vielen Bewerbungen ein passender Kandidat für den Alten Leuchtturm findet. "Unter 1.100 Bewerbern sollte der oder die Richtige für uns dabei sein. Da gehe ich stark von aus", sagte Beewen mit einem Schmunzeln.
- Nachrichtenagentur dpa