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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Unglücke Auf drei Ferieninseln brennt es lichterloh
Der beißende Rauchgeruch war bereits deutlich zu spüren, als die rund 700 Einwohner und Touristen in Estellencs mitten in der Nacht von Beamten hektisch aus dem Schlaf gerissen wurden. Die Gemeinde im Westen von Mallorca wurde am Sonntagmorgen wegen des seit zwei Tagen wütenden Waldbrandes in Windeseile evakuiert. Am Vormittag hatten sich die Flammen schon bis auf tausend Meter an das Dorf herangefressen. Und auch auf zwei weiteren Mittelmeer-Inseln stehen die Wälder in Flammen.
Beim Verlassen der Häuser und Hotels weinten viele Menschen, unter ihnen auch Deutsche. Sogar einer Journalistin des staatlichen Radiosenders RNE liefen Tränen übers Gesicht, als sie mit bewegter Stimme ihren Bericht vortrug. Bewegt habe die Frau ein verängstigtes Kind, das bei einem Feuerwehrmann Trost suchte, berichtete ein Reporter der Zeitung "El País".
Schlimmster Brand in Mallorcas Geschichte
"Hunderte Jahre wurden innerhalb von wenigen Minuten zerstört", klagte der sichtlich mitgenommene Regierungschef der Region Balearen, José Ramón Bauzà. Er meinte die mehr als 2000 Hektar Kiefern- und Steineichenwald, die nach jüngsten Schätzungen in Asche verwandelt wurden. Damit wäre der Brand im Gebiet um die Luxusorte Andratx und Estellencs der schlimmste in der Geschichte Mallorcas. Beim bisher verheerendsten Feuer waren 1992 im östlichen Gebiet um Artà 1960 Hektar Wald den Flammen zum Opfer gefallen.
Mallorca war nicht die einzige Mittelmeer-Insel, die am Wochenende von einem Feuerinferno heimgesucht wurde. Auch auf den griechischen Inseln Rhodos und Kreta brannte es lichterloh. Allein ein Feuer im Süden von Rhodos vernichtete 4000 bis 5000 Hektar.
"Es sieht hier aus wie eine Mondlandschaft"
"Bis zum Abend wollen wir die Front auf Rhodos soweit wie möglich unter Kontrolle bekommen. Die Winde sind noch stark, behindern aber die Arbeit unserer fünf Löschflugzeuge und zwei Hubschrauber nicht", sagte der Sprecher der griechischen Feuerwehr, Nikos Tsongas. Der Bürgermeister der Insel, Stathis Koussournas, bestätigte, die Situation sei besser als in der Nacht zum Sonntag. Dennoch sei das Feuer nicht unter Kontrolle. "Noch nie ist in so kurzer Zeit so viel verbrannt", so Koussournas. Das Feuer im Süden der Insel war am Samstagnachmittag ausgebrochen und hatte sich wegen starker Winde rasch ausgebreitet. Über die Gemeindebezirke Lindos und Süd-Rhodos wurde der Notstand ausgerufen, berichteten griechische Medien.
Auf Kreta war das Feuer am Sonntag zwar unter Kontrolle. Wegen der großen Ausdehnung und der starken Winde gebe es aber noch Brandherde, sagte die Bürgermeisterin von Festos, Maria Patrakogiorgi-Anyfantaki, im Radio. "Es sieht hier aus wie eine Mondlandschaft. Ein riesiges Gebiet ist verbrannt, wir hatten große Schäden an der Infrastruktur. Gewächshäuser, Schafe und Ziegen wurden Opfer der Flammen."
100.000 Liter Wasser bei jeder Runde
Zuvor hatte sich das Stadtoberhaupt der südkretischen Gemeinde im Radio über die Feuerwehr beschwert: deren Hubschrauber sei am Samstag erst vier Stunden nach dem Alarm eingetroffen. Der minoische Palast von Phaistos, nach dem die Kommune benannt ist, sei aber nicht bedroht gewesen, meldeten griechische Medien. Es handelt sich nach Knossos um die bedeutendste Ausgrabungsstätte der Insel.
Auf Mallorca verlief die Brandbekämpfung unterdessen äußerst schwierig. "Sehr starke Winde, Rekordhitze, alles ist gegen uns", schimpfte ein Feuerwehrmann vor Journalisten. Es gebe im betroffenen Gebirgsgebiet oft keine Zugangs- und auch keine Fluchtwege. Man setzte daher vor allem auf die 26 Flugzeuge und Hubschrauber, die bei jeder Einsatzrunde 100.000 Liter auf die Flammen warfen. Optimismus war aber rar.
Ein "schrecklicher, dramatischer Schlag"
Vor allem ältere Menschen, die nach der Evakuierung in der Sporthalle betreut wurden, seien sehr besorgt, verriet Estellencs-Bürgermeister Bartomeu Jover. "Ich werde dieses Land nie wieder so sehen, wie es einmal war", sagte ein älterer Landwirt der spanischen Nachrichtenagentur efe. Regierungschef Bauzà sprach von einem "schrecklichen, dramatischen Schlag".
Geschädigt wurden auch Teile des Tramuntana-Gebirges, das zum UNESCO-Weltnaturerbe zählt. Die dortige Finca "La Trapa" im Gebiet von Sa Dragonera wurde Opfer des Feuers. Das Grundstück hatte die balearische Umweltorganisation GOB vor mehr als 30 Jahren gekauft, um es vor der Bauwut zu schützen. Bereits 1994 war "La Trapa" von einem Waldbrand weitgehend vernichtet worden. Die Umweltschützer, die das Gebiet in den vergangenen Jahren mühevoll wiederaufgeforstet hatten, bedauern nun, man werde wieder von vorn anfangen müssen.
Regierungschef Bauzà sagte, er habe ein "Gefühl der Machtlosigkeit", weil "die Unbesonnenheit eines Menschen" zu der Tragödie geführt habe. Er meinte den Landarbeiter aus Es Capdellá, der Pflanzenreste abgefackelt und so das Feuer ausgelöst haben soll. Der Mann wurde festgenommen, verhört und dann wieder vorläufig auf freien Fuß gesetzt. "Ich war auf dem Sofa", sagte der 42-Jährige nach Medienberichten der Polizei.