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"Dorian": Ausnahmezustand in Florida


Angst vor "Dorian"
Ausnahmezustand in Florida

dpa, Von Shabtai Gold und Jürgen Bätz

02.09.2019Lesedauer: 3 Min.
Hurricane "Dorian" auf einem Satellitenbild: Wie schlimm trifft der Hurrikan Florida?Vergrößern des BildesHurricane "Dorian" auf einem Satellitenbild: Wie schlimm trifft der Hurrikan Florida? (Quelle: UPI Photo/imago-images-bilder)

Notvorräte sind in vielen Supermärkten schon ausverkauft. Die Evakuierungen beginnen. Bürger und Behörden in Florida bereiten sich in letzter Minute auf den hochgefährlichen Hurrikan "Dorian" vor.

Aus dem Radio dröhnen Warnungen, die Nationalgarde geht in Position. Anwohner vernageln Fenster und Türen mit Holzbrettern und platzieren Sandsäcke rund ums Haus: Florida bereitet sich auf den Hurrikan "Dorian" vor.

Am Montagmorgen herrscht Ruhe vor dem Sturm – die Sonne scheint noch durch die Wolken, der Wind wird langsam stärker. Tausende Menschen machen sich bereit, aus den Küstengebieten zu fliehen, bevor starke Windböen und Regen kommen. Die Notunterkünfte weiter im Landesinneren begannen langsam, sich zu füllen.

Haus zugenagelt

"Ich habe mein Haus schon zugenagelt", sagt Jeff Peter im Küstenort Cape Canaveral. Der 62-Jährige wollte am Montagvormittag Notvorräte einpacken, sich ins Auto setzen und die Atlantikküste hinter sich lassen. Für die meisten Menschen in Florida ist es nicht der erste Hurrikan. Peter und andere fragen sich, wie sie ihre Häuser wohl nach der Rückkehr vorfinden werden. Eine Antwort auf die Frage gibt es nicht – nur Hoffnung, dass es schon nicht so schlimm werden wird.

"Dorian" wird am Montag von der höchsten Stufe fünf auf vier herabgestuft. Eine Entwarnung ist das aber nicht. Es drohten weiter "katastrophale Schäden" durch Winde von bis zu 250 km/h, warnen die Behörden.

Die örtlichen Radiosender geben nonstop Tipps, wie sich Anwohner verhalten sollen – von der besten Methode, Sandsäcke zu füllen und in Position zu bringen bis hin zur Vorbereitung des Gartens. "Pflücken Sie Ihre Früchte ab, lassen Sie sie nicht am Baum", erklärt ein Moderator. Der Grund ist, dass die Früchte von Avocado- oder Zitrusbäumen bei den bevorstehenden Hurrikan-Windgeschwindigkeiten zu gefährlichen Geschossen werden können.

Wie schlimm wird es?

"Dorian" soll den Prognosen zufolge nicht direkt auf Florida treffen, allerdings auf seinem Weg nach Norden so nahe an der Küste vorbeiziehen, dass mit Sturmfluten, zerstörerischen Winden, heftigen Regenfällen und Überschwemmungen zu rechnen war. Das Nationale Hurrikan-Zentrum warnt, der Sturm werde "gefährlich nah" an Floridas Ostküste vorbeiziehen. Sollte der Sturm auch nur gering vom prognostizierten Pfad abweichen, könnte er auf Land treffen und für große Schäden sorgen, warnen Meteorologen. Auch die nördlich angrenzenden Bundesstaaten Georgia und South Carolina haben bereits eine Evakuierung der Küstengebiete angeordnet.

Seit Ende letzter Woche haben Anwohner in Florida mit Hamsterkäufen ihre Notvorräte angelegt. In manchen Supermärkten gab es inzwischen kaum mehr abgepacktes Trinkwasser zu kaufen, auch Plastikplanen, Klebeband, Seile, Batterien und Benzinkanister waren oft Mangelware.

Das Restaurant "Grills" in Cocoa Beach versprach seinen Kunden, bis zuletzt offen zu bleiben. "Hau ab, Dorian", hieß es am Sonntagabend auf einem Schild vor dem Restaurant. Ein Feuerwehrmann saß mit seiner Frau, zwei Kindern und der Schwiegermutter auf der Terrasse beim Abendessen. "Nachher starte ich eine 96- oder 100-Stunden-Schicht in der Feuerwache. Ich habe kein Ahnung, was mich erwarten wird", sagte der 42-Jährige Payton. "Nach dem Essen schicke ich Frau und Kind hier raus." Er hoffe, sie nach dem Durchzug des Sturms bald wieder zu sehen.

4.000 Mitglieder der Nationalgarde sind bereit

Auch die Behörden haben sich vorbereitet: Gut 4.000 Mitglieder der Nationalgarde wurden in Florida mobilisiert, Notfallvorräte an Trinkwasser, Essensrationen und Generatoren wurden verteilt. Schweres Gerät wurde stationiert, um umgeknickte Bäume schnell beseitigen können.

Weil auch damit zu rechnen war, dass die zerstörerischen Winde Strommasten umwerfen würden, waren aus anderen Bundesstaaten bereits Hunderte Spezialisten angereist, die dabei helfen sollen, die Stromversorgung nachher wiederherzustellen. Die US-Weltraumbehörde NASA in Cape Canaveral hat auch Vorbereitungen getroffen – die Startrampe ist bereits in Sicherheit gebracht. Die Häfen an der Küste wurden für den Schiffsverkehr geschlossen.

Am Montagmorgen flimmern in einem Hotel bei Cape Canaveral im Fernsehen die ersten Bilder aus den Bahamas, über deren nördliche Inseln "Dorian" seit Sonntag hinweggezogen ist. Sie zeigen die Zerstörungskraft des Sturms. Keiner sagt es laut, doch viele scheinen es zu denken: "Hoffentlich wird es hier nicht ganz so schlimm."


Manche Anwohner wollen sich der behördlich angeordneten Evakuierung widersetzen, darunter Kurt Weller, ein pensionierter Nasa-Ingenieur. "Ich bin bei jedem Sturm der letzten 40 Jahre zuhause geblieben, auch wenn dieser der Schlimmste werden könnte." Der 66-Jährige genießt am Sonntagabend auf dem Strand einen Cocktail und gibt sich gelassen. Er habe zuhause genügend Notvorräte, Alkohol und Unterhaltung gegen die Langeweile. Ihm gehören hier sieben Häuser, die er vermietet. "Ich habe meinen Mietern gesagt: Mauert euch ein oder flieht."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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